Schnee und Glatteis:Nichts geht mehr

Vor allem auf den Autobahnen ereignen sich viele Unfälle, der Berufsverkehr steht in kilometerlangen Staus

Petra Schnirc

Es waren nur wenige Zentimeter Neuschnee, dennoch kamen die Autofahrer am Dienstagmorgen nur sehr langsam - oder gar nicht mehr - voran. Vor allem auf der A 92 stand der Verkehr zwischen den Ausfahrten Erding und Freising-Mitte zeitweise auf einer Länge von sechs Kilometern. Das Problem sind laut Hans Stöcker derzeit die extremen Temperaturen: "Das Salz beginnt später zu wirken", erklärte der Leiter der Autobahnmeisterei Freising. Entsprechend glatt war es auf den Straßen. Die meisten Unfälle verliefen glimpflich, bei Gründl in der Marktgemeinde Nandlstadt aber erlitt eine 25-Jährige schwere Verletzungen, als ihr Wagen in einer langgezogenen Kurve ins Rutschen geriet und mit einem Bus kollidierte.

Hinter den Räumdiensten liegt, in einem bisher ruhigen Winter, eine anstrengende Nacht: Seit zwei Uhr waren die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei verstärkt im Einsatz, fünf Teams räumten auf der A 92 zwischen Landshut-West und Feldmoching sowie am Flughafenzubringer den Schnee von der Fahrbahn. Im starken Berufsverkehr blieb das Chaos nicht aus: Aus sonst üblichen 30 Minuten Fahrtzeit wurden schnell eineinhalb bis zwei Stunden. Zum Teil kilometerlang mussten Autofahrer mit Tempo 30 bis 40 hinter dem Winterdienst herfahren, durch querstehende Fahrzeuge kam es zu weiteren Verzögerungen. Auch fünf kleinere Unfälle mit Blechschaden registrierte die Verkehrspolizei Freising am Morgen auf den Autobahnen im Landkreis.

Die schneeglatte Fahrbahn wurde auch einem Lastwagenfahrer zum Verhängnis, als er von der Autobahnausfahrt bei Moosburg nach links auf die B 11 in Richtung Landshut abbiegen wollte. An der Haltelinie kam der 7,5-Tonner nicht rechtzeitig zum Stehen und rutschte in die Straße hinein. Eine 18-Jährige fuhr frontal in die linke Seite des Lastwagens, die junge Frau wurde leicht verletzt. In Moosburg krachte es gegen 6.40 Uhr zudem an der Kreuzung B 11/Landshuter Straße - ein Autofahrer, der Richtung Stadtmitte abbiegen wollte, hatte den Gegenverkehr übersehen. Die Freisinger Polizei lobte dagegen die "vorsichtige und vorausschauende Fahrweise" der meisten Autofahrer - in ihrem Einzugsbereich ereignete sich am Vormittag kein einziger Glätteunfall.

Auch auf den Bundes- und Staatsstraßen ging es zeitweise nur im Schritttempo voran, vor allem an Steigungen wie der Amperleite oder auf der B 11 bei Langenbach. Die Straßenmeisterei in Marzling war mit sieben großen Räumfahrzeugen unterwegs, kam wegen des dichten Verkehrs teilweise aber selber kaum voran, wie Leiter Ewald Backes schilderte. Aufgrund der großen Kälte waren viele Straßen auch am Nachmittag - zumindest in der Mitte zwischen den Fahrstreifen - nicht komplett schneefrei. Dies wäre nur mit einem extrem hohen Streusalz-Einsatz möglich, sagte Backes, das aber sei nicht zu vertreten. Auch im Bereich der Fahrbahnen maß die Straßenmeisterei mit Hilfe kleiner Thermometer Temperaturen von minus zehn bis zu minus zwölf Grad.

Auf der S-Bahn-Linie 1 gab es am Dienstagvormittag nach Auskunft der Bahn kaum Verzögerungen, in zwei Fällen kam es in Neufahrn zu Problemen beim Koppeln und Entkoppeln. Ein Regionalzug nach München musste in der Früh gegen 6.40 Uhr 20 Minuten lang in Gündlkofen pausieren, konnte dann aber weiterfahren, nachdem der Lokführer den Schaden behoben hatte.

In München kam es bei Bussen und Trambahnen aber zu "erheblichen Behinderungen und Verspätungen", wie ein Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sagte. Eng ging es auch in der U-Bahn zu. Wegen des Winterwetters drängten zusätzliche Fahrgäste in die Waggons. In der Nacht zum Dienstag froren an zwei Zügen die Bremsen fest. Hinzu kommt, dass die MVG seit Wochen mit Problemen bei Zügen zweier Baureihen zu kämpfen hat. Daher stehen viele U-Bahnen derzeit in der Werkstatt in Fröttmaning - und verschärfen so die Engpässe im Untergrund.

Am Münchner Flughafen wurden bis zum Nachmittag 20 Flüge annulliert, bei etwa 270 Flugzeugen liefen Verspätungen von 30 Minuten oder mehr auf. Der Airport ließ die beiden Landebahnen abwechselnd räumen, zudem mussten alle Maschinen vor dem Start enteist werden.

Im Stress sind auch die Pannenhelfer des ADAC: Pro Tag gehen bundesweit knapp 30 000 Notrufe ein - dreimal so viele wie an einem Durchschnittstag. Wegen der Tiefsttemperaturen machen mehr Autobatterien schlapp, zudem flockt bei vielen Diesel-Pkw der Treibstoff aus.

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