Problematische Betreuungssituation:Wohin nur mit den Kindern?

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Einige Eltern warnen vor einem dramatischen Engpass an Plätzen im Hort und in der Mittagsbetreuung. Die Stadt Freising will den Bedarf ermitteln - doch die meisten Eltern spielen nicht mit.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Immer mehr Menschen zieht es nach Freising, das hat Folgen: Für den Wohnungsmarkt, das Verkehrssystem und auch die Infrastruktureinrichtungen wie Kinderkrippen, Kindergärten, Schulen und Horte. Bei den Kinderbetreuungseinrichtungen steigt der Bedarf, es gibt Wartelisten und die Stadt bemüht sich, überall nachzubessern, kann aber die Wünsche der Familien mit Kindern nicht immer erfüllen. Auch, weil das Personal in der Erzieherbranche fehlt. "Wir sind froh, wenn wir mit dem jetzigen Personalstand den Standard aufrechterhalten können", sagte Helga Schöffmann von der Freisinger Stadtverwaltung am Dienstag im Kulturausschuss. Dort wurde das Ergebnis der jüngsten Elternbefragung zum Betreuungsbedarf vorgestellt. Befragt wurden Eltern, deren Kinder zwischen 2005 und 2015 geboren wurden.

Von der Befragung hatte sich die Stadt einiges erwartet, um für ihre Bürger besser planen zu können. Doch leider sei der Rücklauf nicht so gewesen, wie man sich das gewünscht hatte, bedauerte Schöffmann. Nur 41 Prozent der befragten Eltern hätten sich beteiligt. Das Ergebnis sei darum nicht repräsentativ.

Zum Schuljahr 2016/2017 wird es ganz eng, sagen die Elternvertreter

Eine, die sich tatsächlich an der Umfrage beteiligt hat, ist Karin Gallas, Mutter von drei Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren, aus Freising. Zusammen mit anderen Elternvertretern der Freisinger Kindertageseinrichtungen St. Georg und St. Jakob hatte sie vor einigen Wochen auch in der Bürgersprechstunde von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher vorgesprochen, um "vor einem dramatischen Engpass an Hort- und Mittagsbetreuungsplätzen für das Schuljahr 2016/2017" in Freising zu warnen. Der Austausch mit den Elternbeiräten sieben anderer Kindertageseinrichtungen in Freising habe ergeben, dass von rund 130 Vorschulkindern, die im Herbst eingeschult werden, etwa die Hälfte einen Hortplatz und zusätzlich etwa 18 Prozent eine Nachmittagsbetreuung benötigen würden, heißt es in einem Schreiben der Elternvertreter.

Der Bedarfsschwerpunkt liege bei den Hortangeboten von St. Georg und St. Korbinian. Beide Einrichtungen seien aber schon seit Jahren chronisch überbelegt: So würden seit Gründung des Kinderhorts St. Georg dort 33 Kinder statt der eigentlich geplanten Maximalbelegung von 25 Kindern betreut. Im vergangenen Jahr hätten einem Bedarf von 29 Plätzen nur 13 freie Plätze gegenüber gestanden. Eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht. "Wir sehen durchaus, dass sich die Stadt in Sachen Kinderbetreuung enorm engagiert. Aber das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend", sagte Karin Gallas, die in einem großen Computerunternehmen beschäftigt ist. Eschenbacher habe die Anregungen der Elternvertreter im Gespräch aufgenommen und versichert, dass die Stadt intensiv daran arbeite, ein bedarfsgerechtes Angebot zu schaffen. Vieles sei aber schon wegen begrenzter Personalkapazitäten nicht kurzfristig umsetzbar.

Bis 2020 will die Stadt 117 neue Krippenplätze schaffen

Für Karin Gallas ist das keine Lösung: "Im Moment arbeite ich nur vier Tage die Woche, aber ab Dezember auch wieder in Vollzeit und ich habe hier keine Großeltern, die sich um die Kinder kümmern können." Ausreichende Betreuungseinrichtungen seien darum notwendig. Bei der Stadt hat man das Problem erkannt, obwohl die Auswertung der Befragung nicht einfach war. Abgefragt worden sind alle gewünschten Formen der Betreuung. "Da haben wir wohl zu viel gefragt", so Helga Schöffmann. Die Eltern hätten darum oft mehrere Betreuungsformen angekreuzt.

Mitgenommen hat man jedoch, dass vor allem im Innenstadtbereich weiter nach Möglichkeiten für die Schaffung von zusätzlichen Kindergarten- und Hortplätzen gesucht werden muss. Bei der Krippenbetreuung wird angestrebt, die notwendigen Betreuungsplätze, die jetzt durch das Tageselternzentrum mit Tagesmüttern abgesichert sind, bis 2020 durch die Schaffung von 117 neuen Krippenplätzen zu erweitern. Schwer umzusetzen seien die Forderungen einiger Eltern nach einer Betreuung über 17 Uhr hinaus, vor allem, weil das Personal dafür fehle, so Schöffmann. Im Krippenbereich hätten nur die Airporthopser als Betriebskinderkrippe von 6 bis 21 Uhr geöffnet. Helga Schöffmann sieht hier die Betriebe in der Pflicht. "Wenn sie Schichtarbeit fordern, müssen sie auch Betriebskindergärten anbieten", sagte sie.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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