Online-Umfrage:Aufstand in Freising

Online-Voting

Ein Online-Voting zu den Entwürfen zur Umgestaltung des Diözesanmuseums ist bis Dienstag, 14. Juli, unter der Adresse www.domberg-freising.de möglich. Wer die Planungen nicht im Original gesehen hat, kann sich im Internet einen Überblick verschaffen. Die Pressestelle der Erzdiözese weist darauf hin, dass unter der gleichen Internetadresse Bild- und Informationsmaterial zu den Siegerentwürfen sowie Informationen zur Neugestaltung des Dombergs eingestellt sind. beb

Die Siegerentwürfe für die künftige Gestaltung des Diözesanmuseums gefallen nicht allen. Kritisiert wird, dass es der Erzdiözese mehr um "funktionale Lösungen" gehe und der "gestalterische Mut" fehle

Von Peter Becker, Freising

Die Erzdiözese München-Freising interessiert sich dafür, was die Menschen im Erzbistum von den Siegerentwürfen für die künftige Gestaltung des Diözesanmuseums halten. Deshalb hat sie unter der Adresse www.domberg-freising.de eine Umfrage ins Internet gestellt. Dort können Teilnehmer entweder ihr Kreuzchen unter der Rubrik "gefällt" oder "gefällt nicht" ankreuzen und einen entsprechenden Kommentar hinzufügen. Die Aktion läuft bis Dienstag, 14. Juli. Der Freisinger Robert Leutner, Mitglied im Historischen Verein Freising, weiß jedenfalls gewiss, an welcher Stelle er sein Kreuzchen machen würde: unter der Rubrik "gefällt nicht".

"Was ist eigentlich in Freising los?", hatte Pressesprecher Bernhard Kellner jüngst verdutzt gefragt, als er mit dem Protest einiger Freisinger gegen die vorübergehende Schließung der Dombibliothek konfrontiert wurde. Ein kleine Revolution scheint in Freising im Gange, die sich gegen einen scheinbaren Dirigismus seitens des Ordinariats und der Tendenz zum Zentrieren auf München wendet. Leutner bringt dies in einem Leserbrief an die SZ Freising im Zusammenhang mit der beabsichtigten Umgestaltung des Dombergs zum Ausdruck. "Die ersten Schritte des Bauherren Erzdiözese machen nicht unbedingt den Eindruck, dass die Bedeutung für die Stadt Freising begriffen wird." Ein weiteres Beispiel ist für ihn die Schließung der Dombibliothek, den er als "Kälte eines Verwaltungsakts" bezeichnet. Die Stadt Freising nehme dies alles seinem Eindruck nach mit "achselzuckender Zurückhaltung" und "wohlwollendem Desinteresse" zur Kenntnis.

Über den Siegerentwurf zur Gestaltung des Diözesanmuseums kann sich Leutner nicht freuen. Wo die Fachjury Respekt vor dem historischem Ensemble entdeckt, sieht der Verfasser des Leserbriefes eine "funktionelle Lösung", die "einen zum Gähnen geschmackvollen Postneoklassizismus hervorbringen wird".

Optisch gebe es nur einige "feine Eingriffe", hatte Jury-Vorsitzender Wolfgang Riehle bei der Preisverleihung den Siegerentwurf gelobt. Im Atrium werde die drückende Holzdecke durch ein Glasdach ersetzt, das mehr Licht einfließen lässt. Auch außen gewinne das einstige Knabenseminar aus dem Jahr 1870 nach Meinung der Jury an Leichtigkeit und Offenheit, indem die Fensterbrüstungen nach unten gezogen werden. Die Fassade habe dadurch "große Kraft" bekommen.

Leutner vermisst "gestalterischen Mut". Der hätte sich nirgendwo einleuchtender beweisen lassen können als beim Umbau eines Museums, das seit Jahren seine Sammlung konsequent in den Bereich der Gegenwartskunst vorangetrieben habe. Zusätzliche solle es für neue Besucherschichten attraktiv werden. Das Museum stehe zudem an exponierter Stelle am Bergrand über der oberen Altstadt, die in den nächsten Jahren aufgewertet werden solle. Leutner hat sich offenbar intensiv mit den ausgestellten Planungen auseinandergesetzt. Er kommt deshalb zu dem Schluss, dass das Erzbistum den Vorschlag eines Panorama-Ausblicks nicht ignorieren dürfe. Schließlich sei dieser Gedanke für die am Wettbewerb beteiligten Architekten so naheliegend gewesen, dass etwa zwei Drittel von ihnen diese Idee in ihren Entwürfen integrierten. "Für preiswürdig hielt man wieder die vergleichsweise uninspirierteste und uneleganteste Lösung", schimpft Leutner.

Der Verfasser des Leserbriefes wünscht sich mehr Diskussion zur Umgestaltung des Freisinger Dombergs. Schließlich gehe es um ein zentrales Projekt zur Gestaltung der Freisinger Altstadt in den nächsten Jahrzehnten. Gemessen am bisherigen Verlauf beschleicht Leutner da offensichtlich ein leises Grauen, wenn er an den Wettbewerb zur Umgestaltung des Kardinal-Döpfner-Hauses denkt. "Da wird dann wohl die heutige Finanzamts- gegen eine laue Sparkassen-Ästhetik ausgetauscht werden", lautet seine Befürchtung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: