Ortstermin in Attaching:Deutlich vernehmbare Geräusche

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Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof informiert sich über mögliche Auswirkungen einer dritten Startbahn

Birgit Goormann-Prugger

- Bei seinem zweiten Ortstermin im Klageverfahren um den Bau der dritten Startbahn hat sich der Bayerische Verwaltungsgerichtshof unter dem Vorsitz von Richter Erwin Allesch am Dienstag einen Überblick über die Lage in Attaching verschafft. Im Beisein von Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sowie Vertretern der BI Attaching mit ihrem Anwalt Andreas Lehners und der FMG ging es in einem dreistündigen Rundgang zunächst vom Sportgelände des BC Attaching weiter durch den Ort zu den verschiedenen Privatklägern. Am Nachmittag standen dann noch Ortstermine in Eitting, Berglern und Schwaig auf dem Programm.

Hans Hölzl, Vorsitzender des BC Attaching, hatte gleich zu Beginn auf die prekäre Lage des Vereins hingewiesen. Dessen Gelände liegt in einem Bereich, der beim Bau der dritten Startbahn abgesiedelt werden müsste. Beim Landeanflug würden die Maschinen das Gelände in einer Höhe von knapp 80 Metern überfliegen und das mehrere 100 Male am Tag. Unter diesen Bedingungen könne der Sportbetrieb nicht fortgeführt werden, schon gar nicht mit Kindern, klagte Hans Hölzl: "Dann existieren wir einfach nicht mehr" - ein Verein, der 1957 gegründet worden sei und mittlerweile 910 Mitglieder habe. Allein 400 davon seien Kinder und Jugendliche.

Beim Rundgang über das Sportgelände schien Richter Erwin Allesch dann doch beeindruckt von den Ausmaßen und den Folgen eines Startbahnbaus für den Verein. Das sei "sicher ein großer Sportverein", sagte er und fragte noch einmal nach, ob denn das gesamte Gelände betroffen wäre. Er ließ zudem ins Protokoll diktieren, das Geräusch landender und startender Maschinen sei "deutlich vernehmbar".

Am Attachinger Rodelberg vorbei ging es zur Straße "Zur Mühle", um dem Gericht zu verdeutlichen, wie der Ort durch den möglichen Bau der dritten Piste in zwei Teile zerrissen würde. Auf der einen Seite der Straße leben die Menschen im sogenannten "Übernahmegebiet". Das heißt der Bereich müsste abgesiedelt werden, die Bewohner würden aber dafür entschädigt. Auf der anderen Straßenseite soll der Fluglärm den dort lebenden Menschen wieder zuzumuten sein. "Das sind eben diese Kuriositäten, die in solchen Fällen vorkommen", kommentierte das Erwin Allesch.

Dass die Terrasse auf dem Anwesen von Ludwig Grüll nach dem Startbahnbau kaum noch Erholungswert bieten würde, wurde Richter Allesch bei der Besichtigung des Grundstücks schnell klar. "Da kann man denen oben praktisch zuwinken und die Nutzbarkeit fällt weg", erklärte er auf den Hinweis von Rechtsanwalt Andreas Lehners, dass auch dort die Maschinen in einer Höhe von knapp 80 Metern über das Gelände donnern würden. Ludwig Grüll hatte für die Richter auch Fotos parat, die im Sommer von dem großzügigen Gartengrundstück gemacht worden waren. Ebenso wie die Familie Spitzenberger, die das Gericht auch auf die Terrasse führte, auf der die Familie im Sommer viel Zeit verbringt. "Das ist unser Leben und das müsste alles weg", schilderte Franz Spitzenberger die Lage seiner Familie. "Den Lärm, den wir jetzt schon haben, den ertragen wir, aber mit der dritten Startbahn könnten wir nicht mehr leben ", sagte er.

Ähnlich geht es Albert und Elisabeth Sellmayer, deren Grundstück im Anschluss besichtigt wurde. Es liegt nur knapp hinter der Grenze zum Übernahmegebiet. Auch hier würden die Flugzeuge in geringer Höhe den Garten überfliegen. "Da ist die Betroffenheit durchaus vorhanden", räumte Richter Allesch ein. Im hinteren Teil ihres landwirtschaftlichen Anwesens haben Albert und Elisabeth Sellmayer vor längerer Zeit eine Wohnanlage mit 50 Mietwohnungen errichtet. Doch mittlerweile seien Mieter, die eigentlich vorhatten, dort länger zu wohnen, nach dem Bekanntwerden der Pläne für den Startbahnbau wieder ausgezogen, so Sellmayer.

Der Verwaltungsgerichtshof hat noch zwei weitere Augenscheintermine angesetzt. Am Donnerstag, 29. November, geht es um Naturschutzbelange auf dem Gelände der geplanten Trasse und am Donnerstag, 6. Dezember, wollen die Richter Pulling und Fahrenzhausen besuchen.

Richter Erwin Allesch (rechts) schien beim Ortstermin des Verwaltungsgerichtshofs in Attaching am Dienstag durchaus beeindruckt von den Folgen, die der mögliche Startbahnbau für den Ort hätte. (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 28.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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