Obwohl die Erfolgsaussichten offenbar eher zweifelhaft sind, will der Bauausschuss den Bebauungsplan für das Viertel zwischen Bahnlinie und Vogelweide weiter vorantreiben. Damit möchte er zum einen ein mögliches Boardinghaus im Sinne eines Arbeiterwohnheims verhindern. Zum anderen möchte er versuchen, auf diesem Weg die städtebauliche Entwicklung auf dem Areal hinter dem Gasthof Maisberger zu steuern und dafür zu sorgen, dass es in den teils engen Zufahrten keine Verkehrsprobleme und überall ausreichend Wendemöglichkeiten für Autos gibt.
Denn neben dem skeptisch beäugten Boardinghaus möchten die Grundstückseigentümer auch Mehrfamilienhäuser und ein kleines Hotel direkt neben der Bahnlinie bauen. Letzteres macht Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP) auch noch unter einem anderen Aspekt Kopfzerbrechen: Die fragliche Baufläche stünde nicht mehr für einen Ausbau der Bahnstrecke zur Verfügung, die für Pflügler aber früher oder später zwingend nötig sein wird.
Die Verwaltung hatte vergeblich dafür plädiert, all diese Fragen zu klären, ohne den Bebauungsplan weiter zu verfolgen. Denn nach der rechtlichen Beurteilung im Vorfeld rechnet man im Rathaus mit Problemen bei dem Verfahren, und speziell das Appartementhaus war zunächst auch nicht so kritisch wie später im Bauausschuss beurteilt worden. Dieser hatte sich für die Zurückstellung des Antrags und die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens ausgesprochen. Deshalb wurde auch der später eingereichte Bauantrag für das kleine Hotel zurückgestellt, obwohl er weit weniger Argwohn hervorgerufen hatte.
Dass in ein und demselben Bebauungsplangebiet ein Beherbergungsbetrieb zugelassen wird und der andere nicht, hält der Rechtsanwalt der Gemeinde für "nicht nur auf den ersten Blick sehr problematisch", wie es in seiner Stellungnahme heißt. Das wäre nur durch städtebauliche Gründe zu rechtfertigen, die aber hier nicht zu erkennen seien. Auch die Regelung des Lärmschutzes gegen die Bahnlinie sei über einen Bebauungsplan kaum zu bewältigen.
Ein Verkehrsplaner wiederum hat sich mit der möglichen Belastung durch die Mehrfamilienhäuser und das Boardinghaus für die Vogelweide beschäftigt. Demnach würden zu den 360 jetzigen noch weitere 200 Auto-Fahrten pro Tag dazukommen, so der Gutachter. Sowohl die Vogelweide als auch die Einmündung in die Bahnhofstraße könnten diesen Verkehr jedoch "uneingeschränkt aufnehmen". Trotz allem wollte eine 6:4-Mehrheit im Ausschuss am Bebauungsplan festhalten.
Verteidigen will der Bauausschuss auch seine Haltung in Sachen Großparkhaus im Gewerbegebiet Römerweg. Das Gebäude wäre fast 180 Meter lang und 16 Meter hoch. Rund 3000 Stellplätze auf fünf Ebenen wären vorgesehen. Ein Vorhaben dieser Größenordnung soll durch eine Änderung des Bebauungsplans ausgeschlossen werden, ebenso reines "Parken als Zweck eines Gewerbes" Damit das alles rechtlich geklärt wird, hat die Gewerbepark Neufahrn Projektentwicklungsgesellschaft trotzdem einen Bauantrag eingereicht, der allerdings mit Blick auf die laufende Bebauungsplanänderung zurückgestellt wurde.
Während früher von einem kleineren Parkhaus, aber dafür auch von einem Hotel, einem Café, einem Boardinghaus für Studenten, einer Veranstaltungshalle und Büros die Rede gewesen sei, solle es jetzt nur noch ein großes Parkhaus werden, ärgerte sich Christian Meidinger (Grüne). Eine solche Nutzung wäre aber "fast unverantwortlich", denn "die Fläche gibt mehr her".