Offene Bücherschränke:Die Lib(e)rithek wird erwachsen

Gut 1000 Bücher an vier Standorten umfasst inzwischen das Tauschprojekt in Eching. Das Repertoire reicht von Autobiografien, Frauenliteratur über Sachbücher, Krimis und Romane bis hin zu Koch-, Bilder und Kinderbüchern

Von Alexandra Vettori, Eching

Sie beginnt zu leben, die neue Lib(e)rithek in Eching. 1000 Bücher umfasst die Tauschbörse derzeit, eine Sammlung, die sich laut Plan langsam in alle Winde und alle Schichten der Bevölkerung verteilt. Das Prinzip ist denkbar einfach: Nimm dir ein Buch mit, lies es und stelle es wieder zurück oder ersetze es durch ein anderes, kostenlos, anonym und ohne Leihfrist.

Im März fiel der Startschuss für das Projekt, mittlerweile gibt es vier Standorte in der Gemeinde. Der größte Bücherschrank steht in der Bibliothek des Alten- und Service-Zentrums in der Bahnhofstraße. Auch das Regal im Foyer des Rathauses ist mittlerweile gut bestückt, ein weiteres gibt es in der Gemeindebücherei und eines im Jugendzentrum in der Heidestraße. Dort, so zeigen erste Beobachtungen der Sozialpädagogen, werden nicht nur Jugendbücher gelesen, sondern vor dem gemeinsamen Kochen gerne Kochbücher gewälzt, die englischsprachige Literatur nutzen die jungen Leute auch, wenn auch oft nicht ganz freiwillig im Rahmen von Nachhilfestunden.

Wer genau sich Bücher ausleiht und wie viele es sind, dazu kann man noch wenig sagen. "Die Lib(e)ritheken stehen an geschützten Orten", sagt Elke Saulewicz, einer der Initiatorinnen des Projektes. Auch ob Leser mit Migrationshintergrund das Angebot wie geplant nutzen, kann sie nicht mit Bestimmtheit sagen. Rund 15 Prozent der Bücher seien in anderen Sprachen, am häufigsten in Englisch, aber auch welche in Französisch, Italienisch, Niederländisch und Russisch, Griechisch und Türkisch. "Hier besteht noch Bedarf", betont Saulewicz, Spenden von Büchern in türkischer Sprache würden deshalb gerne noch angenommen - ansonsten seien die Regale jetzt voll.

Im vergangenen März hatte die Echinger SPD die Aktion Lib(e)rithek offiziell gestartet, eine Tauschbibliothek für Bücher unterschiedlicher Genres und Sprachen sollte aufgebaut werden. Ursprünglich um ausländischen Mitbürgern die Integration zu erleichtern. Entstanden war die Idee im Herbst 2014 bei einer Veranstaltung zum Internationalen Weltfrauentag. Damals hatte eine Gruppe von SPD-Frauen internationale und deutschsprachige Bücher gesammelt, um vor allem bei Menschen mit Migrationshintergrund Leseanreize zu schaffen. Mit zum Gründungsteam gehörten neben Elke Saulewicz auch Gudrun Enßlin und Stefanie Malenke, offenbar ein hochproduktive Gruppe, waren sie doch erst kürzlich auch bei einem weiteren Projekt dabei, dem Echinger Frauenkalender.

Offene Bücherschränke gibt es bereits in vielen Städten und auch in Eching war die Resonanz von Anfang an groß. In nur wenigen Wochen wurden von 35 Spendern 267 Bücher im Bücherladen abgegeben, wo die Bände bis zum Start zwischengelagert waren. Das Repertoire reicht von Autobiografien, klassischer Frauenliteratur über Sachbücher, Krimis und Romane bis hin zu Koch-, Bilder und Kinderbücher. "Jetzt ist der notwendige Grundstock geschaffen, um die Tauschbibliothek in die ,Selbständigkeit' zu entlassen", sagte jüngst Elke Saulewicz. Sie appelliert an alle, die an einem der Schränke der Lib(e)rithek vorbeikommen, ein Buch mitzunehmen. Wer zusätzliche Werke beifügen will, solle das bitte nur soweit tun, inwieweit Platz im Schrank sei.

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