OB-Wahl in Freising:Alle in einem Boot

Freisinger Mitte distanziert sich von der CSU und will bis zur Stichwahl möglichst viele Wähler mobilisieren

Kerstin Vogel

Die Freisinger Mitte (FSM) hat am Dienstag nach der gewonnenen Oberbürgermeisterwahl eine kleine Wahlnachlese betrieben - und die Gelegenheit genutzt, sich noch einmal deutlich von der CSU abzugrenzen. "Wir haben mit der Partei nichts mehr zu tun und das wird auch so bleiben", versicherte der Vorsitzende der Wählervereinigung, Florian Notter. Ähnlich äußerte sich OB-Kandidat Tobias Eschenbacher. Die FSM habe sich zwar im vergangenen Jahr von der CSU abgespalten und man habe somit eine gemeinsame Vergangenheit, heute aber sei die Freisinger Mitte eine eigenständige neue Gruppierung.

Hintergrund dieser Distanzierung sind unter anderem Äußerungen des CSU-Ortsvorsitzenden Erich Irlstorfer und des Kreisvorsitzenden Florian Herrmann nach der Wahlschlappe der Christsozialen am vergangenen Sonntag. Wie berichtet, hatte deren Kandidat Rudi Schwaiger mit nur 15,4 Prozent am Ende nicht einmal die Stichwahl erreicht, während Eschenbacher mit mehr als doppelt so vielen Stimmen als strahlender Sieger aus der OB-Wahl hervorgegangen war. Nachdem sich die Freisinger Mitte vor gut einem halben Jahr von der CSU abgespalten hat, hatte Herrmann am Montag von "quasi zwei Kandidaten aus unserem Stall" gesprochen. Irlstorfer sagte zudem, er habe zwischen Schwaiger und Eschenbacher "keine thematischen Unterschiede in der Stadtpolitik" feststellen können.

Das allerdings will die Freisinger Mitte so nicht stehen lassen. "Nach dieser Wahlschlappe das Ergebnis irgendwie für sich verkaufen zu wollen, ist frech", sagte Notter. Für die FSM gebe es definitiv kein Zurück - und auch in den Wahlprogrammen gebe es grundsätzliche Unterschiede, angefangen bei der Innenstadtkonzeption bis hin zu dem von Schwaiger propagierten "Plan B" in der Auseinandersetzung um die dritte Startbahn am Münchner Flughafen. Dies sei "eine üble Sache", so Notter.

Vor der bevorstehenden Stichwahl, in der es für Eschenbacher am 25. März gegen den Kandidaten der Grünen, Sebastian Habermeyer, gehen wird, will die Freisinger Mitte ihrer Linie treu bleiben und weiter auf ihre "Themenbreite" setzen, wie der FSM-Vorsitzende am Dienstag sagte. Keinesfalls wolle man nun in einen "polemischen Wahlkampf mit nur zwei oder drei Themen" abgleiten. Ganz klar aber setze sich die Wählervereinigung gegen den zuletzt gehörten Vorwurf zur Wehr, Eschenbacher habe sich in der Vergangenheit im Kampf gegen die Startbahn nicht ausreichend engagiert. Das sei schlichtweg falsch, bestätigte der Kandidat selber - und erinnerte daran, dass die CSU-Stadtratsfraktion schließlich nicht nur, aber auch wegen der Startbahnfrage auseinandergebrochen sei.

Bislang habe man den Wahlkampf richtig geführt, so Eschenbacher weiter. Man habe viele Inhalte stark transportiert, nachdem man sie gemeinsam erarbeitet habe, und habe auf Sachpolitik gesetzt. Die Freisinger Mitte habe mittlerweile 129 Mitglieder und sei "sehr breit aufgestellt, quer durch alle Berufs- und Altersgruppen" - und dann gerät der Kandidat fast ein bisschen ins Schwärmen: Sehr engagierte Leute hätten sich da zusammengefunden und es mit ihrem persönlichen Einsatz ermöglicht, dass man im Wahlkampf mit vergleichsweise wenig Mitteln ausgekommen sei. Herzlichkeit sei zu spüren gewesen und man habe eine zukunftsorientierte Wählergruppierung etabliert, so Eschenbacher: "Das lassen wir uns nicht nehmen."

Trotz aller Euphorie aber will man die bevorstehende Stichwahl ernst nehmen und noch einmal versuchen, möglichst viele Wähler zu mobilisieren. Aber - und das ist Eschenbacher wichtig - nach dem Wahltermin müsse es im Stadtrat weitergehen könne, zumal kein Oberbürgermeister über eine Mehrheit verfügen werde. Eschenbacher: "Es gibt keinen Feind, auch nach der Stichwahl nicht, wir sitzen hier in Freising letztlich alle in einem Boot."

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