Kräuterweihe:"In vielen Legenden kommen Kräuter vor"

Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge über die den Brauch an Maria Himmelfahrt - und was Kräuter mit dem Kirchenfest zu tun haben.

Kristina Milz

Am Sonntag wurde Mariä Himmelfahrt gefeiert, eines der Hochfeste der katholischen Kirche. An diesem Tag haben viele Menschen einen Kräuterstrauß zum Gottesdienst mitgebracht, um ihn weihen zu lassen - doch was steckt eigentlich hinter dem alten Brauch? Kristina Milz sprach mit Rudolf Goerge, Kreisheimatpfleger im Landkreis Freising, über Vergangenheit und Gegenwart der christlichen Kräuterweihe.

Katholiken feiern Mariae Himmelfahrt

Katholiken feiern Mariae Himmelfahrt - und lassen in der Kirche ihre Kräuterbuschen weihen.

(Foto: ddp)

SZ: Wie entstand denn eigentlich der Brauch der Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt?

Rudolf Goerge: Es ist sehr schwierig, den Ursprung des Brauchs festzustellen. Darüber gibt es ziemlich viele Spekulationen. Die erste Erwähnung einer Messe, in der Kräuter geweiht wurden, stammt aus dem mittelalterlichen Sachsenspiegel, dem ältesten Rechtsbuch Deutschlands. Nach der neuesten Forschung handelt es sich bei der Kräuterweihe um einen christlichen Brauch. Sie findet spätestens seit dem 14. Jahrhundert immer in der Hochblütezeit der Natur statt, wenn die Ernte ansteht. Im Laufe des Mittelalters wurde die Weihe zum Teil aber auch für abergläubische Zwecke missbraucht, aber der Ursprung ist wohl schon christlicher Natur.

SZ: Was hat der Kräuterstrauß denn mit dem Kirchenfest Mariä Himmelfahrt zu tun?

Goerge: In vielen Legenden, die sich um die Heilige Maria ranken, kommen auch Kräuter vor. So gibt es zahlreiche Bilder seit der Gotik, die in Marias leerem Grab nach ihrer Auffahrt in den Himmel Rosen und andere Blumen zeigen. Auch ist in den Legenden von einem Blumenduft die Rede, der aus dem Grab aufsteigt. Auf vielen Marienbildern sind außerdem Kräuterzweige abgebildet. Der im Volksmund "Frauendreißiger" genannte Zeitraum von Mariä Himmelfahrt bis Maria Geburt am 8. September ist die Zeit des Jahres, in dem die volle Fülle an Kräutern auf den Felder vorhanden ist. Auch hier lässt sich eine Verbindung zwischen den Kräutern und Maria vermuten.

SZ: Was genau und wie viel wird denn in einen solchen Kräuterstrauß alles eingebunden?

Goerge: Das ist je nach Region höchst unterschiedlich. In der Holledau zum Beispiel bindet man bis zu 99 Kräuter in einen Strauß. In manchen Gebieten verwendet man nur sieben Kräuterarten. Grundsätzlich verwendet man Kräuter, an deren Heilkraft man glaubt. Dazu gehören etwa Johanniskraut, Kamille oder auch Baldrian. Auch verschiedene Getreidesorten können in den Kräuterstrauß eingebunden werden. Und meistens ist in der Mitte des Straußes auch noch eine Königskerze.

SZ: Wie verbreitet ist die Kräuterweihe im Landkreis Freising?

Goerge: Im Prinzip ist die Kräuterweihe heute vor allem noch im süddeutschen Raum vorzufinden, das gilt natürlich auch für den Kreis Freising. Auf dem Land ist der Brauch nach wie vor sehr verbreitet, da haben wir Frauenbünde, die die Kräuter binden und dann auch verkaufen. Aber auch in der Stadt sieht man sehr viele Leute, die ihre Kräutersträuße in der Messe weihen lassen. Es gibt viele Leute, die ihre Kräuter zu Mariä Himmelfahrt selbst binden - mit allem, was im eigenen Garten so wächst. Meine Frau und ich machen das auch jedes Jahr. Unser Kräuterstrauß kommt dann ans Kreuz, wir legen Wert auf diesen Brauch.

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