Quereinsteiger:Endlich angekommen

Pfarrer Thomas Barenth

Pfarrer Thomas Barenth ist am Wochenende zum Priester geweiht worden. Am Sonntag feiert er seine Primiz in Moosburg,

(Foto: © argum / Thomas Einberger)

Thomas Barenth arbeitet zunächst als Angestellter im Landratsamt, doch er sucht und ringt mit sich. Als Priester hat er nun seine Erfüllung gefunden - am Sonntag feiert der 36-Jährige in Moosburg Primiz.

Von Christian Gschwendtner, Moosburg

Warum genau Thomas Barenth, ehemals Angestellter im Freisinger Landratsamt, mit 36 Jahren Priester geworden ist? Schwer zu sagen. Es heißt ja immer, der Priesterberuf sei nichts, was man einfach so anstreben kann, wie Polizist oder Bäcker, weil einem die Tätigkeit halt irgendwie gefällt. Ins Priesteramt wird man gerufen, von Christus. So war das jedenfalls bei Thomas Barenth.

Ein Auftrag von oben? So etwas lädt geradezu ein, missverstanden zu werden. Der frisch geweihte Priester Barenth kennt die üblichen Fallstricke. Vielleicht schiebt er deshalb schnell noch ein paar erklärende Sätze hinterher. Es sei ja nicht so gewesen, sagt Barenth, dass plötzlich einer kam und ihn aufforderte: Los, mache es, werde Priester. Ein Erweckungserlebnis hatte der Moosburger nicht. Seine Priesterwerdung muss man sich als einen Prozess denken: "Das Bewusstsein ist über die Jahre stärker geworden". Genauer gesagt: Barenth hat gesucht, mit sich gerungen. Am Ende wurde er Priester. Das war vor einer Woche im Freisinger Mariendom: Kardinal Reinhard Marx spendete ihm das Sakrament der Priesterweihe.

Am Mittwoch darauf in Moosburg. Über dem Kastulusmünster hängt Nieselregen. Der guten Laune von Thomas Barenth tut das keinen Abbruch. Vor dem Eingang wartet ein fröhlicher Jungpriester. "Grüß Gott". Kräftiges Händeschütteln. Barenth trägt einen Kollar zur schwarzen Jeans. Das Kastulusmünster hat er selbst als Treffpunkt vorgeschlagen, es ist ein Ort, der ihn geprägt hat. Von Kindesbeinen an ist er hier aus und ein gegangen, er saß im Pfarrgemeinderat, leitete Gebetstreffen für Jugendliche. Sofern so ein Vergleich zulässig ist, muss man das Kastulusmünster sicherlich als das zweite Wohnzimmer von Thomas Barenth bezeichnen. Die Verbindung ist nie abgerissen. Als der Priesterneuling das Altarschiff im Inneren des Münsters erreicht, fällt er auf die Knie und bekreuzigt sich.

Draußen auf dem Kastulus-Platz erzählt Barenth dann von dem Richtungswechsel, der ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Er sieht sich als "Quereinsteiger". Denn der Moosburger ließ sich zunächst zum Verwaltungsangestellten ausbilden. Zwölf lange Jahre saß er im Landratsamt. Erst hatte er mit Staatsangehörigkeitsrecht, dann mit Unterhaltsklageverfahren zu tun. Am Ende war klar: Für ihn muss die Reise woanders hingehen. Bestärkt haben ihn der Weltjugendtag 2008. Jugendliche aus der ganzen Welt, versammelt und vereint im Namen des Glaubens. Barenth war als Gruppenleiter in Sydney dabei.

Ein Jahr später folgte dann die Bewerbung am Priesterseminar in München. Noch heute hat Barenth die Worte des Leiters im Kopf: "Der hat gesagt, ja, das könnte ich mir vorstellen, grünes Licht, das können wir machen". Bis zum Priesteramt war es aber noch ein langer Weg. Genauer gesagt sechs Jahre - Latein- und Hebräisch-Studium inklusive.

Alles bestanden, alles vorbei: Barenth blickt nach vorne. An diesem Sonntag feiert er in Moosburg seine Heimat-Primiz (Beginn um 9 Uhr). Ein wenig aufgeregt sei er schon, gesteht der junge Priester. Schließlich kommt an diesem Tag alles zusammen: die Primiz, das Kastulusfest, sein Namenstag. Es wird eine Prozession geben und ein Fest in der Moosburger Stadthalle. Thomas Barenth wird dann auch "ein bisserl Wein trinken". Denn das gehöre schließlich dazu. Zu sehr in den Mittelpunkt drängen will er sich aber nicht. So ein Fest, das sei für alle in der Gemeinde da. Also doch, die berühmte Priesterbescheidenheit.

Ob ihm die Einschränkungen, die man als Priester hat, das zölibatäre Leben, manchmal Angst machen? Barenth sagt: "Wenn man diese Freude spürt, diesen Weg gehen zu dürfen, nimmt man den Verzicht, der sicherlich nicht immer einfach ist, gerne auf sich." Er wirkt, wie jemand, der genau dort angekommen ist, wo er immer hin wollte. Vor seiner ersten Stelle im September in Wolfratshausen wird er noch in den Urlaub fahren, nach Verona. Denn der Priester ist ganz nebenbei Italienliebhaber.

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