Pendler brauchen  viel Zeit:Bahnstrecke ohne Gleise

Pendler brauchen  viel Zeit: Max Maulwurf ist der Baustellenbotschafter der Bahn. Am Dienstag erklärte er Fahrgästen am Freisinger Bahnhof den Schienenersatzverkehr.

Max Maulwurf ist der Baustellenbotschafter der Bahn. Am Dienstag erklärte er Fahrgästen am Freisinger Bahnhof den Schienenersatzverkehr.

(Foto: Marco Einfeldt)

In den Sommerferien müssen Pendler wegen Bauarbeiten lange Busfahrten oder einen Umweg mit der S-Bahn über Flughafen und Ostbahnhof in Kauf nehmen. Die Fahrpläne für diesen Zeitraum liegen nun aus.

Von Nadja Tausche, Freising

Die Deutsche Bahn und die S-Bahn München haben ihre Informationskampagne zur Sperrung der S-Bahn-Linie S 1 gestartet. Zwischen Feldmoching und Freising beziehungsweise dem Flughafen wird sechs Wochen lang kein einziger Zug fahren: "Es wird auf der Strecke keine Schienen mehr geben", erklärte Michael-Ernst Schmidt, Pressesprecher der Bahn, bei der Aktion am Freisinger Bahnhof. Hefte mit den Fahrplänen des Schienenersatzverkehrs liegen ab sofort in den Zügen aus, außerdem sind sie im Internet verfügbar.

Zwischen dem 28. Juli und dem 10. September verkehren statt der S 1 Busse zwischen Feldmoching, Freising und dem Flughafen. Außerdem fährt ein bis zwei Mal pro Stunde eine S-Bahn von Freising über den Flughafen in die Innenstadt. Diesen Schienenersatzverkehr werden während der Sperrung rund 20 000 Fahrgäste pro Tag nutzen, sagte Michael Feuser von der S-Bahn München am Dienstag bei der Presseaktion. Am Freisinger Bahnhof kommen zu den Hauptverkehrszeiten laut Feuser zeitweise etwa vier Mal so viele Fahrgäste zusammen wie sonst. Grund ist, dass auch Pendler aus Landshut oder Regensburg auf dem Weg nach München zum Teil in Freising umsteigen müssen. Je nach Fahrtzeit werden 50 bis 60 Busse im Einsatz sein, sagte Susann Liebscher vom Regionalverkehr Oberbayern (RVO).

Die Deutsche Bahn erneuert auf der Strecke der S 1 Schienen und Weichen auf 33 Kilometer Länge. Außerdem werden die Bahnhöfe Unterschleißheim und Lohhof barrierefrei ausgebaut sowie die Neufahrner Kurve fertiggestellt. Insgesamt kosten die Umbauarbeiten rund 60 Millionen Euro, die Kosten teilen sich Bund, der Freistaat Bayern und die Bahn. Die Arbeiten an der Neufahrner Kurve, mit der von Dezember an Fahrgäste aus Ostbayern direkt zum Flughafen fahren können, bezahle zu rund 90 Prozent der Bund, so Schmidt - die Erneuerung der Schienen übernimmt dagegen größtenteils die Deutsche Bahn.

Wer während der Umbauarbeiten von Freising aus in die Münchner Innenstadt will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder nimmt er einen Bus nach Feldmoching, der hält allerdings an allen Stationen der S 1 und braucht für die Strecke deshalb 69 Minuten. Oder er fährt mit einem Bus oder der S-Bahn von Freising bis zum Flughafen und dann über den Ostbahnhof ins Zentrum, das dauert rund eine Stunde.

Mit einer Entschädigung können die Fahrgäste des MVV trotz längerer Fahrzeiten nicht rechnen. Das liege am Tarifsystem, hatte die Bahn zuvor erklärt: Weil die Monatskarten statt auf Stationen auf Ringe festgelegt sind, lasse sich nicht genau feststellen, wer tatsächlich von den Fahrplanänderungen der S 1 betroffen sei. Ein Pendler mit einer Monatskarte für die Ringe eins bis zwölf kann genauso nach Freising wie auch nach Herrsching fahren. Anders ist das bei Fahrgästen, die von außerhalb des MVV-Gebiets nach München reinfahren: Sie bekommen eine Gutschrift in Höhe von zehn Prozent des Abopreises für einen Monat oder, alternativ, einen Dauerparkplatz am Flughafen. Grund sei, dass es sich hier um eine bestimmte Strecke handle, begründet die Bahn, also etwa von Landshut nach München. Diese Maßnahmen betreffen rund 1700 Kunden der DB Regio Bayern. Immerhin zahlen die MVV-Fahrgäste keinen Aufpreis für eine Fahrt über den Flughafen, der im 13. Ring liegt.

Die Alternative zu der wochenlangen Sperrung wäre, Züge passieren zu lassen, S-Bahnen aber nicht, erklärte Schmidt. Die Strecke wäre dann rund fünf Monate gesperrt; würde man nur am Wochenende bauen, wären es zwei Jahre.

Im Vorfeld der Komplettsperrung laufen am Freisinger Bahnhof derweil die Umbauarbeiten. Die Bahn hat an der Münchner Straße ein Grundstück gepachtet, hier werden die zusätzlichen Busse nachts und während der Fahrpausen abgestellt. Die Busse des Schienenersatzverkehrs werden von 28. Juli an vom Regionalbusbahnhof am Freisinger Bahnhof losfahren.

Die Fahrpläne des Schienenersatzverkehrs sind online auf bahn.de/sommerbaustelle unter "Baustellenheft inkl. Ersatzfahrplänen" zu finden.

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