Plattlinger Diskotheken-Brand:Neuer Verdächtiger aufgetaucht

Zeuge berichtet von einem ehemaligen Angestellten, der Drohungen gegen Max Riemensperger ausgestoßen haben soll

Peter Becker

"Jeder lässt mal Dampf ab", sagte der Zeuge zum Vorsitzendem Richter Heinrich Brusch. Darum habe er den Worten eines ehemaligen Mitarbeiters in der Plattlinger Diskothek MGM auch keine weitere Bedeutung zugemessen. Der damalige Angestellte hatte sich offenbar geärgert über Max Riemensperger, der sich derzeit wegen gemeinsamer Brandstiftung zusammen mit Michael F. vor dem Deggendorfer Landgericht verantworten muss. "Das wird der Max mir büßen", soll er zu dem Zeugen gesagt haben. "Da lass ich mir schon was einfallen."

Der Zeuge erzählt weiter, er habe diese Drohung zunächst vergessen. Erst kurz vor der Verhandlung sei sie ihm wieder eingefallen. Riemensperger, der sich am Montagnachmittag zum ersten Mal den Fragen von Richter und Staatsanwalt stellte, brachte dann mit seinen Erklärungen Licht in die Beschäftigungsverhältnisse in der Plattlinger Diskothek. Der vom Zeugen benannte Mann sei eine Hilfskraft gewesen, sagte er. Ebenso wie Michael F. sei er selbständig gewesen und habe sich Hoffnungen gemacht, am Umbau des MGM mitwirken zu dürfen. "Ich habe ihn auf zwei Positionen ausprobiert und war nicht zufrieden", so Riemensperger. Deshalb habe er dem mitangeklagten Michael F., den er als "Arbeitstier" beschrieb, den Vorzug gegeben - auch hinsichtlich einer späteren Beschäftigung als Schankkellner. Bislang ist der Mann, der die Drohungen ausgestoßen haben soll, noch nicht als Zeuge vor Gericht aufgetaucht. Ob ihn Richter Brusch noch laden wird, ist offen.

Riemensperger selbst wiederholte, was bereits ein anderer Zeuge gesagt hatte: "An dem Tag, an dem das MGM abgebrannt ist, ist in mir etwas gestorben." Die Diskothek sei auf einem guten Weg gewesen. Bis in den Mai hinein seien umsatzfördernde Veranstaltungen geplant gewesen. Die Renovierung sei mit der Bank abgesprochen gewesen, versicherte Riemensperger. Er und sein stiller Teilhaber versuchten auch zu erklären, warum die Brandmeldeanlage abgestellt war. Es habe zu oft Fehlalarmierungen gegeben, sagten sie. "Besonders wenn die Nebelanlage eingeschaltet war", erzählte der Geschäftspartner Riemenspergers.

Nicht eben glorreich kommt die Deggendorfer Kriminalpolizei in dem Verfahren weg. Zumindest, wenn stimmt, was einige Zeugen sagen. So erzählte etwa Riemenspergers Geschäftspartner, dass einer der Ermittler zu ihm ins Geschäft gekommen sei, um bei ihm einzukaufen. Ihn habe gleich gestört, dass ihn der Polizist mit "Du" angesprochen habe. Der Beamte habe ihn dann gewarnt, "sich nicht vor einen Karren spannen zu lassen, vor den ich nicht hingehöre". Die Luna Park GmbH habe eine weiße Weste, habe ihn der Beamte wissen lassen. Zulange habe man in die verkehrte Richtung ermittelt. Für den Fall, dass er mit Riemensperger in den nächsten Monaten Kontakt aufnehme, werde man dies zu unterbinden wissen. Gleichzeitig, so der Zeuge weiter, habe der Ermittler großen Respekt vor dem "Staranwalt Sewarion Kirkitadse" geäußert. Er fürchtete, dieser könne ihn vor Gericht "zerlegen", weil die Beweislage ziemlich dünn sei.

Angst vor einer Anzeige wegen Schwarzarbeit hat Riemensperger offenbar dazu bewogen, Mitarbeiter zu bitten, Michael F. nicht in ihren Vernehmungen bei der Polizei zu erwähnen. Dies geht aus den Aussagen des Diskothekenbesitzers selbst und einiger Zeugen hervor. Riemensperger hatte den Mitangeklagten, der auf der Baustelle nur als "der Maler" bekannt war, als Selbständigen und Handlanger in Plattling beschäftigt, keineswegs aber als "seine rechte Hand". Erst später habe er erfahren, dass Michael F. insolvent sei und deshalb keine Rechnungen ausstellen dürfe.

Den Mitangeklagten, der während der Verhandlung scheinbar gelassen auf seinem Stuhl saß, belasten indessen einige Indizien. Immerhin einer von vier Zeugen war sich sicher, ihn schon einmal in einem dunkelblauen Bundeswehrpullover gesehen zu haben, so einen wie der Mann auf dem Tankstellen-Video hatte. Ein Nachbar will außerdem an dem Vormittag, an dem das MGM abgebrannt ist, mit Michael F. gegen 11 Uhr gesprochen haben. Das widerspricht der Aussage eines anderen Zeugen, der behauptete, F. wäre zu dieser Zeit bei ihm in München gewesen. Ein Sachverständiger des Landeskriminalamts bestätigte, dass ein Mobiltelefon von Michael F. am Tag des Brandes um 8.48 Uhr im Plattlinger Gewerbegebiet geortet worden sei. Die Auswertung eines iPhones des Angeklagten zur Erstellung eines Bewegungsprofils war jedoch ergebnislos geblieben. Es hatte am Vormittag des 28. Septembers keine Daten aufgezeichnet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: