Reinheitsgebot, nein danke:Designerbier made in Inkofen

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Andy Marz (links) und Matthias Pohl haben das traditionelle Bierhandwerk von der Pike auf gelernt und arbeiten im Vertrieb eines großen Brauanlagenherstellers. Nebenbei kreieren sie eigene Biere.

(Foto: Christian Kasper/privat)

In einem kleinen Keller brauen Matthias Pohl und Andy Marz unter dem Namen "Inale" Craft-Biere. Sie mischen auch Orange und Koriander bei und wünschen sich, dass man ihre Biere wie Wein genießt und wertschätzt.

Von Katharina Aurich, Inkofen

In einem kleinen Keller im Inkofener Fischerweg sind seit Kurzem zwei Bierkünstler am Werk. Matthias Pohl und Andy Marz haben das traditionelle Brauerhandwerk von der Pike auf gelernt und arbeiten im Vertrieb eines großen Brauanlagenherstellers. Das reichte ihnen irgendwann nicht mehr und so reifte vor drei Jahren die Idee, gemeinsam Craft-Biere zu entwickeln - aus Freude am Brauen und am Geschmackserlebnis, erzählt das Duo.

"Zunächst stellen wir uns in Gedanken einen Biergeschmack vor, der uns gefallen würde," beschreiben sie. "Wir probieren dann sehr viel aus, bis ein Bier so schmeckt, wie wir es uns vorstellen und nehmen uns die Freiheit, anders als gewohnt zu brauen", sagt Marz, der besonders begeistert ist von der Vielfalt US-amerikanischer Biere, die nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut werden müssen.

In der Gemeinde Haag gibt es seit Jahren eine kleine Craft-Bier-Brauerei, die Brauwerkstatt von Stefan Epple und Axel Kuhlow, die in ihrem Keller am Bräuberg das "Yeti Bier" herstellen. Der Haager Epple und die Inkofener Brauer Pohl und Marz kennen sich seit Langem, sie haben den selben Arbeitgeber und sind sich freundschaftlich durch die Leidenschaft für das Brauerhandwerk verbunden. Die Voraussetzungen für ihr Hobby seien Geduld, Erfahrung, Wissen und Präzision, damit ein Genussmittel entstehe, das den Gaumen überrasche und Lust auf mehr mache, beschreiben sie.

Ein Hauch von Orange und Koriander, mit einem würzigen, fruchtigen Hopfenaroma lässt sich zum Beispiel beim Probieren des "Inale drei" herausschmecken. "Inale" heißt die neue Marke der beiden. "Ale" sei der ursprüngliche Name für fermentierte, alkoholische Getränke, die hauptsächlich aus gemälzter Gerste und mit obergärigen Hefen hergestellt sind, erklärt Pohl. Die Biere werden zwar im Ampertal kreiert, aber seit ein paar Monaten in einer Brauerei in der Schweiz in großem Stil hergestellt. Denn auch bei den Eidgenossen gelte das Reinheitsgebot nicht und das mache den Weg frei für köstliche, geschmackliche Zutaten, mit denen sie ihre Biere brauen, berichten die beiden.

In das "Inale drei" komme Gersten-, Weizen- und Hafermalz, Hopfen, Hefe, Orangenschale und Koriander. Meist brauen sie ihre Biere mit traditionellen Hopfensorten aus der Hallertau, aber auch mit fruchtigen Sorten, die nicht hier, sondern in wärmeren Gegenden wachsen. Matthias Pohl kennt sich dafür in Europa, wo er Gebietsvertreter für Brauereianlagen ist, gut aus. Für Andy Marz sind die USA mit ihren innovativen Hopfenzüchtern zur zweiten Heimat geworden.

Die Inale-Biere made in Inkofen werden in einer komplett schwarzen 0,33-Liter-Flasche in puristischem Design angeboten. In Deutschland sei es verboten, den Gerstensaft in Flaschen aus schwarz gefärbtem Glas abzufüllen, in der Schweiz dagegen erlaubt, erklärt Marz.

Ihre Biere sollten wie Wein genossen und wertgeschätzt werden, wünschen sich die beiden. Auch die Preise orientieren sich an Mittelklasseweinen. 6,5 Prozent Alkohol enthält das Inale. Man sollte es am besten aus einem rundlichen Glas trinken, ähnlich einem Weinglas, das nach oben schmaler wird, damit sich der Geschmack in der Luft im Glas entfaltet und so beim Trinken konzentriert, beschreibt Pohl. Zum Sortiment wird bald auch ein sogenanntes "Rauchbier" gehören, in dem sich das Aroma einer neuen Sorte, die im Bayerischen Hopfenzentrum Hüll gezüchtet wurde, mit Melone vereint. Auch ein alkoholfreies Inale-Bier haben die beiden inzwischen kreiert.

Insgesamt fünf Sorten haben sie im Programm, 25 weitere Rezepte liegen noch in der Schublade, und sind soweit ausgearbeitet, dass sie gebraut werden können. Vertrieben wird das Inale über Läden und Getränkemärkte, die ihre Kunden professionell zu Craft-Bier beraten können, darauf legen die beiden großen Wert. Denn Craft-Bier designen, wie die beiden ihr Hobby beschreiben, sei viel mehr als Bierbrauen, für sie ist es Ausdruck eines freien, kreativen Lebensgefühls.

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