OB-Kandidat in der Bredouille:Benno Zierer räumt Geschäfte mit FMG ein

Der OB-Kandidat der Freien Wähler hat 2007 Grundstücke im Sünzhausener Moos an die Flughafenbetreiber verkauft.

Kerstin Vogel

Das Gerücht war schon länger kolportiert worden, jetzt hat Benno Zierer, Oberbürgermeisterkandidat der Freien Wähler und erklärter Startbahngegner, die Fakten auf den Tisch gelegt: Ja, er habe vor einigen Jahren Grundstücke im Sünzhausener Moos an die Flughafengesellschaft (FMG) verkauft, räumte der Landwirt aus Kleinbachern am Dienstag beim Bürgergespräch in Attaching ein. In den Ausgleichsflächenpool für den Bau der dritten Startbahn seien diese jedoch nicht gegangen, so seine Versicherung. Im Nachhinein, so Zierer, bedauere er dieses Geschäft natürlich, damals sei es ihm jedoch aus betriebswirtschaftlichen Gründen opportun erschienen.

Damals, das war 2007, zu einem Zeitpunkt also, als die Pläne der Flughafenbetreiber für die umstrittene dritte Startbahn im Erdinger Moos bereits einigermaßen konkret waren - der Antrag auf Planfeststellung wurde im August 2007 eingereicht. Die fraglichen Grundstücke, laut Zierer rund drei Hektar, waren für den Landwirt seit 1990 nutzlos, in dem Jahr hatte er die Rinderhaltung aufgegeben. Doch für eine andere Nutzung ließen sich die Mooswiesen wegen des schlechten Bodens nicht verpachten. Er habe sie daher einem Nachbarn zur kostenlosen Mahd überlassen.

2007 seien ihm jedoch Grundstücke in Kleinbachern offeriert worden, die er habe kaufen wollen, schildert Zierer weiter. Zur Finanzierung habe er die Flächen im Sünzhausener Moos zunächst der Stadt Freising angeboten, namentlich OB Dieter Thalhammer. Der habe jedoch abgelehnt - ohne mit seiner Verwaltung darüber gesprochen zu haben, wie sich kürzlich herausgestellt habe. Also habe er die Grundstücke schließlich an die FMG verkauft - "zum Preis von Ausgleichsflächen", wie Zierer versichert: "Das waren weniger als drei Euro pro Quadratmeter, kein Sonderpreis."

Um zu verhindern, dass die Wiesen später als Ausgleichsflächen für den Flughafenausbau herangezogen würden, habe er diese zudem auf 15 Jahre an einen Nachbarn verpachtet. Aufgelöst werden könne dieser Vertrag nur in beiderseitigem Einvernehmen und das werde der Pächter nicht tun, so Zierer. Zweifel an dieser "Absicherung" kommen allerdings von Manfred Drobny, dem Geschäftsführer des Bundes Naturschutz in Freising: "Damit verhindert man in einem Planfeststellungsverfahren gar nichts", warnt er. Ein Richter könne so einen Pachtvertrag ganz schnell lösen.

Nach Einschätzung von Oberbürgermeister Thalhammer könnten die Flughafenbetreiber "dort draußen jedoch gar keine zusammenhängenden Ausgleichsflächen zusammenbringen, das sind höchstens Tauschgrundstücke", so seine Einschätzung. Der OB bestätigt, dass ihm Zierer die Grundstücke 2007 zum Kauf angeboten habe - das Angebot habe die Stadt zu den geforderten Konditionen jedoch nicht annehmen können. Tatsächlich habe die Flughafengesellschaft damals schon mehr geboten, als eine Kommune zahlen könne, so Thalhammer: "Und ich habe Zierer auch geraten, an den Meistbietenden zu verkaufen." Schließlich sollten die Flächen nicht direkt für den Bau der Startbahn verwendet werden, dann hätte er das Geschäft natürlich nicht empfohlen. Mit seiner Verwaltung habe er über die Angelegenheit nicht gesprochen, weil er generell große Vertraulichkeit walten lasse, wenn es um Geschäfte von Stadträten gehe.

In Attaching reagierten die Besucher des Bürgergesprächs unterschiedlich auf Zierers Bekenntnisse. Während ihm manche rieten, jetzt einfach dazu zu stehen und sich nicht zu entschuldigen, erklärte ein Bürger, er habe als Attachinger "schon ein Problem, wenn Du bei einer Demo jetzt neben mir stehst. Wulff lässt grüßen". Zierer selber räumte ein, dass dieser Verkauf politisch sicher unklug gewesen sei: "Aber mehr als entschuldigen kann ich mich nicht." (Kommentar)

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