Ortschaften könnten  "ihr Gesicht verlieren":Den Flächenfraß aufhalten

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Wie soll sich Kranzberg entwickeln? Der Planungsausschuss des Kreistags ist von den Plänen der Gemeinde nicht begeistert. (Foto: Google Earth)

Viele Kranzberger fürchten, dass der Ort zu schnell wächst. Die Gründung einer BI scheint nicht ausgeschlossen

Viele Kranzberger sind besorgt, dass ihre Gemeinde in den kommenden Jahren zu schnell wachsen könnte. 119 Stellungnahmen sind allein von privater Seite zum Vorentwurf des Flächennutzungsplans eingegangen, der das Grundgerüst für die weitere Entwicklung vorgibt. Etwa 50 Bürger kamen am Donnerstagabend außerdem zu einer Veranstaltung des Bundes Naturschutz (BN) gegen den "Flächenfraß" in den Metzgerwirt. Auch die Gründung einer Bürgerinitiative ist nicht ausgeschlossen. BN-Kreisvorsitzender Christian Magerl riet dazu auf Nachfrage eines Bürgers.

Dies müsse nicht zu einer Konfrontation führen. Es wäre vielmehr eine Chance, wenn eine Bürgerinitiative den Planungsprozess begleiten würde, sagte Magerl. BN-Geschäftsführer Manfred Drobny hatte zuvor dargelegt, warum sich die Organisation nun schon mehrmals sehr deutlich und ablehnend zur Kranzberger Planung geäußert hat. Das, was hier an Siedlungs- und Gewerbeflächen ausgewiesen werden soll, sei im Verhältnis zur Größe der 4200-Einwohner-Gemeinde "relativ einzigartig im Landkreis".

Im Vorentwurf berücksichtigt sind insgesamt etwa zehn Hektar für Gewerbe in Kranzberg und Thalhausen sowie etwa 23,5 Hektar für die Wohnbebauung in Kranzberg und mehreren Ortsteilen. Würden diese potenziellen Wohngebiete alle verwirklicht, wäre das ein Zuwachs von bis zu 60 Prozent, kritisierte Drobny.

Gemeinderat Sebastian Ströhl (Kranzberger Gemeindeliste) versicherte, dass das Gremium nicht vorhabe, "mehrere Monsterbaugebiete" auszuweisen. Die jungen Kranzberger sollten aber die Möglichkeit haben, in der Gemeinde zu bleiben und zu bauen. Leider seien viele Flächen gar nicht verfügbar, weil die Grundbesitzer nicht verkaufen wollen, deshalb seien gleich mehrere Bereiche aufgenommen worden. Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) erinnerte daran, dass auch im bestehenden Flächennutzungsplan, der nun überarbeitet wird, 50 bis 60 Prozent der dort berücksichtigten Wohnbauflächen nicht umgesetzt worden seien. Drobny blieb trotz dieser Zusicherungen bei seiner Kritik. Ein Flächennutzungsplan "soll kein Wunschkonzert sein", sagte er, sondern ihm sollte eine "vernünftige Prognose" zugrunde liegen. Das Wachstum sollte sich zudem vor allem auf den Hauptort konzentrieren. Mehrere Bürger, die sich an den Bund Naturschutz gewandt hätten, befürchteten beispielsweise, dass Hohenbercha oder Gremertshausen viel zu schnell wachsen und ihr Gesicht verlieren könnten. Ein Dorn im Auge ist Drobny auch, dass vor allem für die geplante Erweiterung des Kranzberger Gewerbegebiets Grundstücke aus dem Landschaftsschutzgebiet im Ampertal herausgenommen werden sollen - dort befinde sich eine wichtige Frischluftbahn. Robert Lauff befürchtet außerdem eine weitere Zunahme des Verkehrs an der Ringstraße, wo sich das Kinderhaus Kleeblattl befindet, wenn das Gewerbegebiet noch größer wird.

Drobny sieht darüber hinaus ein Wohngebiet im Kranzberger Sebastiansfeld sehr kritisch. Dort gingen gute Ackerböden verloren und "die landschaftliche Schönheit von Kranzberg würde erheblich leiden". Drobny verwies auf Berechnungen des Kranzbergers Michael Besch, dass anstelle der von den Planern errechneten 16,6 Hektar für ein moderates Wachstum bis 2030 fünf Hektar ausreichend wären.

Biobauer und Grünen-Kreisrat Toni Wollschläger warb in einem Vortrag zu Beginn der Veranstaltung generell für einen sorgsameren Umgang mit dem Boden. Die Versiegelung dürfe in Bayern nicht so weitergehen. "Boden ist keine freie Verfügungsmasse." Gemeinderätin Ursula Enghofer (FWG) schlug vor, das Pferd in Kranzberg anders aufzuzäumen und festzulegen, was die Bürger an ihrer Gemeinde schätzen, was sie erhalten wollen und was sie sich für die nächsten Jahre wünschen - und daran die weitere Planung auszurichten.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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