Produktionsanlage in Neufahrn:Müller-Brot kämpft um Backfabrik

"Endlich wieder das Original", steht in den Filialen von Müller-Brot - doch die Backwaren werden gar nicht in der Fabrik in Neufahrn hergestellt. Die neuen Eigentümer wollen das ändern und die Produktionsanlage kaufen. Doch dabei gibt es Schwierigkeiten.

Katja Riedel

Wie geht es weiter mit Müller-Brot? Diese Frage stellen sich nicht nur die 615 immer noch arbeitssuchenden ehemaligen Mitarbeiter. Das fragen sich auch die Kunden, die ihre Semmeln und Brezen in den verbliebenen Filialen kaufen.

Müller-Brot, Neufahrn, Brot

"Diffiziler Vorgang": Die Behörden kontrollierten in den vergangenen Wochen mehrmals, ob in der stillgelegten Produktionsstätte heimlich gebacken wird.

(Foto: dpa)

Denn dort ist zwar mittlerweile der Schriftzug "Endlich wieder das Original" zu lesen, die Backwaren stammen aber bis zum heutigen Tag immer noch nicht aus eigener Produktion, sondern aus nicht bekannten Partnerbetrieben, bei denen es sich um Münchner Bäcker handeln soll.

Anfang April hatte die Münchner Backkultur GmbH von Gründertochter Evi Müller und Franz Höflinger große Teile des Filialnetzes sowie 463 der verbliebenen 1080 Mitarbeiter übernommen. Auch die bis auf weiteres stillgelegte Produktionsstätte in Neufahrn würden Müller und Höflinger gerne kaufen.

Dies sei jedoch ein "diffiziler Vorgang", sagt Insolvenzverwalter Hubert Ampferl. Die Lebensmittel-Kontrollbehörden, also das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), habe noch immer nicht erklärt, unter welchen Umständen eine Freigabe erteilt werden könne.

Das LGL hat in den vergangenen Wochen, unterstützt durch das Landratsamt Freising, mehrmals kontrolliert, ob in Neufahrn ohne Genehmigung nicht doch gebacken wird. Eine konkrete Anfrage, bald wieder produzieren zu dürfen, liege derzeit nicht vor.

Zudem sieht der Insolvenzverwalter für einen Käufer noch immer "erhebliche Risiken", die sich aus 390 Kündigungsschutzklagen von Mitarbeitern ergäben. Es drohten weitere 60 Klagen. Einen angebotenen Vergleich habe ein Großteil der Mitarbeiter nicht angenommen, um die weitere Entwicklung abzuwarten.

Mögliche Insolvenzverschleppung wird geprüft

"Meine Aufgabe als Verwalter ist es daher zunächst, alle Risiken aus den Arbeitsgerichtsprozessen nach Möglichkeit rechtsverbindlich zu erledigen, damit ein Übernehmer Planungssicherheit hat und nicht eine Lawine von Prozessen befürchten muss", sagt Ampferl. Müller und Höflinger könnten anfangs wohl nur mit etwa 100 Mitarbeitern starten, um wirtschaftlich zu arbeiten, heißt es in der Branche.

Dennoch ist von verschiedenen Seiten zu vernehmen, dass in diesen Tagen Bewegung in die Verhandlungen zwischen Müller/Höflinger und den am Verkauf beteiligten Parteien gekommen sei: Mit den Erbbaurechtsgebern, auf deren Gelände die Fabrik in Neufahrn steht, soll es eine Einigung geben, noch nicht ganz sei diese mit der Commerzbank erzielt, die als Gläubiger umfangreiche Pfandrechte besitzt und darum bei dem Verkauf eine zentrale Rolle spielt - so ist zumindest aus unternehmensnahen Kreisen zu erfahren.

Die Ansprüche, die die Commerzbank gegenüber der insolventen Müller-Brot GmbH hat, konnte Insolvenzverwalter Ampferl inzwischen deutlich abschmelzen - um acht Millionen Euro. Diesen Anteil erhielt die Bank kürzlich aus einem Vergleich, den Ampferl in einem jahrelangen Rechtsstreit mit Lieken erzielen konnte. In diesem war es um den Entzug der Produktionslizenz für "Goldentoast" gegangen. Mehr als zehn Millionen Euro sollen dem Vernehmen nach erzielt worden sein - was dem Insolvenzverwalter frisches Geld geliefert hat.

Nur langsam gehen die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen voran, die in Landshut wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung gegen ehemalige Geschäftsführer laufen, unter ihnen auch der ehemalige Mehrheitseigner Klaus Ostendorf.

Die Ermittlungen gestalten sich nach SZ-Informationen schwierig, da große Datenmengen ausgewertet werden müssen, die nur mit einer eigens für Müller-Brot erstellten Software gut lesbar sind. Geprüft wird, ob die GmbH schon weit vor dem 16. Februar zahlungsunfähig war, als der Antrag auf Insolvenz eingereicht wurde.

Insgesamt haben Gläubiger Ansprüche in Höhe von 83 Millionen Euro angemeldet. Würde eine Insolvenzverschleppung erst ab Januar 2012 nachgewiesen, müsste die ehemalige Geschäftsführung wohl für zehn Millionen haften.

Sollte Müller-Brot dagegen schon im Dezember zahlungsunfähig gewesen sein, müssten die Ex-Manager für 16 Millionen Euro gerade stehen.

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