Prozess:Mit Eisenstangen auf Einbruchstour

Freisinger Jugendschöffengericht verhängt Bewährungsstrafen gegen zwei geständige Jugendliche

Von Alexander Kappen, Freising

Es war mehr als nur ein dummer Jungenstreich. Die beiden Angeklagten und ihr strafunmündiger, weil erst 13-jähriger Kumpel, gingen in einer Nacht im August 2017 in Freising regelrecht auf Beutezug, brachen in diverse Autos, Geschäfte sowie Keller ein und hinterließen dabei "eine massive Spur der Verwüstung", sagte der Staatsanwalt in der Jugendschöffensitzung des Freisinger Amtsgerichts am Mittwoch. Das Gericht unter Vorsitz von Richter Boris Schätz verurteilte einen heute 18-jährigen Lehrling, der im Januar zudem in Freising von der Polizei mit unerlaubten Betäubungsmitteln erwischt worden ist, zu einer Jugendstrafe von eineinhalb Jahren auf Bewährung. Sein 20-jähriger Mitangeklagter, derzeit ohne Job, erhielt eine Jugendstrafe von einem Jahr. Ebenfalls zur Bewährung.

Die beiden Angeklagten räumten sämtliche Taten ein. Demnach traf der Lehrling - er war zur Tatzeit noch 17, hatte zuvor nach eigenen Angaben mehrere Bier getrunken - den nicht angeklagten 13-Jährigen. Auf einer Baustelle nahmen sie zwei Eisenstangen mit - und dann gingen sie auf Einbruchstour. Später auch mit dem 20-Jährigen und in wechselnden Besetzungen. Nicht jeder war bei allen Taten dabei.

Zunächst wurde mit den Eisenstangen in der Luitpoldanlage die Beifahrerscheibe eines Autos eingeschlagen. Die Diebe nahmen eine Sonnenbrille für 20 Euro mit und verursachten am Wagen einen Schaden von 1000 Euro. Im weiteren Verlauf brachen die Jugendlichen und Heranwachsenden mehrere Keller auf. Sie entwendeten neben einem Hammer, einem Feuerlöscher und einem Baseballschläger, die bei weiteren Einbrüchen der Serie zum Einsatz kamen, drei teure Fahrräder im Wert von zweimal 1500 und 2800 Euro.

Später warfen die Einbrecher eine Scheibe des Caritas-Kaufhauses Rentabel ein, um Bargeld zu stehlen, flohen aus Angst vor einer Alarmanlage jedoch ohne Beute. Dann brachen sie weitere Autos auf, entwendeten unter anderem Navigationsgeräte und fuhren mit einem der geknackten Autos nach Marzling. Dort tauschten sie die Kennzeichen des geklauten Wagens mit denen eines anderen aus und stahlen weitere Kennzeichen. In Freising brachen sie noch in einen Mobilfunkladen ein und nahmen Bargeld und Handys mit.

Der Staatsanwalt sprach von einem "massiven Schaden von mehreren Tausend Euro" und einer "Störung der Gemeinschaftsordnung" durch die Taten. Der 18-Jährige, hauptsächlich wegen Drogendelikten schon fünffach vorbestraft, stand im Januar unter offener Bewährung, als er die zwei Tabletten mit verbotenen Substanzen bei sich hatte. Er war im Oktober wegen des Diebstahls von Lebensmitteln in einem Supermarkt zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Der Staatsanwalt beantragte für ihn jetzt deshalb ein Jahr und zehn Monate Jugendstrafe ohne Bewährung. Für den 20-Jährigen forderte er ein Jahr auf Bewährung. Letzterer - unter anderem wegen Diebstahls vierfach vorbestraft - behauptete, nach einem Festivalbesuch in die Sache nur hineingerutscht zu sein. Der 13-Jährige habe ihn angestachelt. Bei Richter und Staatsanwalt stieß diese Aussage auf wenig Verständnis.

Der 18-Jährige sagte ebenfalls, überredet worden zu sein. "Ich bin jemand, der sich sehr leicht zu etwas anstiften lässt." Außerdem leide er an ADHS, womit die Sache mit den zwei Tabletten zu erklären sei. Diese hätten den Wirkstoff Ritalin. Ein Kumpel habe sie ihm unentgeltlich überlassen, damit er sich in der Berufsschule besser konzentrieren könne. Das Gericht ging trotzdem vom unerlaubtem Erwerb von Betäubungsmitteln aus, weil die Tabletten "an einem konspirativen Ort", der wegen Drogenhandels regelmäßig von der Polizei kontrolliert wird, übergeben wurden. "Er wusste, dass es im Grenzbereich war", so der Richter. Um eine Bewährung zu verwehren, reichte das dem Gericht aber nicht. Der 18-Jährige muss als Auflage aber unter anderem zu regelmäßigen Drogenscreenings.

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