Müllproblem:Unmut über fehlende Papiercontainer

Wertstoffhof Plus in Langwied, 2014

Seit im Landkreis Freising viele öffentliche Papiercontainer abgezogen wurden, müssen Bürger Papier und Pappe eigentlich bis zum Wertstoffhof transportieren. Viele entsorgen die Abfälle aber einfach im Restmüll.

(Foto: Robert Haas)

Etliche Bürger entsorgen ihre Zeitungen mit dem Restmüll, seitdem die Zahl der Sammelbehälter stark zurückgegangen ist. Der Landkreis will nachbessern, zu einer Rundum-Versorgung aber wird er nicht zurückkehren.

Von Peter Becker und Alexandra Vettori, Freising

Jetzt, da die Zahl der Altpapiercontainer merklich schwindet, erhebt sich Protest. Viele sind zwar brav auf die private Papiertonne mit dem gelben Deckel umgestiegen, die es kostenlos bei der Firma Heinz gibt. Manch einer aber wirft sein Altpapier inzwischen lieber in den Restmüll. Denn wer keinen Platz für eine weitere Mülltonne hat und keine Lust, mit seinen Papierstapeln zum örtlichen Wertstoffhof zu fahren, dem bleibt keine Wahl. Doch die Zeiten, als die Bürger ihr Papier in einem der zahlreichen Iglus verschwinden lassen konnten, sind endgültig vorbei.

Dies ist einem Bericht zu entnehmen, den Johannes Hofmann von der Umweltabteilung im Landratsamt an diesem Donnerstag im Planungsausschuss des Kreistags vortrug. Demnach will der Landkreis zwar wieder einige Container aufstellen, doch dies geschieht nur punktuell etwa im Freisinger Norden und Moosburg.

Eine hauchdünne Mehrheit des Kreistags entschied vor 14 Jahren, dass der Landkreis keine Papiertonnen anschaffen werde, gegen den Willen des damaligen Landrats Manfred Pointner und seiner Verwaltung. In der Folge sank der Ertrag aus dem Altpapierverkauf - der Preis unterliegt immer wieder Schwankungen, die vom Weltmarkt abhängen. Laut Hofmann hatte sich zuletzt ein Defizit von jährlich 100 000 Euro ergeben.

Dazu kam, dass im Landkreis Freising laut Landratsamt die gesammelte Altpapiermenge immer kleiner wurde. Im Landkreis München dagegen, wo es die kommunale Papiertonne fast flächendeckend gibt, hat man dieses Problem offensichtlich nicht. Die Erlöse aus dem Altpapierverkauf, so hieß es aus dem Landratsamt, fließen in die Gebührenkalkulation ein und wirkten sich positiv aus. Auch der Landkreis Landshut hat vor einigen Jahren eine Senkung der Müllgebühren mit den Gewinnen aus dem Altpapierkauf begründet. Es scheint also ein spezifisches Problem im Landkreis Freising zu sein, dass die Sammlung von Altpapier zum Verlustgeschäft mutiert.

Schriftliche Beschwerden kommen vor allem aus dem Norden der Stadt

Dass das offenbar nicht für das Privatunternehmen Heinz gilt, liegt auf der Hand. Dort hat sich die Zahl der ausgegebenen Papiertonnen mittlerweile deutlich erhöht, was vermutlich eher nicht zu noch größeren Verlusten für die Firma geführt hat. Ganz so will es Hofmann aber nicht sehen. Auch die Erlöse der Firma unterlägen wohl Schwankungen, mutmaßte er in der Sitzung. Dies hängt wohl mit den privaten Sammlungen zugunsten caritativer Zwecke zusammen, von denen es einige im Landkreis gibt.

Zwölf schriftliche Beschwerden, insbesondere aus dem Norden der Stadt Freising, hat Hofmann nach dem Abbau der Container registriert. Dort gibt es seit etwa einem halben Jahr überhaupt keine mehr. Laut Hofmann soll sich das ändern. Zwei bis drei Standorte werde es geben, kündigte er an. Dann kommen aber keine Container oder Iglus mehr, sondern sogenannte "Umleerer". Die haben den Nachteil, dass ein Lastwagen rückwärts an den Behälter heranfahren und rangieren muss, um ihn zu leeren. Die früheren Container konnten mittels eines Greifarmes bedient werden.

Kreisrat Anton Neumaier (SPD) berichtete auch von Unmutsäußerungen in Moosburg. Dort gibt es nur noch zwei Papiercontainer. Eine ältere Frau habe zu ihm gesagt, dass sie ihr Altpapier kaum mit dem Fahrrad ins Gewerbegebiet Degernpoint fahren werde. Lieber werfe sie es in die Restmülltonne. Auch in Moosburg soll nach den Worten Hofmanns nachgerüstet werden. Der Landkreis Freising sei einer der wenigen in Bayern, in denen die Symbiose zwischen Papiertonne und Container auf den Wertstoffhöfen noch nicht funktioniere. Landrat Josef Hauner (CSU) ist nicht gewillt, zu einer Rundum-Versorgung mit Iglus zurückzukehren. Der Abbau der Papiercontainer sei "beschlossen und entschieden", bekräftigte er. Mit Blick auf das jährliche Defizit fügte er hinzu: "Wir verwalten schließlich das Geld der Bürger." Will heißen, dass Defizite durch Steuergeld beglichen werden müssen.

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