Polizei, Feuerwehr und  Sanitäter:Gründe zur Klage

Polizei, Feuerwehr und  Sanitäter: Bei der Wasserwacht - hier eine Übung am Badesee Stoibermühle - legt man Wert darauf, dass ihr Job genauso wichtig sei, wie der der Feuerwehr.

Bei der Wasserwacht - hier eine Übung am Badesee Stoibermühle - legt man Wert darauf, dass ihr Job genauso wichtig sei, wie der der Feuerwehr.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ob Helfergleichstellung, Kampf gegen Gaffer oder Personalmangel: Wer - wie die SPD - die Vertreter der Blaulichtorganisationen nach ihren Sorgen fragt, muss mit den Antworten leben

Von Alexander Kappen, Moosburg

Als langjähriger Polizist hat Uli Grötsch einen persönlichen Bezug zum Thema. Mittlerweile sitzt der Generalsekretär der Bayern-SPD aber schon ein paar Jahre für seine Partei im Bundestag und ist nicht mehr als Schleierfahnder in Waidhaus aktiv. Deshalb wollte er sich zusammen mit dem Bundestagskandidaten Andreas Mehltretter am Montag direkt an der Basis informieren, wo Polizei und anderen Blaulichtorganisationen der Schuh drückt. Beim Gespräch im Gasthof "Zur Lände" in Moosburg berichteten die Vertreter von Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz, Johannitern und Wasserwacht von Personalsorgen, Problemen bei der Ausbildung und mangelhafter Förderung durch den Bund.

Auch das Thema "Helfergleichstellung" kam mehrfach zur Sprache. Mittlerweile haben in Bayern neben Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehren auch ehrenamtliche Kräfte von anderen Hilfsorganisationen einen Anspruch darauf, bei vollem Gehalt für Einsätze von ihrem Arbeitgeber freigestellt zu werden. "Es hat sich dadurch entspannt", räumte Albert Söhl, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), ein: "Aber bei der Ausbildung gibt es noch ein Defizit - dafür müssten die Leute vom Arbeitgeber auch freigestellt werden." Rainer Schug von der Wasserwacht Moosburg meinte bezüglich der Helfergleichstellung, es müsse "in den Köpfen der Leute ankommen", dass etwa die Wasserwacht "genauso wichtig ist wie die Feuerwehr". Eine Sache, die speziell seine Organisation betrifft, "ist die Aufgabe, Kindern und Erwachsenen das Schwimmen beizubringen, damit keine Leute ertrinken". Es sei erschreckend, wie viele Nichtschwimmer es gebe. Insofern begrüßte er trotz des damit verbundenen finanziellen Aufwands die Entscheidung des Moosburger Stadtrats, ein neues Hallenbad zu bauen.

Was Rettungsdienste und Polizei gleichermaßen beschäftigt, sind die Rettungsgasse bei Verkehrsunfällen und auch die Gaffer. "Da gehören die Maßnahmen verschärft", meinte Söhl. "Dass Leute Unfälle mit dem Handy filmen und ins Netz stellen, verletzt auch die Persönlichkeitsrechte der Helfer und ist eine Frechheit." Neben den eigentlichen Aufgaben am Unfallort auch noch gegen jeden Gaffer vorzugehen, übersteige jedoch die Möglichkeiten der Polizei, ließen Konrad Sigl von der Flughafenpolizei und Christine Kopp von der Inspektion Moosburg, beide Mitglieder der Gewerkschaft GdP, durchblicken. Es mangele an Personal, in manchen Schichten sei man in Moosburg zu dritt, "weniger geht nicht", sagte Kopp.

Franz Groszek von den Johannitern in Allershausen ärgerte sich, "dass man mittlerweile wegen jedem Schmarrn angerufen wird, nur weil man im Krankenhaus schneller dran kommt, wenn man mit dem Sanka hingefahren wird". Seitens der Johanniter wurde zudem bemängelt, dass Rettungskräfte nicht für Situationen wie einen Amoklauf ausgestattet seien.

Michael Hinterholzer, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, kritisierte den Personalmangel an den Feuerwehrschulen: "Im Landkreis haben wir zum Glück eine sehr engagierte Jugend - aber die muss ja auch ausgebildet werden." Die Feuerwehschulen bildeten "fast nur noch Führungskräfte aus, und alles drunter sollen Landkreis und Gemeinden machen", sagte der Freisinger Stadtbrandinspektor Anton Frankl: "Es braucht mehr Mittel von Land und Bund." Kreisbrandrat Manfred Danner forderte zudem "mehr Förderung vom Bund für den Katastrophenschutz - jeder Landkreis bräuchte ein Lager für Betten und so weiter für den Katastrophenfall".

Was die Hilfsorganisationen übergreifend bemängelten, ist die Abschaffung der Wehrpflicht. "Das war ein großer Fehler", so der BRK-Kreisvorsitzende Anton Neumaier: "Früher hatte man in Katastrohenfällen die Bundeswehr, aber die ist jetzt nur noch in Afghanistan." Es gingen auch viele hauptamtliche Kräfte beim BRK verloren, sagte Söhl, "weil früher Zivis, wenn ihnen der Beruf Spaß gemacht hat, geblieben sind". Die Abschaffung der Wehrpflicht habe "sehr weh getan", ergänzte Frankl. Er schlug vor: "Man könnte verbindlich ein soziales Jahr für Männlein und Weiblein einführen, damit die jungen Leute die Gesellschaft mal kennenlernen."

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