Offizielle Amtseinführung:Die Kirche aktualisieren

Offizielle Amtseinführung: Das Pfarrersehepaar Maral Zahed und Matthias Schwarzer teilt sich die Stelle in Oberallershausen, die über ein Jahr lang vakant war.

Das Pfarrersehepaar Maral Zahed und Matthias Schwarzer teilt sich die Stelle in Oberallershausen, die über ein Jahr lang vakant war.

(Foto: Marco Einfeldt)

Matthias Schwarzer und seine Frau Maral Zahed übernehmen die zweite Pfarrstelle der evangelischen Kirchengemeinde in Oberallershausen. Von fertigen Konzepten halten die beiden nichts, ihre Schwerpunkte wollen sie auf die Jugend- und Familienarbeit legen

Von Petra Schnirch, Allershausen

Die beiden sind noch jeden Tag auf Entdeckungsreise. Ihre ersten Eindrücke? "Es ist schön hier", sagt Matthias Schwarzer - und sie seien "sehr herzlich, sehr freundlich" empfangen worden. Der 32-Jährige übernimmt gemeinsam mit seiner Frau Maral Zahed, 34, die vakante zweite Pfarrstelle der evangelischen Kirchengemeinde in Oberallershausen. Sie teilen sich die Arbeit, damit der zweijährige Sohn nicht zu kurz kommt. An diesem Sonntag wird das Ehepaar durch Dekan Jochen Hauer offiziell in das Amt eingeführt, der Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr.

Nach dem Vikariat im Raum Hannover haben die beiden am 1. September ihre erste Pfarrstelle angetreten. Allershausen war ihr Wunschort, damit sie näher bei der Familie in Memmingen sind. Eine Wohnung hat die Kirchengemeinde für sie gefunden, "im Internet war nichts", erzählt Schwarzer. Die beiden werden für die Gläubigen in Kranzberg und Fahrenzhausen zuständig sein, Maral Zahed zudem für Eching. Weitere Schwerpunkte sind die Jugend- und Familienarbeit. Fertige Konzepte haben sie nicht mitgebracht, gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern wollen sie Ideen entwickeln, der Konfirmandenunterricht soll möglichst lebendig werden.

Von ihrem Arbeitsumfeld sind sie begeistert. Das Gemeindezentrum ist erst wenige Jahre alt, die Kirche hell und freundlich. Als "Luxus" empfindet Zahed aber vor allem die Unterstützung durch engagierte ehrenamtliche Mitarbeiter.

Kennengelernt haben sich Maral Zahed und Matthias Schwarzer gleich zu Beginn des Theologiestudiums in Neuendettelsau. Auch in Indien verbrachten sie ein Dreivierteljahr. Schwarzer stammt aus dem Allgäu, Maral Zahed ist in Teheran geboren worden. Mit 14 zog sie mit ihrer Familie von Iran nach Hannover.

Dass sie einmal Pfarrerin beziehungsweise Pfarrer werden würden, stand für beide lange nicht fest. "Das war ein ganz langer Prozess", schildert Schwarzer. Nach dem Zivildienst bei der Kirche, "als Hausmeister-Hiwi", begann er sein Theologiestudium und ist "sehr darin aufgegangen", erst im Vikariat aber fiel die Entscheidung für den Pfarrdienst. Zahed erging es ähnlich. Sie habe mit dem Studium begonnen, weil sie festgestellt habe, dass ihr die Bibellektüre allein nicht ausreiche, dass sie "nicht an den Kern" herankomme, erzählt sie. In der Praxis habe sie dann gesehen, was für ein "toller Beruf" das sei, in dem man mit "Haut und Haar aufgehen" und zugleich im Glauben weiter wachsen könne. Mit festgefahrenen Strukturen können beide nichts anfangen. "Kirche muss sich immer wieder aktualisieren", findet Matthias Schwarzer und seine Frau ergänzt: Man müsse die Sprache der Menschen sprechen. Es sei eine Kunst, die kirchliche Sprachwelt aufzubrechen und den Inhalt so zu übersetzen, dass er für die Menschen Bedeutung erhält.

Nicht nur die Kirchengemeinde, sondern auch die Ortschaft gefällt beiden gut. "Die Infrastruktur ist top", sagt Zahed, man müsse nicht für alles in die nächst größere Stadt fahren. Das Angebot bei der Kinderbetreuung sei gut. Auch das Sportzentrum heben die beiden hervor. Sogar Badminton könne er dort spielen, erzählt Schwarzer - eines seiner Hobbys. Zeit für einen Familientag pro Woche wollen sie sich regelmäßig nehmen, um immer wieder Kraft schöpfen zu können.

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