Prinzipiell eine gute Idee:Uneins im Gedenken

Gemeinderat vertagt Entscheidung über Zuschuss für Gedenkorte

5863 Euro und 4 Cent sollte der Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos als Zuschuss von der Gemeinde erhalten: Für eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer für die am 29. April 1945 in der Isarau gefallenen Soldaten. Und für einen Gedenkstein, der an die Häftlingsmärsche am gleichen Tag und an Albert Labos erinnert. Der französische Bürgermeister, der bei dem Marsch flüchtete, starb am 8. Mai auf dem Anwesen Loibl. Die Verwaltung empfahl dem Gemeinderat dem Antrag zuzustimmen, da es sich um einen "gemeinnützigen Zweck" handle, der "den Toten von Krieg und Gewalt und insbesondere an den 70. Jahrestag der Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft gedenken soll".

Bereits die erste Wortmeldung ließ aber erahnen, dass dieser Empfehlung nicht alle Gemeinderäte ohne vorherige Aussprache folgen wollen. "Ich kann dem nicht zustimmen", sagte Rudolf Zeilhofer (CSU). Nicht, weil er grundsätzlich dagegen sei, sondern, weil er das Gedenken lieber an zentraler Stelle sehe, am Kriegerdenkmal. Robert Wäger (Grüne) fand den Antrag zwar "prinzipiell gut". Er äußerte jedoch Bedenken, ob der geplante Gedenkstein ohne weitere Informationen "seinen Zweck" erfülle. Er regte an, Vorträge über die Zeit für Jugendliche und Schüler zu finanzieren, statt den Stein zu bezahlen.

Auch Sabina Brosch (Grüne) hatte nichts gegen die Tafel. Gedenken müsse man aber anders lösen als mit einem Stein. Marcus Mey sagte, der Krieger-und Soldatenverein solle sich doch mit dem Heimatverein zusammensetzen, um ein Konzept zu erarbeiten, wie man der Zeit vor 70 Jahren gedenken könne. Bei einem Stein mitten in der Wildnis sehe er keinen echten Bezug. Es gehe nicht um das Geld, sondern um bessere Ideen.

Stefan Kronner (SPD) stellte daraufhin den Antrag, den Tagesordnungspunkt zurück zu stellen, um noch einmal darüber nachdenken zu können, was man besser machen könne. Ein Antrag, der Heinrich Lemer etwas erzürnte. "70 Jahre lang ist nichts passiert. Jetzt hat sich der Verein darüber seine Gedanken gemacht, und bestimmt viele. Ich finde das gut". Der Gedenkstein gehöre zudem an seine historische Stätte. Die Abstimmung verlief dann eindeutig: 15 der anwesenden Gemeinderäte wollten das Thema auf die nächste Sitzung vertagen.

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