Wirtschaftsministerin Aigner in Freising:Wellnessbesuch mit Abstrichen

Aigner und Startbahn Gegner

Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilsa Aigner hat sich bei ihrem Besuch den Startbahngegnern stellen müssen, an ihrer Seite Florian Herrmann.

(Foto: Widmann)

Das Potential der Studienabbrecher oder Flüchtlinge in Mittelstandsbetrieben, diese Themen fanden bei Ilse Aigner Gehör. Sie war schließlich zu "Wirtschaftsgesprächen" in Freising. Zuvor bekam sie aber den gleichen ungemütlichen Empfang wie kürzlich Horst Seehofer.

Von Petra Schnirch, Freising

Das sei sicher "Wellness" für die Ministerin, zwischen Trassen-Streit und Ausschüssen, meinte Moderatorin Ursula Heller. Freising war am Donnerstag zweite Station der "Wirtschaftsgespräche in der Region" mit Ilse Aigner. Zuvor aber erlebte das Fraunhofer-Institut die erste kleine Demonstration auf seinem Gelände. Aktivisten von Plane Stupid bereiteten der Wirtschaftsministerin den obligatorischen Empfang der Startbahngegner, um gegen das Großprojekt zu protestieren.

Die Diskussion war Aigner sichtlich unangenehm. Im schicken Hosenanzug stand sie etwas wortkarg vor dem 24 Meter langen Transparent und sagte, wie schon der Ministerpräsident vor einer Woche am Schafhof, das Übliche. Dass man die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts abwarten müsse, dass dies alles ein Abwägungsprozess sei. Warum spreche man nicht schon jetzt ein politisches Machtwort?, wollte Guido Langenstück wissen. Andere Demonstranten wiesen auf die gesundheitlichen Belastungen etwa für Lerchenfeld hin.

Von der Auszubildenden zur Wirtschaftsministerin

Im Seminarraum des Fraunhofer-Instituts fühlte sich Aigner dann wieder in ihrem Element. Es ging um Themen wie Innovation, Energieversorgung, Breitband und Fachkräftemangel. Der Vertreter eines großen Logistikers beklagte, dass es schon jetzt extrem schwierig sei, neue Mitarbeiter zu finden. Das Image der beruflichen Ausbildung müsse aufgewertet werden, erwiderte Aigner, dies aber werde nicht von heute auf morgen gehen.

Vielen sei nicht bewusst, dass die Aussichten auf eine Karriere genauso gut seien wie mit einem Studium - damit "kann man alles werden, sogar Wirtschaftsministerin", sagte sie auf ihren eigenen Lebenslauf gemünzt. Wie weit der Konkurrenzkampf inzwischen geht, schilderte der Chef eines kleineren Betriebs : Eingearbeitete Kräfte werden von den Großen der Branche mit Prämien abgeworben.

Flexible Arbeitszeitmodelle im Sinne der Wirtschaft

Hermann Heiler, Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wünschte sich eine Vernetzung, damit das Potenzial der Studienabbrecher, immerhin etwa 40 Prozent der Studienanfänger, besser genutzt werde. Ein anderer Unternehmer meinte, dass eine Teilzeitquote Sinn machen könnte, damit qualifizierte Frauen nach der Kinderpause zurück in den Beruf fänden. Die Chance, eine Teilzeitstelle zu bekommen, tendiere derzeit gegen null. Von einer Quote hielt Aigner nichts, flexible Arbeitszeitmodelle seien aber eigentlich auch im Sinne der Wirtschaft.

Neue Mitarbeiter aus dem Kreis der Asylbewerber

Neue Mitarbeiter werden künftig wohl auch aus dem Kreis der Asylbewerber kommen. Zur Aufforderung, gerade junge, unbegleitete Flüchtlinge besser zu unterstützen, sagte Aigner, dass dies wichtig sei, dass die Ausgaben aber, in Abwägung mit anderen Haushaltsposten, verhältnismäßig bleiben müssten. Auf Flüchtlinge setzen auch Mittelständler in der Region: Sie würden die Leute gern zur Probearbeit einladen, sagte Attenkirchens Bürgermeister Martin Bormann. Die Formalien aber seien hoch. Die Ministeriumsmitarbeiter wollen mit ihm im Gespräch bleiben.

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