Protest in den angrenzenden Ortschaften:Die fünfte Spur der A 9

Weil sie bei jedem Stau auf der Autobahn unter einer immensen Verkehrsbelastung leiden, machen die Anwohner jetzt Druck: Sie fordern eine Umgehungsstraße

Petra Schnirch

Die Kreisstraße FS 6 ist für Anton Rottenfußer keine Autobahnumleitung mehr, sondern fast schon so etwas wie eine "fünfte Spur" der A 9. Immer wenn der Verkehr auf der Nürnberger Autobahn steht, rollen die Autos und Lastwagen durch die Ortschaften entlang der FS 6. Anwohner aus Appercha, Jarzt und Fahrenzhausen machen deshalb Druck, dass endlich etwas geschieht. 350 Unterschriften hat der Arbeitskreis um Rottenfußer bereits gesammelt.

Ziel ist eine Änderung der Umleitungstrasse, eine Sperrung für Lastwagen über 7,5 Tonnen oder aber eine Ortsumfahrung. Bei einer Informationsveranstaltung der CSU sagten ihnen die Kreisräte Florian Herrmann - er sitzt auch im Landtag - und Erich Irlstorfer Unterstützung zu. So soll im Kreisausschuss noch einmal über die Kostenübernahme der Machbarkeitsstudie für eine Umgehung diskutiert werden.

Der Gastraum im Wirtshaus Grassl in Appercha war am Sonntagvormittag voll besetzt, etwa 60 Anwohner waren gekommen. Trotz mehrerer Vorschläge zur Verbesserung der Situation aber war am Ende klar: Es wird schwierig werden, etwas zu erreichen. Bisher sind alle Initiativen der Gemeinde gescheitert. Die Anwohner wollen jedoch nicht mehr locker lassen. "Es ist ein Maß erreicht, das für uns nicht mehr hinnehmbar ist", sagte Rottenfußer.

Im Sommer 2012 war es in den Ortschaften entlang der FS 6 mit bis zu 8000 Fahrzeugen pro Tag besonders schlimm, durch den Ausbau des Standstreifens auf der A 9 kam es zu noch mehr Staus als sonst. Das Verkehrsaufkommen steigt aber auch ohne diese Zusatzbelastung stetig. Anhand von Erhebungen - die erste stammt von 1973 - zeigte der Arbeitskreis bei der Versammlung auf, wie stark der Verkehr zugenommen hat. Anfang der 70er Jahre waren 1350 Fahrzeuge gezählt worden, 1980 dann 1600 - der Anstieg war also noch relativ moderat. 2010 lag der Durchschnittswert bereits bei 4400 Fahrzeugen pro Tag. In zwei Jahren werden es laut Prognosen 6100 sein, etwa 15 Prozent davon entfallen auf den Schwerlastverkehr. Darauf aber sind die engen Ortsdurchfahrten nicht ausgelegt. Bei Gegenverkehr weichen die Lastwagenfahrer immer wieder auf den Gehweg aus. Ein Anwohner fragte deshalb, ob erst ein Kind oder ein älterer Mensch angefahren werden müsse, bevor etwas passiert.

Die Suche nach einer Lösung aber ist schwierig. Bürgermeister Rudi Jengkofer wollte eine Verlegung der Autobahnumleitung erreichen - oder zumindest ein Aufsplitten dieser Verkehrsströme. Die zuständigen Behörden aber hätten abgewunken. Die Strecke über Zinklmiltach zur B 13 ist etwas länger als über die FS 6. Herrmann wies zudem daraufhin, dass dafür ein Umbau der Einmündung mit der B 13 nötig wäre, dies aber wäre kaum durchzusetzen. Auch eine Tonnagebeschränkung sei nur in Ausnahmefällen möglich, wie etwa nachts in Eching. Ein Durchfahrtverbot für Lastwagen in der Nacht aber wäre den Anwohnern zu wenig. Laut ist es in erster Linie tagsüber - und auch sehr gefährlich. Eine Engstelle befindet sich in Jarzt am Kriegerdenkmal, genau dort warten die Schulkinder in der Früh auf den Bus. Als Sofort-Maßnahme regten die Bürger deshalb eine Tempo-30-Regelung an.

Den Sicherheitsaspekt bezeichnete Irlstorfer als ganz wesentlich. Mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer habe er bereits ein Gespräch wegen des vierspurigen Ausbaus der A 9 und eines vorgezogenen Lärmschutzes vereinbart. Da will er nun auch die Fahrenzhausener dazubitten. Eine rasche Autobahnerweiterung wäre für Jengkofer ohnehin die sinnvollste Lösung. Auch Florian Herrmann kündigte eine Gesprächsrunde an, bei der alle Beteiligten von Gemeinde, Kreis und Regierung noch einmal an einem Tisch sitzen sollen.

Ein großer Streitpunkt ist seit Monaten die Finanzierung einer Machbarkeitsstudie für die Ortsumgehung. Der Kreis wollte diese zunächst überhaupt nicht bezahlen, weil er eine Umfahrung aufgrund der Fahrzeugzahlen für nicht erforderlich hält. Der Kreisausschuss sprach sich vor einem Jahr dann für einen Kompromiss aus: Sollte sich herausstellen, dass eine Ortsumfahrung notwendig ist, zahlt der Kreis die etwa 30 000 Euro teure Studie, andernfalls die Gemeinden Allershausen und Fahrenzhausen. Während Allershausen diese Kröte geschluckt hat, wehrt sich der Gemeinderat in Fahrenzhausen dagegen, weil für die FS 6 der Landkreis zuständig ist. "Wir zahlen schon über 250 000 Euro an den Kreis - pro Monat", sagte der Bürgermeister und verwies auf die Kreisumlage. Herrmann meinte, dass eine Untersuchung "nicht an zehntausend Euro" scheitern sollte. Der CSU werde das Thema im Kreisausschuss noch einmal aufgreifen.

Sollte nichts geschehen, sehen die Anwohner ein letztes Mittel darin, Autos auf der Kreisstraße zu parken, damit diese für Lastwagen unattraktiver wird, denn auch viele Mautflüchtlinge sind dort laut Rottenfußer unterwegs. Er stellte aber klar: "Wir wollen kein Öl ins Feuer schütten, sondern konstruktiv an die Sache rangehen."

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