Oktogon am Domberg:Fatale Folgen drohen

Der Domberg prägt das Stadtbild Freisings. Und würde der ans Diözesanmuseum angebaute, achteckige Turm bei dessen Renovierung abgerissen, würde sich dieses Bild verändern. Es ist dies keine marginale Frage, es ist richtig, darüber zu debattieren und die Vor- und Nachteile abzuwägen

Von Kassian Stroh

Kein Zweifel: Der Domberg prägt das Stadtbild Freisings. Und würde der ans Diözesanmuseum angebaute, achteckige Turm bei dessen Renovierung abgerissen, würde sich dieses Bild verändern. Es ist dies keine marginale Frage, es ist richtig, darüber zu debattieren und die Vor- und Nachteile abzuwägen. Es war aber falsch, am Ende den entsprechenden Bauantrag abzulehnen, wie es vergangene Woche der Freisinger Stadtrat mehrheitlich getan hat. Und es könnte fatale Folgen haben.

Man kann der Kirche nicht vorwerfen, unsensibel vorgegangen zu sein. Es gibt nur wenige Bauherren, die derart transparent planen und die Öffentlichkeit beteiligen. Am Ende stand ein Plan ohne Oktogon. Ein Eingriff, ja, aber ein gut begründeter. Man sollte nicht vergessen: Denkmalschutz ist nicht Bestandsschutz von allem, was älter als 70 Jahre ist, ist keine ewige Garantie für einen Anblick, den man seit Kindheit kennt.

Die Mehrheit der Stadträte hat sich darüber hinweggesetzt und - ganz abgesehen von der Frage, ob das rechtlich überhaupt zulässig war - ein gefährliches Signal abgegeben. Wen wundert es, dass das Erzbistum nun das gesamte Projekt in Frage stellt? Man kann es sich ja eigentlich nicht vorstellen, dass es für die Kirche eine ernsthafte Option ist, das Museum nach München zu verlagern und das alte Knabenseminar leer stehen zu lassen. Oder dass sie sogar die gesamte Neugestaltung des Dombergs überdenkt, für die die Museumsrenovierung ja nur der Auftakt gewesen wäre. Vielleicht aber ist der Beschluss des Stadtrats für sie nun eine willkommene Gelegenheit, aus einem Projekt auszusteigen, das der Kirche finanziell über den Kopf zu wachsen drohte, ein Notausgang quasi. Wer weiß das schon?

Die Konsequenz wäre fatal: Der Domberg ist wichtig für das Erzbistum - er ist seine Keimzelle. Er ist wichtig für Bayern - als eines seiner kulturellen Zentren im Mittelalter. Und er ist immens wichtig für Freising, für das (geschichtliche) Selbstverständnis dieser Stadt und ihr Image nach außen, für ihre Attraktivität, das Leben hier. Was nützte die beste Innenstadtkonzeption, was brächten die tollsten Touristenprospekte, läge der Mons Doctus brach? Sollte sich der Beschluss vom Donnerstag tatsächlich als der Anfang vom Ende der Neugestaltung des Dombergs erweisen, dann hat sich die Mehrheit der Freisinger Räte an ihm versündigt - und an der ganzen Stadt.

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