Parken:Fragwürdige Verkehrsmoral

Parkverbot Innenstadt

Parken ist in der Feuerwehranfahrtszone grundsätzlich verboten. Das interessiert in Freising nicht immer alle Autofahrer.

(Foto: Lukas Barth)

Autos stehen auf Gehwegen, in der Feuerwehranfahrtszone, mitten in der Baustelle oder am besten gleich auf dem Marienplatz - die Falschparker in der Stadt Freising nehmen zu. Das ärgert immer mehr Bürger

Von Laura Dahmer, Freising

Auf Gehwegen, in der Feuerwehranfahrtszone, mitten in der Baustelle oder am besten gleich auf dem Marienplatz - wer durch die Stadt Freising läuft, bekommt den Eindruck, es gäbe einen geheimen Wettbewerb unter Falschparkern. Es gewinnt, wer am skurrilsten parkt. Das hat auch die Grünen Stadträtin Susanne Günther bemerkt und auf Facebook gleich ein ganzes Fotoalbum mit Falschparkern in der Freisinger Innenstadt veröffentlicht. "Beim Spaziergang ist mir immer wieder aufgefallen, wie viele rücksichtslose Autofahrer unterwegs sind. Mit den Fotos wollte ich darauf aufmerksam machen", erklärt Susanne Günther.

Womit sie nicht gerechnet hatte: Ihre Fotoaktion stieß auf große Resonanz. Viele andere Freisinger zeigten sich ebenso verärgert und erzählten von eigenen Erlebnissen: "Ich wohne in der Stieglbräugasse und aktuell haben wir nur noch eine Zufahrt für größere Fahrzeuge", erzählt einer. Es komme vor, dass da jemand parke. "Ich komm mit meinem Mini dann gerade noch durch - Notarzt oder gar Feuerwehr: keine Chance." Die Stadt Freising weiß um dieses Problem. Dort sind aktuell drei Vollzeit- und drei Halbtagsangestellte in der ganzen Stadt unterwegs. "Die können leider nicht überall gleichzeitig sein", bedauert Martina Huber vom Ordnungsamt. Täglich seien sie in der Innenstadt unterwegs, einmal vormittags, einmal nachmittags. Spätabends und am Wochenende werde dann nur noch sporadisch kontrolliert - personell sei das nicht anders möglich. Besonders schwierig sei die Kontrolle von Dauerparkern in Zufahrten. Laut Straßenverkehrsordnung ist ein Eigentümer berechtigt, seine eigene Einfahrt zuzuparken. "Und darf es auch anderen erlauben. Wenn sich jemand bei uns beschwert, müssen wir also erst einmal beim Eigentümer anfragen. Erst dann können wir tätig wer-den", erklärt Huber. Bis dahin sei der Falschparker meist wieder weg. Generell gilt: "Geht eine Beschwerde ein, können wir nur reagieren, wenn gerade ein Kollege in der Nähe ist", so Martina Huber. Die Stadt Freising ist sich der personellen Problematik bewusst, bei den Haushaltsberatungen für 2018 sollen deshalb drei zusätzliche Ganztagsstellen für die Parkraumüberwachung beantragt werden.

Denn auch die Polizei kann nur bedingt unterstützen. "Wir kümmern uns um den fließenden Verkehr. Bei uns eingehende Beschwerden gegen Falschparker können wir nur bearbeiten, wenn wir gerade einen Kollegen frei haben", erläutert Michael Ertl, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Freising. Meistens sei das auch bei ihnen personell nicht möglich. Ob das Falschparker-Problem dem Verein "Aktive City" bekannt ist? Vereinsvorsitzender Max-Josef Kirchmaier lacht: "Ich glaube das kennt jeder, der sich in der Innenstadt aufhält." Er selbst schwanke bei dem Thema zwischen Belustigung und Bestürzung. "Es bedarf eines Umdenkungsprozesses. Freising hat genügend Parkhäuser, Parkplätze, kostenlose Parkmöglichkeiten", stellt Kirchmaier fest. Mehr als fünf Minuten müsse keiner laufen. Darauf will auch Aktive City-Geschäftsführerin Julia Bönig aufmerksam machen: "Ich habe schon überlegt, mit Verkehrsschildern darauf hinzuweisen: Wo darf ich parken, wo nicht", erzählt sie. Wenn sie in der Stadt unterwegs ist, wünsche sie sich manchmal selbst die Befugnisse, Falschparker abstrafen zu dürfen. Auf einen ähnlichen Lösungsansatz ist Susanne Günther derweil gestoßen: "Auf Facebook hat mich jemand auf eine App namens 'Wegehelden' hingewiesen", bemerkt die Stadträtin. Damit könne jeder per Foto auf einen Falschparker hinweisen, der dann auf einer Karte innerhalb der App markiert wird. Das richte sich vor allem an andere Fußgänger und Fahrradfahrer, um sie auf mögliche Gefahren durch Falschparker hinzuweisen. Die Meldung könne man mit 'Wegehelden' aber auch direkt an das zuständige Ordnungsamt weiterleiten. "Ich will mich jetzt dahinterklem-men, ob das für Freising auch möglich wäre", sagt Günther.

Am Ende sind es die Autofahrer, die umdenken müssen. Bis es soweit ist, nehmen viele Freisinger die Falschparker mit Humor: "Eine Tragikkomödie in unendlichen vielen Akten", witzelt ein Facebook-Nutzer unter Günthers Fotoalbum. "So fährt Freising. . . Da könnte man auch lustigtraurige Filme drehen", bemerkt jemand anders. Ein weiterer Vorschlag: "Sollte man darüber mal eine Ausstellung machen?"

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