Reden wir über:Die Invasion der Nacktschnecken

Reden wir über: Foto: Marco Einfeldt

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Bernd Hertle gibt Tipps, wie man der Plage Herr wird

interview Von Eva Zimmerhof, Freising

Der Salat wächst, ohne Spitzmittel gedeiht er prächtig. Eines Morgens ist er weggefressen bis auf den Wurzelstumpf und der Gärtner verflucht die Schuldigen: Nacktschnecken. Der Leiter der Weihenstephaner Gärten, Professor Bernd Hertle ()von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, spricht über den Kampf gegen die Tiere, die niemandem etwas nützen - oder vielleicht doch?

SZ: Ist Freising besonders beliebt bei Nacktschnecken?

Bernd Hertle: Ich denke nicht, dass es hier schlimmer ist. Diese Biester sind überall eine Herausforderung für Gärtner, auch wenn trocken-warmen Regionen einen geringeren Befall haben. Allerdings gibt es Unterschiede von Jahr zu Jahr. Dieses Jahr ist es schlimmer - nach dem milden Winter und der feuchten Witterung im Frühjahr.

Sind diese Tiere überhaupt zu irgendetwas nütze?

Doch, sie stehen in der biologischen Nahrungskette und werden von Igeln und einigen Vögeln gefressen. Außerdem tragen sie zum Abbau von Aas und halbverrotteten Pflanzenteilen bei. Eine Nulltoleranz ist daher nicht anzustreben.

Sind denn die Weihenstephaner Gärten auch betroffen?

Natürlich haben wir dieses Problem auch, eigentlich jedes Jahr. Wir greifen daher, obwohl wir sonst kaum chemischen Pflanzenschutz betreiben, zu Schneckenkorn. Wir streuen Eisen(III)-Phosphat, ein Mittel, das auch im biologischen Gemüseanbau zugelassen ist. Wichtig ist, dass man früh im März zu streuen beginnt, damit man die erste Generation erwischt. Die erwachsenen Tiere legen sonst Unmengen von Eiern.

Ist dieses Mittel giftig für Kinder und Haustiere?

Nein, denn es zersetzt sich ganz zu Eisen und Phosphat. Natürlich kann man die Tiere auch absammeln, aber das macht kaum Spaß. Die Tiere kommen häufig erst bei der Dämmerung und in der Nacht hervor, tagsüber sitzen sie an kühlen, feuchten Stellen wie unter Brettern. Wenn man sie einsammelt, muss man sie dann auch noch entsorgen, und am besten mit kochendem Wasser übergießen. Das ist sinnvoll, denn dann werden die Eier abgetötet. Wenn Sie die Tiere bloß durchschneiden, besteht die Gefahr, dass sich aus einigen Eiern wieder junge Schnecken entwickeln.

Gibt es keine anderen Möglichkeiten?

Doch, in unserem Kleingarten demonstrieren wir beispielsweise Schneckenzäune. Das sind glatte Bleche mit einem Rand, der scharf abknickt. Um diese Biegung herum schaffen es die Schnecken nicht. Allerdings funktioniert die Methode nur bei kleinen Flächen und es dürfen keine Blätter überhängen. Die benutzen die Schnecken sonst als Leitern.

Gibt es Pflanzen, mit denen man sein Glück gar nicht erst versuchen sollte?

Das kann man so nicht sagen. Junge Salate werden liebend gerne von Schnecken gefressen - aber sollte man deswegen auf sie verzichten? Viele Herzblattlilien und Rittersporn werden auch sehr schnell verzehrt. Tendenziell fressen Schnecken an den meisten Pflanzen, einige wachsen aber so schnell, dass ihnen das kaum schadet, andere mit derben oder stark behaarten Blättern werden verschmäht, solange die Schnecken etwas anderes finden.

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