Schule mit Courage:Ganz offen gegen Rechts

Schule mit Courage: Auch das Freisinger Josef-Hofmiller-Gymnasium gehört zum deutschlandweiten Netzwerk "Schule mit Courage".

Auch das Freisinger Josef-Hofmiller-Gymnasium gehört zum deutschlandweiten Netzwerk "Schule mit Courage".

(Foto: Marco Einfeldt)

Über was Freisings Wirte noch diskutieren, ist bei einigen Schulen schon üblich. Sie sind Mitglied in einem deutschlandweiten Netzwerk und wenden sich mit einem Schild an der Eingangstür gegen Rassismus in jeder Form

Von Eva Zimmerhof

An einigen Wirtshäusern wird künftig vielleicht eine Erklärung gegen Rassismus prangen. Doch während die Wirte noch darüber nachdenken, sind ein paar Schulen im Landkreis längst soweit und Mitglied des deutschlandweiten Netzwerkes "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" (SOR-SMC). Schwarz auf Weiß und Weiß auf Schwarz prangt an diesen Schulen ein Schild im Eingangsbereich: Es ist eine Auszeichnung und ein Versprechen zugleich. Doch während einige Schulen von der Idee, sich mit - teils auch öffentlichen - Aktionen für Toleranz stark zu machen, begeistert sind, sehen andere Schulleiter keinen Handlungsbedarf. Oder sie wollen die Thematik ausschließlich schulintern besprechen.

In Moosburg stellen sich mit der Kastulus-Realschule und dem Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium zwei Schulen öffentlich dem Rassismus entgegen, von den weiterführenden Schule in Freising beteiligt sich hingegen nur eine einzige Schule an der Initiative. Das Josef-Hofmiller-Gymnasium (JoHo) trägt das Prädikat seit dem Schuljahr 2011/2012. Noch immer ist Schulleiterin Hedwig Stock-Archner von dem Dauerprojekt, das zu einer Großveranstaltung pro Jahr verpflichtet, überzeugt: "Das war eine großartige Idee der Schulsprecher", sagt sie. Das hätten auch die Schüler und Lehrer so empfunden, so Stock-Archner. "Etwa 80 Prozent der Schüler und Lehrer haben das unterschrieben." Notwendig seien 70 Prozent. Per Unterschrift verpflichten sich die Schüler und Lehrer, "sich künftig gegen jede Form von Diskriminierung an ihrer Schule aktiv einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema durchzuführen", wie es auf der Webseite der Initiative "Schule mit Courage" heißt. "Jedes Jahr haben wir nun ein großes Projekt, das einige Lehrer fest betreuen", berichtet die Schulleiterin. 2014 sei dieses wegen des schlechten Wetters "buchstäblich ins Wasser gefallen" - eigentlich war im September ein Fest der Nationen unter freiem Himmel geplant - die Schüler hätten dann nur noch eine Ausstellung zu landestypischen Eigenheiten erarbeiten können.

Doch für das kommende Jahr hat sich Hedwig Stock-Archner wieder einen "großen Spendenlauf durch die Innenstadt" vorgenommen. "2012 hatten wir schon mal einen", so die Schulleiterin begeistert. "Der Marienplatz war rappelvoll und OB Eschenbacher hat selbst den Startschuss gegeben." Wer die gesammelten Spenden erhalte, entschieden die Schüler. Geld floss etwa schon an den Verein Mibikids, der ausländischen Kindern kostenlosen Deutschunterricht ermöglich, oder an Exit, ein Programm für Aussteiger aus der rechten Szene.

Beim nächsten Spendenlauf wäre er auch "gerne wieder mit dabei", sagt Christian Magerl, MdL (Bündnis 90/ Die Grünen), selbst wenn er "nur 100 Meter weit" komme. Magerl ist neben dem Kabarettisten Eisi Gulp einer der Paten der Initiative am JoHo. Natürlich könnten sich die Schüler mit Fragen an ihn wenden und er komme dann auch in die Schule, um mit ihnen zu reden, verspricht der ehemalige JoHo-Schüler. Das Neufahrner Oskar-Maria-Graf-Gymnasium hat mit dem Comedian Chris Boettcher als Paten ebenfalls bayerische Prominenz verpflichtet. Auch diese Schule trägt das Anti-Rassismus-Prädikat und ist zudem europäische Comenius-Schule. Die Neufahrner Schüler haben etwa in einem P-Seminar mit dem Thema "School against Racism - Music for Mutual Respect" einen Protestsong geschrieben. "I have to explain - we are all different - but still the same", lautet der Refrain.

Andere sehen die Toleranz an ihren Schulen sowieso gelebt und keine Notwendigkeit für das Projekt. "Ich sehe keinen Bedarf" , sagt Juliane Dorfmüller, Schulleiterin der Paul-Gerhardt-Mittelschule. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund sei an der Schule relativ hoch und es gebe eine Übergangsklasse. "Wir kommen auch so gut miteinander aus." "Wir verstehen uns als Schule ohne Rassismus, ohne das Prädikat zu haben", so auch Renate Bruckmeier, Leiterin der Mittelschule Neustift. "Wir haben hier ein buntes Spektrum von Schülern aus vielen Nationen." Eine hundertprozentige Gerechtigkeit gebe es bei der Gleichbehandlung nicht, sagt indes Werner Kusch, Leiter der Wirtschaftsschule. "Aber es gibt hier keine ernst zu nehmenden Probleme. Wenn wir eines haben, klären wir das intern." Auch die Wirtschaftsschule lebe das Motto ohne das Prädikat "jeden Tag mit 28 verschiedenen Nationen" "Natürlich ist das Thema Toleranz im Rahmen unserer Werteerziehung ein Dauerbrenner", sagte Schuldirektor Manfred Röder vom Dom Gymnasium. Doch sie seien "bisher noch kein Mitglied" der Initiative.

Weitere Infos zur Initiative unter www.schule-ohne-rassismus.org

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