Reitsport im Landkreis:Warteliste für Reitstunden

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Wer Reiten lernen möchte, muss sich in Geduld üben, die wenigen Reitschulen im Landkreis sind völlig ausgebucht. Der Kauf eines eigenen Pferdes freilich geht schnell ins Geld, vom Unterhalt ganz zu schweigen

Von Laura Caspari, Landkreis

Ob zu Weihnachten oder zum Geburtstag, auf dem Wunschzettel vieler Kinder steht ganz oben ein Pony oder ein Pferd. Die routinierte Antwort der Eltern auf solche Wünsche lautet dann meist: "Lern doch erst mal Reiten." Im Freisinger Landkreis wird das allerdings immer schwieriger.

"Wir haben zurzeit etwa 40 bis 50 Kinder auf der Warteliste", sagt Katrin Juling vom Reit- und Fahrverein Freising in Massenhausen. Denn Reiten ist in Mode, wie Juling weiß, "wir steigern jedes Jahr unsere Mitgliederzahlen." Und das, obwohl der Verein in den vergangenen Jahren immer mehr Reitstunden angeboten hat. Jetzt aber ist das Limit erreicht: "Der Unterricht ist nicht genug, aber wir haben nur 14 Schulpferde", erklärt Juling. Außerdem sei die Halle zu klein, um mehr Stunden anzubieten. Jedes der 14 Reitschulpferde wird auf der Homepage des Vereins vorgestellt. Die Auswahl reicht von Shetlandpony "Gimli von Zwergesstolz" für die kleinen Reiter ab einem Alter von vier Jahren bis zum Hannoveraner "Glamour". Etwa 150 Reitschüler kommen jede Woche in den Stall nach Massenhausen, darunter auch viele Familien. Die größte Herausforderung ist dabei, einen passenden Termin mit den Kindern zu vereinbaren. Weil diese viel zu tun hätten, sei es schwieriger als früher, passende Zeiten für Reitstunden zu finden, so Juling. Wer aus Freising kommt, sitzt sowieso mindestens zehn Minuten im Auto, um zum nächsten Reitstall zu kommen. Eltern von pferdebegeisterten Kindern müssen ihren Nachwuchs also stets zum Stall fahren, solange diese noch nicht selbst mobil sind.

Brigitte Bauer, die Kindern ab sechs Jahren am Ponyhof Bauer in Enghausen Reitunterricht gibt, hat ein ähnliches Problem. "Die Nachfrage ist groß, wir haben eine Warteliste von sechs bis neun Monaten", erklärt sie. Einen neuen dauerhaften Platz könne sie erst anbieten, wenn ein Kind ganz mit dem Reiten aufhöre. Die meisten ihrer Reitschüler tun das im Teenager-Alter. Bei krankheitsbedingten Ausfällen rückt der Nächste auf der Warteliste nach. Auf dem Ponyhof sind vor allem Mädchen unterwegs: "Das ist halt einfach ein Mädchentraum", weiß die Reitlehrerin. Zwar verirren sich auch immer wieder einige Jungen zu Bauer, die hörten aber schnell wieder auf: "Wenn die Jungs im Fußballverein fürs Reiten ausgelacht werden, haben sie bald keine Lust mehr."

Reitunterricht für kleine Kinder im Landkreis zu bekommen, sei schwierig, das Angebot gering, weiß Bauer. Es müssten mehr Reitställe auf Kinder ausgelegt werden, aber schon geeignete Pferde zu finden, sei nicht einfach - und dann ist da noch das Problem mit der Finanzierung. "Bei mir ist das eine Liebhaberei, aber reich werde ich davon nicht", erklärt Bauer. "Es ist viel einfacher, Einsteller in den Stall zu holen, als einen Reitschulbetrieb zu führen und die Reitlehrer bezahlen zu müssen." Eine Reitstunde kostet bei ihr etwa 15 Euro.

Was also kann man als Eltern tun, um seinem Kind den Traum vom Reiten zu erfüllen? Ein Pferd kaufen? "Mit dem eigenen Pferd Reitunterricht zu nehmen ist viel einfacher, es gibt genug mobile Reitlehrer", erzählt Bauer. Es würde auch genug Ställe im Landkreis geben, in denen man sein Pferd unterbringen könne. Nur ist das mit dem eigenen Pony ein recht teurer Traum. Bauer und Juling schätzen die Fixkosten für Stallmiete, Futter und Hufschmied auf etwa 500 Euro pro Monat - ohne Reitunterricht, Tier- und Zahnarztkosten und sonstige Anschaffungen wie Putzzeug oder Winterdecke. Katja Schmid vom Zucht- und Pensionsstall Schmid in Hallbergmoos setzt die Kosten sogar noch höher an: "Hier im Landkreis kann man im Monat gut mit 800 bis 1000 Euro rechnen." Mit reichlich Luft nach oben, versteht sich. Denn wer für sein Pferd nur das Beste haben wolle, könne für einen neuen Sattel auch schon mal 4000 Euro auf den Tisch legen, so Schmid. Ihre Einsteller würden für ihre Pferde ständig Geld für neues Zubehör ausgeben, auch gerne mal mehr als nötig.

Im Geschäft "Ottenburger Pferdesport" von Wolfgang Niedermayer in Freising können sich angehende Reiter alles an Zubehör kaufen, was sie für sich und ihr Pferd brauchen. Von Reithelmen über Stiefel, Halfter und Putzkästen bis hin zu Pferdedecken und Sätteln. Seine Kundschaft beschreibt Niedermayer als "alles kreuz und quer" von jungen Reitanfängern bis hin zu erfahrenen Pferdebesitzern. Ein Pferd mit allem auszustatten, was es an Zubehör braucht, wie etwa einen Sattel, Zaum- und Putzzeug oder Decken kann laut Niedermayer "von ein paar hundert bis einige tausend Euro kosten". "Wir haben natürlich Starterpakete für Neueinsteiger und gebrauchte Sachen, die nicht viel kosten", erzählt Niedermayer. "Unsere Kunden können sich bei uns aber auch einen Sattel anfertigen lassen." Da schnellt der Preis dann in die Höhe, dafür passt ein eigens an das Pferd angepasster Sattel dann aber auch auf jeden Fall.

Wem bei den Preisen schwindlig wird, kann es mit einer Reitbeteiligung versuchen. Pferdebesitzer, die jemanden brauchen, der sich ein paar mal die Woche um ihr Ross kümmert, gibt es laut Bauer genug. Das Problem: Man muss nicht nur reiten können, sondern sich auch zuverlässig um das anvertraute Pferd kümmern. Für Eltern, die ihrem Kind den Traum vom Reiten erfüllen wollen, bleibt es im Landkreis also schwer.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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