Reden wir über:Arbeiten unter Wasser

Reden wir über: Gerd Wirth beherrscht als Bautaucher jedes Handwerk.

Gerd Wirth beherrscht als Bautaucher jedes Handwerk.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bautaucher Gerd Wirth ist an der Neufahrner Kurve im Einsatz

interview Von Anna Dreher

Was andere im Urlaub machen, ist sein Beruf: Gerd Wirth ist Bautaucher, schon seit 27 Jahren. Wenn unter Wasser geschweißt, gesäubert, betoniert oder montiert werden muss, zieht sich der 49-Jährige Trockentauchanzug und Helm an und legt los. Wirth ist gelernter Schlosser, als Bautaucher muss er aber jedes Handwerk beherrschen und ist viel unterwegs. Zurzeit taucht der Wittenberger jeden Tag an der Neufahrner Kurve unter.

SZ: Herr Wirth, was Sie bei Ihrer Arbeit als Bautaucher machen, ist schwer nachvollziehbar - man sieht Sie ja nicht.

Gerd Wirth: Wir machen da unten eigentlich alles. Montage, Stahl-, Beton- und Holzbau. Wir müssen viel können, aber gerade deswegen ist unser Beruf abwechslungsreich. Ich sehe manchmal übrigens selbst nichts. Wenn eine Grube von einem Bagger ausgehoben wurde, bevor wir reingehen, ist das Wasser nicht klar - da fühlt man sich eher wie im Keller ohne Licht, man ist wie blind. Wir sehen also oft mit den Händen, durch Fühlen.

Das klingt nicht ungefährlich. Als Bautaucher müssen Sie ja auch bohren, sägen, schweißen und schleifen.

So können wir natürlich nicht immer arbeiten. Aber manchmal geht das gut, in Neufahrn säubern wir zum Beispiel gerade die Wände mit Hochdruckreinigern, da müssen wir nicht unbedingt eine klare Sicht haben. Natürlich kann immer was passieren beim Tauchen, manchmal arbeiten wir ja auch mit Kränen zusammen, die Lasten ins Wasser lassen. Aber ich kann auch vom Rad fallen und mir etwas brechen. Unsere Sicherheitsvorkehrungen sind hoch.

Welche Herausforderungen birgt Ihr Beruf, kann das jeder machen?

Tauchen sollte man natürlich können, aber vor allem handwerklich begabt und ausgebildet sein, weil wir so flexibel arbeiten müssen. Ich kann leicht aus einem guten Handwerker einen guten Taucher machen. Andersrum wird es schon schwer. Wenn man die Voraussetzungen erfüllt, macht man eine Ausbildung zum Bautaucher. Die dauert zwei Jahre mit theoretischen und praktischen Lehrgängen zu Tauchermathematik oder Tauchermedizin.

Zurzeit sind Sie in Neufahrn, wo jeden Tag Züge an der Baustelle vorbei fahren. Ist das kein großes Risiko?

Das wirkt sich schon auf unsere Arbeit aus, wir müssen vorsichtig sein. Es darf ja nicht durch Fehler zu Erdabrutschungen kommen, die Bahnstrecke muss intakt bleiben. Aber wenn wir in innerstädtischen Baugruben umgeben von Häusern arbeiten, haben wir die gleiche Problematik.

Wie lange bleiben Sie unter Wasser?

Jetzt im Winter tauchen wir zu dritt in Schichten von etwa drei Stunden. Dann wird es langsam kalt. Wenn man fertig ist, hilft man den Kollegen von Land aus über die Wechselsprechanlage, mit der jeder Taucherhelm ausgestattet ist. Es gibt viel zu koordinieren, da schläft man jedenfalls nicht ein.

Und im Urlaub?

Da gehe ich nie tauchen.

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