Problem für die Gastronomie:Teuer erkaufte Sicherheit

Die Kosten für den Brandschutz können bei älteren Gebäuden schnell Millionenbeträge erreichen. Für Betreiber von Gaststätten und Hotels können die sich stets ändernden Auflagen existenzgefährdend sein

Von Gerhard Wilhelm, Freising

Der Brandschutz genießt bei Bauten, vor allem bei öffentlichen, höchste Priorität. Die Anforderungen im baulichen, anlagetechnischen und organisatorischen Brandschutz ändern sich aber ständig, auch aufgrund immer neuer technischer Möglichkeiten. Bei Neubauten muss er vorab integriert sein, aber es wird auch bei älteren Gebäuden verstärkt darauf geachtet. Die Folge: Gebäude müssen manchmal oft aufwendig und teuer saniert werden. Eine finanzielle Belastung für viele Kommunen. Der bayerische Gemeindetag schrieb einmal sogar von einem "Fass ohne Boden" angesichts der Kosten, welche verschärfte Vorschriften für den vorbeugenden Brandschutz verursachen. Für Gaststätten oder Hotels kann es sogar existenzbedrohend werden.

Kommunen können sich größtenteils über Gebühren oder Steuern refinanzieren. Hotel- und Lokalbetreiber müssen hingegen das Geld selber aufbringen. Durch die finanziell oft nicht mehr tragbaren Auflagen beim teuren Brandschutz, sterbe ein Stück Wirtshauskultur, sagte jüngst der Vorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband-Bezirks (BHG) München/Oberbayern, Franz Bergmüller, in Freising. Traditionsreiche Säle und Wirtshäuser müssten zusperren.

Soweit kam es noch nicht in Freising, aber "das kann ganz schön massiv ins Geld gehen, wenn bei älteren Häusern ein Pächterwechsel stattfindet oder an die nachfolgende Generation übergeben wird", sagt die BHG-Kreisvorsitzende Anna Elisabeth Hofmeier. Auch bei einem Anbau müssten die Auflagen eingehalten werden. Dass Brandschutz nicht nur kostet, sondern auch Bauwünsche beeinflussen kann, musste der Vorgänger von Hofmeier, Günter Maisberger, erleben. "Ich hätte gerne in unserem Hotel ein offenes Treppenhaus gehabt, aber das war nicht möglich."

Wie teuer eine Sanierung des Brandschutzes werden kann, mussten in der Vergangenheit auch Kommunen erleben. Die Stadt Freising hatte 2011 ein Brandschutzkonzept für die Mehrzweckhalle, Baujahr 1953/54, und die Sporthalle, 1971/72, in Auftrag gegeben. Die Aktualisierung auf den neuesten Stand kostete 950 000 Euro, teilt Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt Freising, mit. Auch der Landkreis hat seine Erfahrungen mit Brandschutzauflagen. Neben der aktuellen Problematik in Au - für Brandschutzmaßnahmen bei der Sanierung der 43 Jahre alten Schule sind derzeit 179 000 Euro veranschlagt - musste der Landkreis insbesondere beim Gymnasium Moosburg erhebliche Kosten für eine Brandschutzsanierung aufwenden. Während einer energetischen Sanierung im Jahr 2010 wurden dort gravierende Brandschutzprobleme bemerkt. Für die notwendigen Maßnahmen musste der Landkreis knapp vier Millionen Euro aufwenden, teilt Eva Dörpinghaus, Pressesprecherin des Landratsamtes mit.

Problematisch werde es immer dann, wenn die Bauunterlagen Jahrzehnte nach dem Bau häufig unvollständig vorliegen, sodass man nicht exakt nachvollziehen könne, welches konkrete Konzept zum Brandschutz ursprünglich vorlag, erläutert Dörpinghaus. Oder wenn Eigentümer und Nutzer im Laufe der Jahrzehnte nicht dokumentierte bauliche Änderungen vornahmen, die unter Umständen den Bestandsschutz entfallen lassen. Außerdem, wenn die tatsächlich vorliegenden Verhältnisse nicht immer mit den vorliegenden Baugenehmigungs- und Konstruktionsunterlagen übereinstimmen.

"Es geht nicht darum, die Leute zu ärgern, sondern darum, sie zu schützen", betont Anton Frankl, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Freising. Aber man müsse sich selber einmal in die Situation hinein denken: Was wäre, wenn es wo brennt? "Da ist man vielleicht froh, wenn es einen zweiten Fluchtweg gibt, oder eine Tür, die den Rauch abhält", sagt Frankl. Es seien bei älteren Gebäuden auch weniger Neuerungen beim Brandschutz, sagt der Kommandant, sondern die Tatsache, dass man im Gegensatz zu früher heute mehr auf dessen Einhaltung achte. "Die meisten Vorschriften gibt es schon länger." Zum Beispiel, dass die Fluchtwege frei sein müssen, Rauchabschnitte mit feuerfesten Türen vorhanden sind und vieles mehr. Dass man mittlerweile mehr darauf achte, sehe man an der Zahl der Brände, die rückläufig sei. Sicher sei manche Maßnahme im Sinne des Brandschutzes kostenintensiv, "aber man muss sich immer die Frage stellen, wie viel ein Menschenleben wert ist", sagt Frankl.

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