Mietvertrag gekündigt:Das THW steckt in der Klemme

Mietvertrag gekündigt: Die Zeit drängt: Lange kann man das alte THW-Gebäude am Sondermüllerweg nicht mehr nutzen.

Die Zeit drängt: Lange kann man das alte THW-Gebäude am Sondermüllerweg nicht mehr nutzen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Erzbischöfliche Ordinariat hat die Unterkunft am Sondermüllerweg zum 30. Juni gekündigt. Für das neue Gebäude an den Clemensängern hat das zuständige Bundesamt aber noch immer kein Geld freigegeben. THW-Chef Wüst befürchtet, dass er mit seinen Helfern bald auf der Straße steht.

Von Gerhard Wilhelm, Freising

Michael Wüst ist sauer. Seit 2007 gibt es einen Plan für den Bau einer neuen Unterkunft für das Technische Hilfswerk (THW) am Lerchenfelder Südring, da das bestehende Gebäude aus dem Jahr 1901 nicht mehr den Bedürfnissen gerecht wird. Jahr für Jahr hat der THW-Ortsbeauftragte das für den Bau zuständige Bundesinnenministerium auf die Dringlichkeit hingewiesen. Passiert ist nichts. Jetzt muss das THW zum 30. Juni 2016 aus der Unterkunft am Sondermüllerweg raus, das Erzbischöfliche Ordinariat hat dem THW gekündigt, weil es das Gelände für die Umstrukturierung des Dombergs braucht. "Uns werden nur immer Steine in den Weg gelegt. Mittlerweile sind sogar die gutmütigsten Ehrenamtlichen an dem Punkt gelangt, an dem sie sagen: Ohne Perspektive ist für uns Schluss."

Trotz allem nimmt Wüst die Kirche aber in Schutz: "Ich kann das Ordinariat verstehen. Es kommt ja auch nicht überraschend. Die Kirche braucht den Platz für die Umbaumaßnahmen am Domberg. Die kann ja nicht darauf warten, bis der Bund mal zu Potte kommt. Den Verantwortlichen tut die Kündigung selber leid." Mit "der Bund" ist in diesem Falle die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) gemeint. Das sieht Wüst jetzt noch mehr in der Pflicht, endlich zu handeln. Pressesprecher Christoph Kappes von der Erzdiözese bestätigt, dass man gerne dem THW weiter geholfen hätte. Man habe sogar geprüft, ob man nicht ein Grundstück zur Verfügung stellen könnte. "Aber darauf bekamen wir kein Baurecht", sagt Kappes.

"Alleine in diesem Jahr haben die rund 100 Ehrenamtlichen 40 000 Stunden Hilfe geleistet. Vor allem bei der Einrichtung von Flüchtlingsheimen. Die derzeitige Situation frustriert die Helfer massiv", sagt Wüst. Man helfe, wo immer es gehe, Menschen in Not und schwebe selber in der Luft, weil man nicht wisse, wie es weiter geht. 14 Fahrzeuge und die dazugehörigen Anhänger müssen von 1. Juli an woanders untergebracht werden. "Wir haben zwar ein Übungsgelände, aber man kann die Fahrzeuge und die teilweise sehr wertvolle Ausrüstung nicht im Freien stehen lassen. Vor allem nicht im Winter. Wo sollen sich zum Beispiel die Helfer umziehen? Wie soll das alles praktisch funktionieren, wenn man rasch an einen Einsatzort muss?", fragt Wüst.

Ein Problem sei die Finanzierung der Unterkunft. Wüst betont: "Wir wollen keinen Luxusbau." Bis vor kurzem war man noch von Baukosten in Höhe von 4,8 Millionen Euro ausgegangen. Refinanziert werden sollte der Bau über eine jährliche Miete von 270 000 Euro. Das Geld, so der THW-Ortsbeauftragte, müsse das zuständige Innenministerium an das Finanzministerium überweisen. "Also von einer Bundestasche in die andere", sagt Wüst. Durch die Verzögerung seien die Kosten auf 5,3 Millionen gestiegen. Dazu fehle derzeit bei der Finanzierung eine Million Euro. Und das, obwohl der Helferkreis des THW sich bereit erklärt habe, 500 000 Euro aufzubringen. "Teils bar und teils in Eigenleistungen." Wobei dem Ortsbeauftragen einerseits die Konditionen für die Miete unerklärlich sind, andererseits, wie man auf eine Million Euro für "Verwaltungsaufgaben" komme. Durch die Baukostensteigerung soll nun die jährliche Miete um etwa 50 000 bis 70 000 Euro steigen, die der THW-Verband aus seinem Investitionstopf bezahlen müsste. "Das würde bedeuten, dass irgendein anderer Ortsverband in Bayern auf ein neues Fahrzeug im Jahr verzichten muss. Einfach unzumutbar." Nach Weihnachten will das THW nun noch mehr auf politischer Ebene Druck machen, sagt Manfred Kürzinger, der Stellvertreter von Wüst. Denn sonst würden die letzten Ehrenamtlichen die Lust verlieren.

"Auch für die Große Kreisstadt Freising ist die Situation absolut unbefriedigend", sagt Pressesprecherin Christl Steinhart. Die enorme Bedeutung des THW stehe dabei außer Frage Die Stadt habe ihre "Hausaufgaben" jedenfalls gemacht und 2013 dem Bau in den Clemensängern/Erdinger Straße zugestimmt. Auch Landrat Josef Hauner will unterstützend tätig werden und so bald wie möglich ein Gespräch mit den Beteiligten anberaumen, in dem weitere Schritte ausgelotet werden sollen.

Dass es seit 2007 nicht voran geht, ärgert Wüst maßlos. "Man wirft der Kirche gerne vor, dass sie in langen Zeitperioden denkt bis zur Unendlichkeit, aber das toppt das Bundesliegenschaftenamt."

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