Podiumsdiskussion beim Szenekulturforum:Ungestört von jungen Wählern

Parteienvertreter diskutieren vor Wahl über Angebote für Jugendliche, das Nachtleben in Freising sowie den Widerstand gegen die dritte Startbahn. Jugendliche lassen sich nur vereinzelt blicken und so wird das Ganze zur Ü-30-Party.

Von Maximilian Gerl

"Gib deinen Senf dazu!" lautete das einprägsame Motto, doch die Angesprochenen - Freisings Jugendliche nämlich - lassen sich nur vereinzelt im Alten JUZ an der Kölblstraße blicken. Stattdessen sieht man viele bekannte Gesichter aus der Kommunalpolitik. "Eine Ü 30-Party ist das hier", scherzt ein Gast. Schade eigentlich, hatten doch das Szenekulturforum Freising und die Stadtjugendpflege zu einer Podiumsdiskussion geladen, um eine Woche vor der Kommunalwahl mit Vertretern aller Parteien über Jugendpolitik zu sprechen. Mit Rudi Schwaiger (CSU), Andreas Mehltretter (SPD), Waltraud Heinlein-Zischgl (Grünen), Paul Cyron (FW), Helmut Priller (ÖDP), Nicolas-Pano Graßy (Linke), Jens Barschdorf (FDP) und Reinhard Fiedler (FSM) sind die Ledersofas auf der Bühne auch prominent besetzt - nur die Jugendlichen fehlen eben etwas.

Die Kandidaten stört das jedoch nicht, schnell entspinnt sich eine lockere Runde. Manch einer tut sich dabei von Natur aus leichter. Graßy und Mehltretter zum Beispiel, Jahrgang 1989 beziehungsweise 1992, können aus eigener Erfahrung berichten, was Freisings Jugendliche derzeit am meisten umtreibt. Der ein wenig ältere Priller hat es da schon schwerer, wie er zugibt: "Ich weiß nicht, was in ist, wenn ich kein Feedback bekomme".

Ein zentrales Motiv an diesem Abend kristallisiert sich früh heraus. In Freising, da stimmen alle Diskutanten überein, fehlt es einfach an Örtlichkeiten, die man für jugendkulturelle Veranstaltungen bereitstellen könnte. Und eine schnelle Lösung des Problems ist auch nicht in Sicht: Einige Kandidaten schlagen vor, im renovierten Asamgebäude einen Raum entsprechend herzurichten, andere bringen das Areal um die Steinkaserne ins Spiel, die nächsten die Luitpoldanlage. Auch eine komplett neue Luitpoldhalle ist im Gespräch, allerdings nur kurz, weil der Stadt momentan für neue Großprojekte einfach "das Geld fehlt", wie Schwaiger unter dem Nicken seiner Mit-Kandidaten klar stellt. Aber vielleicht lasse sich ja zumindest in den leer stehenden Häusern Am Stengerbach eine vorübergehende Zwischennutzung einrichten.

Als das zweite Hauptproblem wird das fehlende Freisinger Nachtleben ausgemacht. "Die Stadt hat da was verschlafen", sagt Fiedler und fordert bessere Rahmenbedingungen für Investoren, sodass diese sich leichter mit Bars und Diskotheken in der Innenstadt ansiedeln könnten. Aus dem gleichen Grund treffe man außerhalb von Weihenstephan auch kaum Studenten in der Stadt an: "Man kann sich nicht beschweren, dass die nicht kommen, wenn nichts da ist." Eine Hürde bei allen neuen Projekten stelle allerdings der Lärmschutz dar. Sobald sich Anwohner beschwerten, seien dem Rathaus aufgrund der Gesetzeslage die Hände gebunden, gibt Heinlein-Zischgl zu bedenken. "Es liegt eben nicht immer an der Stadt, sondern manchmal auch an den Mitmenschen."

Unter dem Strich bleiben von diesem Abend viele gute Ideen, aber nur wenig konkrete Lösungen. Einig sind sich die Diskutanten vor allem darin, dass Jugendpolitik nicht nur nebenher laufen darf, sondern zukünftig mehr Strategie benötigt - zum Beispiel, indem man einen Jugendstadtrat einrichtet und die Jugendlichen so in wichtige Entscheidungen einbindet, wie Mehltretter vorschlägt.

Richtig greifbare Ansätze tauchen erst auf, als das Gespräch irgendwann unweigerlich auf die dritte Startbahn umschwenkt. Was die einzelnen Kandidaten denn in Zukunft vorhätten, dagegen zu unternehmen, will ein Zuhörer wissen. Der eine Teil auf der Bühne spricht sich für den Dialog aus. "Der Freisinger Stadtrat ist da leider machtlos", sagt etwa Barschdorf, die Entscheidung über den Bau werde nach der Kommunalwahl im Münchner Stadtrat gefällt. Deshalb müsse man die Kollegen dort davon überzeugen, gegen das Projekt zu stimmen. Fiedler regt an, den "Widerstand auf neue Beine zu stellen" und medienwirksam zu machen; Priller und Cyron deuten passend zum Abend gar an, dann eben nicht näher definierte "militante Aktionen" durchzuführen. Ein Aufruf zu zivilem Ungehorsam, so viel steht fest, dürfte bei der Jugend wohl ziemlich gut ankommen - strukturelle jugendpolitische Probleme lassen sich damit aber leider nicht lösen.

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