Patrozinium:Klein und aus Stein

Patrozinium: Heimatforscher Friedrich Keydel steht vor den drei Altären der Kirche Sankt Jakobus, die dort seit deren Erweiterung Jahr 1717 Platz finden.

Heimatforscher Friedrich Keydel steht vor den drei Altären der Kirche Sankt Jakobus, die dort seit deren Erweiterung Jahr 1717 Platz finden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Kirche Sankt Jakobus in Oberzolling ist einst von wohlhabenden Bauern erbaut worden. Seit 300 Jahren hat das barocke Schmuckstück seine heutige Gestalt

Von Katharina Aurich, Oberzolling

Ein kleines, sakrales Schmuckstück, die Kirche Sankt Jakobus, steht im Zollinger Ortsteil Oberzolling. An diesem Freitag feiern die Gläubigen das Patrozinium ihres kleinen Kirchleins, das vor 300 Jahren erweitert worden ist und seine heutige Gestalt erhalten hat.

Die ursprüngliche Kirche wurde bereits um das Jahr 1200 erbaut, wie der Heimatforscher Friedrich Keydel erläutert. Dies gehe aus Unterlagen hervor, die der Zollinger Pfarrer Heilmeier im Jahr 1928 erstellte. Damals wurde der Putz der Außenwände erneuert und gab den Blick auf das ursprüngliche Mauerwerk frei. Anhand der Mauersteine sei das Alter datierbar, so Keydel. Im Mittelalter, im 12. und 13. Jahrhundert, sei Oberzolling ein selbständiger Ort gewesen, der aus sieben Höfen bestand, die inmitten der Amperarme lagen. Die Bauern waren offensichtlich wohlhabend, und so entschied man sich, eine Kirche aus Stein zu bauen.

Das kleine Gotteshaus war damals die einzige Steinkirche weit und breit. Sie sei viel älter als die Zollinger Kirche, die 1450 gebaut wurde, so Keydel. Steine waren damals kostbar, und wer sich ein solches Bauwerk als Zeichen seiner Gottesfurcht und auch zu Repräsentationszwecken leisten konnte, dem ging es gut. Aber nicht nur seinen Erbauern war die Kirche wichtig. Die Bewohner von Oberzolling kümmerten sich später darum, dass sie erhalten blieb. Das ursprüngliche Gotteshaus war wesentlich kleiner als heute, es hatte nur ein Flachdach und einen extra Glockenturm. Das Geheimnis dieses Kirchleins sei, dass sich unter dem Putz das Mauerwerk aus dem Mittelalter befinde und man an dem Vorsprung in etwas 2,50 Höhe im Innenraum sehen könne, wie das ursprüngliche Gebäude einmal aussah, sagt Keydel. Heute ist die Kirche von den Stilelementen des Barock geprägt, über dem Westgiebel erhebt sich ein achteckiges Türmchen, das ein Spitzhelm bedeckt. Im 13. Jahrhundert gehörte auch eine Glocke zur Kirche, diese wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg für Kanonenkugeln eingeschmolzen.

Im Zuge der Vergrößerung der Kirche im Jahr 1717 wurde auch der Altarraum erweitert, so dass dort heute drei Altäre Platz finden. "Diese kleine, schlichte Kirche war den Bewohnern von Oberzolling immer wichtig", sagt Heimatforscher Keydel. Der kunstvoll verzierte Hauptaltar zeige den Namenspatron der Kirche, den heiligen Jakobus, den Älteren. Eine weitere Besonderheit seien die Sitzbalken auf der Empore, die noch mit der Axt aus Baumstämmen geschlagen worden seien. Auch ein Friedhof gehörte einst zur Kirche, allerdings wisse niemand mehr genau, wo er sich befunden habe. Während der Säkularisation wurde die Kirche geschlossen, überstand jedoch als Kulturdenkmal alle Wirren der Jahrhunderte. 1992 habe dann das Ordinariat entschieden, die kleine Kirche grundlegend zu restaurieren, sagt Keydel.

Das Patrozinium wird diesen Freitag, 28. Juli, um 19 Uhr mit einem Gottesdienst, einer Kirchenführung und anschließendem Beisammensein gefeiert.

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