Schädling vermehrt sich rasch:In der Hormonfalle

Seit 2006 überwacht die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft via Monitoring den Borkenkäferbefall von Bäumen. Aktuell meldet sie intensive Schwärmflüge und ruft Waldbesitzer zu Kontrollen auf

Von Marlene Krusemark, Freising

Nicht nur bei den Menschen haben in den vergangenen Tagen die Sommergefühle Einzug gehalten, auch ein etwas unangenehmer Zeitgenosse freut sich über das warme Wetter: Der Borkenkäfer vermehrt sich momentan rapide. Die bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft meldet einen der intensivsten Schwärmflüge seit Einrichtung des Borkenkäfermonitorings im Jahr 2006.

Mit Hilfe des Monitorings überwacht die Abteilung Waldschutz den Baumbefall, um auf ihrer Website darauf aufmerksam zu machen, sobald eine Gefahr von den Käfern ausgeht. Dies wird mit Hormonfallen ermittelt: Die Fallen locken männliche Borkenkäfer an, wodurch an den Messstellen festgestellt werden kann, ob eine Befallszunahme vorliegt. Das Problem bestehe schon seit Anfang März und nehme mit dem besseren Wetter zu, erklärt Johann Seidl von der Landesanstalt.

Vorher hatten die Käfer unter der Rinde überwintert, nun machen sie sich an die Fortpflanzung und besiedeln auch stehende Bäume, wie der Experte schildert. Nützlich für das Ökosystem Wald ist der Borkenkäfer, solange er kranke Bäume zersetzt. Schädlich wird er, wenn er sich explosionsartig vermehrt und stehende Bäume befällt, aus denen noch Holz hergestellt werden soll - dadurch kann es zu enormen wirtschaftlichen Schäden kommen.

Zu unterscheiden ist zwischen zwei Arten von Borkenkäfern, die eine Gefahr für die Bäume darstellen: Kupferstecher und Buchdrucker. Während der Kupferstecher vornehmlich Schäden an Jungbäumen verursacht, sucht sich der Buchdrucker die stärkeren Bäume für den Befall aus. Der Borkenkäfer sei ein "dynamischer Käfer, der mehrmals im Jahr Bruten anlegen kann - das Ziel ist immer Vermehrung", erklärt Johann Seidl den Prozess. So bohren sich die männlichen Käfer in den Baum, legen dort die sogenannte "Rammelkammer" an und locken weibliche Käfer an. Diese bauen dann den "Muttergang", entlang dessen sie die Eier ablegen. Aus den Eiern schlüpfen schließlich die Larven, die beginnen, weitere Gänge in den Baum zu fressen. Auf diese Art und Weise kann ein Weibchen unter günstigen Bedingungen pro Jahr mehr als 100 000 Nachkommen erzeugen, die dem Baum die Wasserzufuhr abschneiden und ihn dadurch zum Absterben bringen.

Der Borkenkäfer ist ungefähr fünf Millimeter lang, der Kupferstecher nur knapp zwei: Trotzdem geht von den Insekten eine erhebliche Gefahr für die Bäume aus. Die Waldbesitzer werden daher vom Landesamt dazu angehalten, so schnell wie möglich auf die Situation zu reagieren und zu kontrollieren, ob ihre Bäume Borkenkäferbefall aufweisen. Vornehmlich betroffen sind Fichten - um zu erkennen, ob der Borkenkäfer sich im Baum eingenistet hat, sollten die Waldbesitzer unverzüglich auf Bohrmehl-Suche gehen, sagt Johann Seidl. Vor allem an trockenen Tagen lässt sich das braune Mehl beispielsweise an den Wurzeln erkennen. Ein weiterer Anhaltspunkt für einen Befall sei, ob die Krone grün aussehe oder schon gelblich. Selbst wenn noch keine akuten Krankheitszeichen sichtbar seien, müsse der Baum dann entrindet und abtransportiert werden. Diese Maßnahme schütze vor einer Zunahme des Befalls. Auch durch Verbrennung des betroffenen Materials könne man sich vor einer weiteren Ausbreitung des Borkenkäferbefalls schützen.

Was beim Kampf gegen den Borkenkäfer zu beachten ist und was man als Waldbesitzer für Optionen zum Schutz seiner Bestände hat, lässt sich dem Borkenkäferinfoportal der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Internet entnehmen: www.lwf.bayern.de.

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