Schreckliches Verbrechen:51-jährige Frau erschlagen

Am Mittwochabend findet eine 19-Jährige in Erding die Leiche ihrer Mutter in der Garage. Der mutmaßliche Täter, ein 54-jähriger Gastronom aus Freising, der früher mit der Frau liiert war, wirft sich vor einen Zug

Von Florian Tempel

Erneut ist eine Frau in Erding Opfer eines Gewaltverbrechens geworden: Am Mittwochabend hat eine 19-Jährige gegen 20 Uhr die Leiche ihrer 51 Jahre alten Mutter in der Garage ihres Wohnhauses gefunden. Die Frau ist mutmaßlich von ihrem früheren Lebensgefährten durch massive Schläge gegen ihren Kopf getötet worden. Fast zur gleichen Zeit, als die Leiche entdeckt wurde, hat sich der 54 Jahre alte Ex-Partner der Getöteten, der Freisinger Gastronom Enzo S., an einem Bahnübergang bei Holzkirchen (Landkreis Miesbach) vor einen Zug geworfen und ist dabei ums Leben gekommen. Die Tochter, die die Leiche ihrer Mutter entdeckte, und ihre Zwillingsschwester wurden nach der Alarmierung der Polizei vom Kriseninterventionsteam betreut.

"Es klingt plausibel", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Landshut, Oberstaatsanwalt Markus Kring, dass der Ex-Freund vor seinem Freitod seine ehemalige Lebensgefährtin in Erding erschlagen hat - "aber richtig nachgewiesen ist das noch nicht". Denn die Polizei habe zum Beispiel keinen Abschiedsbrief des Mannes gefunden, in dem er die Tat gestanden habe, so Kring.

Die Getötete hatte seit etwa fünf Jahren zusammen mit zwei Töchtern in einer Doppelhaushälfte nahe der Beruflichen Oberschule in Erding gelebt. Das Opfer und der mutmaßliche Täter waren nach Aussage von Nachbarn mehrere Jahre lang liiert, bevor sie die Beziehung im Streit beendeten. Die Frau hatte nach der Trennung einen neuen Lebensgefährten gefunden.

Enzo S. war seit 30 Jahren in der Gastronomie tätig. Zuletzt führte er in der Freisinger Altstadt ein italienisches Bistro, das er im Mai 2013 eröffnet hatte. Offenbar lief das Lokal jedoch nicht gut. Es ist schon seit Wochen geschlossen, vor der Tür sind die Tagesangebote auf der Schiefertafel ausgewischt - das Lokal wird seit geraumer Zeit im Internet für eine Neuverpachtung angeboten. Den Lerchenfeldern dürfte Enzo S. aus seiner Zeit als Betreiber eines italienischen Restaurants im ehemaligen Lerchenfelder Hof bekannt sein. Gelebt haben soll er zuletzt in Moosburg.

Eine genaue Klärung des Fall erhoffen sich die Ermittler nun von der Obduktion der Leichen. Falls sich "wechselseitige Blutspuren" oder anderes DNS-Material an beiden Leichen finden ließe, wäre das ein wohl klarer Beweis, sagte ein Polizeisprecher. Die Spurensicherung am Tatort hatte bereits am Mittwochabend begonnen, dauerte bis lang in die Nacht und wurde am Donnerstag fortgesetzt. Die Ermittler fotografierten und vermaßen unter anderem das Auto der Getöteten, an dem deutliche Blutspuren an der Fahrertür zu sehen waren. Ob der Täter mit einem Gegenstand auf die Frau eingeschlagen hat, blieb bislang offen. Ein Tatwerkzeug hat die Polizei nicht gefunden. Wichtige Spuren, die zur genauen Klärung beitragen, könnten in einem Mietwagen zu finden sein, den der mutmaßliche Täter zuletzt gefahren hat. Dieses Auto, ein weißer Golf mit dem Wiesbadener Kennzeichen WI - AR 7889, konnte die Polizei bislang nicht sicherstellen. Die Kriminalpolizei in Erding nimmt Hinweise zu diesem Fahrzeug telefonisch entgegen (0 81 22/96 80).

Erst Ende 2013 ist in Erding eine 60 Jahre alte Frau mutmaßlich von ihrem Ehemann, einem Erdinger Frauenarzt, erwürgt worden. Gegen den 55-Jährigen, der seitdem in Untersuchungshaft sitzt, aber die Tat bestreitet, ist mittlerweile Anklage erhoben worden. Sollte sich im neuen Fall herausstellen, dass Enzo S. seine früherer Lebensgefährtin erschlagen hat, wird es kein Verfahren geben. Die Akten werden dann, ebenso wie im Fall eines 41-jährigen Mannes, der Anfang Juni in Finsing seinen elfjährigen Sohn und sich selbst mit Kohlenmonoxid vergiftete, in wenigen Monaten geschlossen.

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