Rückblick:Ohne Parteizwänge

Rückblick: Ihr 20-jähriges Bestehen haben vor Kurzem die Freien Wähler in Au gefeiert. Ebenso lang verfügen sie über die Mehrheit im Marktgemeinderat.

Ihr 20-jähriges Bestehen haben vor Kurzem die Freien Wähler in Au gefeiert. Ebenso lang verfügen sie über die Mehrheit im Marktgemeinderat.

(Foto: privat)

FWG setzt sich in Au seit 20 Jahren für das "Wohl der Bürger" ein

Von Peter Becker, Au

Es war kein Faschingsscherz: Zum Jahresbeginn 1978 scharte sich im Vorfeld der anstehenden Kommunalwahl eine Gruppe Auer Bürger um Horst Heidecker zu einer Aufstellungsversammlung. Der Wahlvorschlag umfasste 13 Kandidaten. Drei davon, Siegfried Bauer, Heidecker und Josef Zellner, schafften wenige Wochen später tatsächlich den Sprung in den Marktgemeinderat. Es war die Initialzündung zur Gründung der Freien Wähler (FWG) in Au, die freilich erst 18 Jahre später erfolgte. Vor Kurzem blickte die Gruppierung auf ihr 20-jähriges Bestehen zurück.

1984 setzte die FWG ihren Erfolgszug fort. Der damalige Bürgermeister Willi Kobl (CSU) wechselte zu den Freien Wählern über. Prompt wurde er wiedergewählt. Mit seiner Stimme hatten die nunmehr acht Markträte der FWG im Sitzungssaal das Sagen. Heidecker war seinerzeit Dritter Bürgermeister. Sechs Jahre später waren die Freien Wähler wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt: Kobl hatte sich in den Ruhestand verabschiedet, zwei Gemeinderäte wechselten zur CSU, die in der Folge wieder den Bürgermeister stellte. Siegfried Bauer, Heidecker und Zellner waren die einzigen FWG-Kandidaten, die den Einzug in den Markgemeinderat schafften.

Sechs magere Jahre folgten. Reichlich dafür entschädigt fühlten sich die Freien Wähler am 10. März 1996: Karl Ecker erreichte mit 56 Prozent der Stimmen die Mehrheit bei der Bürgermeisterwahl, acht Kandidaten schafften den Sprung in den Gemeinderat. Rückblickend wunderte sich Ecker in seiner Festrede, dass er den Mut dazu aufgebracht hatte, in der Wahl zum Bürgermeister anzutreten. "Ich hatte damals für mich keine Pläne geschmiedet, so weit in die Kommunalpolitik einzusteigen." Die notwendige Überzeugungsarbeit hatte der heutige Ehrenvorsitzende Heidecker geleistet.

Ecker gestand, dass er sich damals keine allzu hohen Ziele gesteckt hatte, um bei den ersten Enttäuschungen nicht gleich die Lust zu verlieren. Als er merkte, dass man mit viel Fleiß und der Unterstützung der richtigen Leute viel erreichen kann, hatte er seine Vorhaben schnell erreicht. "Und dann ging's richtig los." Etwa mit der Ausweisung des Gewerbegebiets, das reichlich Geld in die Kasse der Gemeinde spülte. Dies floss im Lauf der Jahre in die Gestaltung des Marktplatzes, den Bau der Hopfenlandhalle und die Finanzierung der Realschule in Au.

Nach der Wahl 1996 war der Wunsch laut geworden, die lose Wählergemeinschaft in einem Verein zusammenzuführen. In die Tat umgesetzt wurde das im Mai 1996. Bei der Gründungsversammlung waren 17 Personen anwesend, die fürderhin als Freie Wählergemeinschaft Au firmierten. In der Satzung ist definiert, dass der Verein zum "Wohle der Bürger der Marktgemeinde Au in der Kommunalpolitik wirken" will, unabhängig von Parteirichtlinien oder ideologischen Direktiven. Erster Vorsitzender war Heidecker. Heiner Barth war Schriftführer und Josef Petz führte die Kasse.

Die folgenden Kommunalwahlen verliefen ähnlich erfolgreich, auch wenn es in den Wahlkämpfen bisweilen ruppig zuging. Ecker ist seitdem Bürgermeister und die Freien Wähler verfügen über die Mehrheit im Marktrat. 2002 stimmten 83 Prozent der Bürger für Ecker, zwölf Kandidaten schafften den Sprung ins Gremium. Als Konsequenz stellten sie in Karl Dreier und Rita Briem die stellvertretenden Bürgermeister. Aktuell stellt die FWG elf Gemeinderatsmitglieder. Eckers Stellvertreter sind Hans Sailer (FWG) und Martin Linseisen junior (CSU/PfW).

Ecker sieht das Erfolgsrezept der Gruppierung darin, dass sie sich dazu bekennt, "Bürgerpolitik statt Parteipolitik" zu machen. Dies habe sich bewährt und ziehe sich wie ein roter Faden durch die vergangenen 20 Jahre.

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