Piraten laden zur Podiumsdiskussion:Luft nach oben

Einen eigenen Kandidaten stellen die Piraten bei der OB-Wahl in Freising zwar nicht. Mitmischen wollen sie dann aber doch. Sie haben drei Kandidaten zu einem Casting-Abend eingeladen - um dann über ihre eigenen Forderungen zu diskutieren.

Kerstin Vogel

Eines sei gleich vorweg gesagt: Niemand musste singen oder tanzen - und am Ende hat auch keiner ein Foto von Heidi Klum bekommen. Das OB-Kandidaten-Casting, das die Piratenpartei am Montagabend im Gasthaus Zum Löwen gestartet hat, verlief stattdessen wenig spektakulär, wenn auch nicht ganz im Stil der üblichen Podiumsdiskussionen - schon wegen des erkennbar hohen technischen Aufwands, der vielen Kabel im Raum und der überwiegend schwarz gekleideten, überwiegend männlichen Besucher der Veranstaltung. Besonders viele waren das insgesamt allerdings auch nicht.

Nachdem die noch junge Partei darauf verzichtet habe, einen achten Kandidaten für die Wahl am 11. März aufzustellen, sehe man sich im laufenden Wahlkampf als "neutrale Instanz", informierte Volker Kunze, der Vorsitzende der Piraten im Landkreis Freising, zur Begrüßung. Das Motto "Klarmachen zum Ändern" passe gleichwohl sehr gut zu der bevorstehenden Wahl. Diese sei auch deshalb sehr wichtig, weil die Freisinger Oberbürgermeister traditionell sehr lang im Amt blieben, sagte Kunze: Max Lehner 22 Jahre, gefolgt von Adolf Schäfer mit 24 Jahren und jetzt Dieter Thalhammer, der es immerhin auf 18 Jahre bringe.

Noch eine Besonderheit der Casting-Veranstaltung: Die Piraten hatten mit Benno Zierer (Freie Wähler), Eva Bönig (SPD) und Rudi Schwaiger (CSU) erstmal nur drei der Bewerber um den Posten des Freisinger Oberbürgermeisters zu der Fragerunde eingeladen, ein zweites Treffen mit den übrigen vier Kandidaten soll am Montag, 13. Februar, folgen. Auch dafür werden dann die Fragen wieder vorab im Internet gesammelt (http://buergermeisterfs.adhocracy.de). Schließlich gelten die Piraten als die Partei mit der großen Netzaffinität und dem Willen zur unbedingten Transparenz in der Politik. Als große Themen für den ersten Castingabend hatten sich via Webseite bezahlbarer Wohnraum, die teilweise sehr schlechte Wahlbeteiligung in Freising und tatsächlich auch die Forderung nach mehr Transparenz herauskristallisiert.

Diskutiert wurde mit den Kandidaten - anders als bei anderen Veranstaltungen bisher - aber auch über "etwas andere" Forderungen, wie den Ruf nach einem kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr, ein Modell, bei dem Kommunen auf Investitionen in den Straßenbau verzichten und ihre Bürger stattdessen umsonst mit dem Bus fahren lassen. So recht vorstellen konnte sich das keiner der drei Kandidaten. "Subventionen vielleicht schon", räumte Bönig ein, "ganz umsonst aber in naher Zukunft nicht". Zierer erklärte, dass man so etwas vielleicht einmal auf einer Teststrecke beispielsweise nach Lerchenfeld ausprobieren könnte. Schwaiger dagegen konnte sich "das wirtschaftlich nicht vorstellen". Sonst würde er sich jedoch auch nicht sträuben, versicherte er.

Beweisen wollen die Piraten mit ihren "Einmischung" in den Freisinger OB-Wahlkampf wohl auch ein weiteres Motto, das sie dem Casting-Abend vorangestellt hatten: "Wir können mehr als Internet" heißt es - und das ist ganz sicher richtig. Ob sie allerdings auch Veranstaltungen wirklich gut können, werden sie noch beweisen müssen: Mehr als eine halbe Stunde Verspätung am Anfang und teilweise etwas langatmige Ausführungen der Moderatoren lassen da auf jeden Fall noch Luft nach oben - ebenso wie die Problemchen mit der Technik, die man speziell hier eher nicht erwartet hätte.

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