Rückschnitt an der Amperleite:Chance für Gräser und Kräuter

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Auch gröbere Einsätze können im Sinne des Naturschutzes sein, wie hier bei einer überalterten Hecke an der Zollinger Amperleite. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landschaftspflegeverband nimmt sich einer strukturarmen Hecke in Zolling an - sie soll sich wieder in einen vielfältigen Lebensraum verwandeln

Von Katharina Aurich, Zolling

Eine zweieinhalb Kilometer lange artenarme Hecke, die in Zolling gegenüber dem Feuerwehrhaus die Amperleite hinaufführt, wird der Landschaftspflegeverband Freising wieder in Schuss bringen. Fachleute werden die Sträucher mit der Motorsäge ausschneiden, sodass sie im Frühjahr gut nachwachsen können und Licht auf den Boden fällt, damit Gräser und Kräuter eine Chance haben, sich zu entfalten. Matthias Maino vom Landschaftspflegeverband hatte das Projekt ins Rollen gebracht.

Am Donnerstag traf er sich mit Bürgermeister Max Riegler, der sich über diese Kooperation freut, Gerda Kössler vom Amt für Naturschutz und Landschaftsplanung im Landratsamt sowie Vertretern der Landwirtschaftsämter zum offiziellen Start des Projekts. Mit dabei waren auch Walter Bott, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Freising, sowie Landwirt Ludwig Ertl, der über Spezialmaschinen zur Heckenpflege verfügt. Maino sprach von einer "Win-win-Situation", denn die Gemeinde sei verpflichtet, die Hecke zu pflegen. Bisher hatten dies die Bauhofmitarbeiter übernommen, die nun entlastet seien.

36 000 Euro kosten die Pflegemaßnahmen, die alljährlich im Januar und Februar nach einem detaillierten Konzept umgesetzt werden, wie Maino schilderte. 24 000 Euro steuern jeweils zur Hälfte Freistaat und EU bei, den Rest übernimmt die Gemeinde. Die Hecke, die an einem Feldweg entlang verläuft, war über Jahre hinweg ausschließlich nach Kriterien der Verkehrssicherheit gestutzt worden und hat sich zu einer "strukturarmen Wand" entwickelt, eine Verjüngung sei dringend notwendig, erläuterte Maino.

Den Pflegeplan hat Tobias Oehmen vom Landschaftspflegeverband entwickelt und überwacht nun die Ausführung. In den 1970er Jahre hatte die Gemeinde Zolling die Hecke im Zuge der Flurbereinigung erworben und ist seitdem für die Pflege zuständig. Das grüne Band zwischen Acker und Weg besteht aus 15 Meter langen Abschnitten mit unterschiedlichen Sträuchern wie Weißdorn, Hasel oder Pfaffenhütchen, die von Bäumen unterbrochen werden. Nun werden die Sträucher zurückgeschnitten, es soll jedoch Totholzmaterial als Lebensraum für Insekten übrig gelassen werden. Die Heckenpflege sei in etwa mit dem Haareschneiden beim Menschen zu vergleichen, die danach auch wieder kräftiger wachsen, sagte Maino.

Über die Maßnahme freuten sich auch die Landwirte, da die Hecke nicht mehr ungehindert in die Äcker hineinwächst, sowie die Jäger, weil sich das Wild in der Hecke verstecken und dort die frischen Triebe und das Gras, das im Frühjahr nach dem Schnitt wieder unter den Sträuchern wachsen, fressen kann. Maino hofft, dass das Projekt auch in anderen Gemeinden Schule machen wird, denn es gäbe viel zu tun in Sachen Landschaftspflege für die Natur. Nicht nur die Hecke in Zolling bedürfe einer Verjüngung, damit wieder eine größere Vielfalt entstehen kann . Neben der fachlichen Umsetzung sieht Maino seine Aufgabe aber vor allem darin, die Fördermittel zu beantragen, sodass sich die Kosten für die Kommunen in Grenzen halten, betonte er. Und noch eine Sache ist dem Naturschützer wichtig: Wenn irgendwo draußen eine Motorsäge heult, bedeute dies nicht automatisch, dass Natur zerstört werde. Im Falle der Zollinger Hecke setzten Fachleute mit aufwendiger Handarbeit einen ausgeklügelten Pflegeplan um, damit sich dort im Frühjahr wieder Vögel und Insekten ansiedeln.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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