Reden wir über:Homöopathie für Flüchtlinge

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Foto: Marco Einfeldt (Foto: Marco Einfeldt)

Britta Ganzmann bietet in ihrer Praxis Gratisbehandlungen an

Interview von Clara Lipkowski, Freising

Als ihren Beitrag zur Flüchtlingshilfe sieht die Freisinger Homöopathin Britta Ganzmann die Gratisbehandlungen, die sie Geflüchteten anbietet. Aber auch Menschen, die nur ein geringes Einkommen haben, weist die 52-Jährige nicht ab.

SZ: Frau Ganzmann, wer kann mit welchen Beschwerden zu Ihnen in die Praxis kommen?

Britta Ganzmann: Das Angebot richtet sich an Flüchtlinge und Menschen mit geringem Einkommen. Egal, ob Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Migräne, Juckreiz oder Schlafstörungen. Auch ADHS-Patienten behandele ich oder "Schreikinder". Zahnärztliche Fälle behandele ich natürlich nicht, Diabetespatienten schicke ich zum Arzt, weil sie Insulin benötigen, was ich nicht verabreiche.

Wie kamen Sie denn auf die Idee der kostenlosen oder vergünstigten Behandlung?

Ich bin Mitglied des Projektes "Homöopathie in Aktion", das Menschen in finanziellen Notlagen eine homöopathische Behandlung ermöglicht. Dafür bin ich ehrenamtlich in einem siebenköpfigen Team in der Münchner Bayernkaserne (Erstaufnahmeeinrichtung, Anm. d. Red.) tätig. Dort sind unsere Sprechstunden zweimal in der Woche gut besucht und das Feedback für unsere Arbeit ist immer positiv. Deswegen jetzt das Angebot in Freising.

Wie viele Patienten haben Sie damit schon behandelt?

Nur wenige. Es waren sechs Patienten in diesem Jahr. Das waren alles keine Flüchtlinge, sondern Sozialhilfeempfänger. Als diese Patienten zu mir in die Praxis kamen, wussten sie nicht, dass sie die Behandlung selbst bezahlen müssen, denn die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen homöopathische Leistungen beim Heilpraktiker nicht. Also habe ich mit ihnen vereinbart sie für ein kleines Entgelt zu behandeln. Noch ist die Nachfrage danach aber sehr gering.

Wie erklären Sie sich das?

Das Angebot hat sich scheinbar noch nicht herumgesprochen. Viele, vor allem Flüchtlinge, wissen meist gar nicht, was Homöopathie ist. Auf meine Anfragen, ob ich in Flüchtlingsunterkünften mit Flyern Werbung machen darf, bekam ich bisher keine Antwort.

Spielen Vorbehalte gegenüber Homöopathie eine Rolle?

Wahrscheinlich ja. Viele sagen, das ist nichts für mich. Sie gehen erst zum Arzt. Wenn der nicht helfen kann, kommen sie zu mir. Und natürlich kann auch nicht jede Krankheit homöopathisch behandelt werden.

Wie genau behandeln Sie Menschen, die zu Ihnen kommen?

Erst einmal treffen wir uns zu einem ganz normalen Anamnesegespräch. Da frage ich nach den jeweiligen Symptomen der Patienten, seit wann sie Beschwerden haben und ob schon irgendetwas zur Linderung beigetragen hat. Ich frage nach der Krankengeschichte und den Geistes- und Gemütssymptomen. Daraufhin verordne ich ein entsprechendes homöopathisches Mittel.

Wer zahlt die Medikamente?

In der Bayernkaserne sind wir mit Medikamenten-Spenden sehr gut aufgestellt. Die Mittel, die ich in Freising verabreiche, sind aus meinem Praxisbestand.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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