Niemand soll außen vor bleiben:300 000 Euro für zehn Anwesen

Gemeinde Hallbergmoos geht beim Breitbandausbau in die Vollen. Auch einzelne Gehöfte außerhalb sollen schnelles Internet bekommen. Die Räte stimmen ohne Ausnahme gegen "Zweiklassen-Gesellschaft" bei der Datenübertragung

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Im Großen und Ganzen ist Hallbergmoos schon jetzt recht gut versorgt mit schnellem Internet. Viele Haushalte surfen mit 200 Megabit über TV-Kabel, im südlichen Teil von Goldach hat M-Netz schon vor einigen Jahren schnelle Zugänge bis 50 Megabit geschaffen, doch es soll alles noch viel schneller werden.

Bis Ende 2018 verlegt die Telekom Glasfaserkabel im Hauptort, auf eigene Kosten. Der Konkurrenzdruck unter den Anbietern sei derzeit so groß, schilderte kürzlich Michael Räbiger vom Planungsbüro Corwese den Hallbergmooser Gemeinderäten, dass man von weiter sinkenden Preisen ausgehen könne. Trotzdem wird es auch in Zukunft einige Straßen und abgelegenere Anwesen im Ort geben, die beim schnellen Internet außen vor bleiben. Wenn nicht die Gemeinde Geld in die Hand nimmt, um auch sie anzuschließen. Genau das will der Gemeinderat ausnahmslos tun, so lautete vergangene Woche bei der Sitzung das einstimmige Votum, 300 000 Euro für zehn Anwesen wird die Gemeinde ausgeben.

Zuvor verschaffte Michael Räbiger von Corwese den Räten einen Überblick. Die Gemeinde hat das Planungsbüro damit beauftragt, eine Markterkundung für die Verbesserung der Breitbandversorgung im Ort anzustellen. Das Ergebnis: Es wird die Gemeinde voraussichtlich bis zu 750 000 Euro kosten, sie erhält aber auch an die 600 000 Euro an staatlichen Fördergeldern zurück. Dass allein 300 000 Euro an Steuergeldern für zehn Privathaushalte ausgegeben werden, war nicht wirklich umstritten im Gemeinderat. Lediglich Wirtschaftsreferent Marcus Mey (CSU), fragte, wo denn die Grenzen bei solchen Investitionen von Steuergeld für einige wenige Bürger seien. "Wir reden hier immerhin über hohe sechsstellige Beträge", so Mey. Allerdings stieß er auf eine geschlossene Front von Internet-Freunden, quer durch alle Fraktionen. "Eine Internetverbindung ist heute eine Grundversorgung, um am Leben teilnehmen zu können, von daher wäre ich da großzügig", betonte Robert Wäger (Grüne). Und auch Sepp Fischer (Freie Wähler) plädierte, "Bürger in Außenlagen sollten genauso viel wert sein, wie innerstädtische Bewohner. Wir dürfen keine Zwei-Klassen-Gesellschaft haben." Gutachter Michael Räbiger führte an, dass der Gemeinderat zu jeder Zeit eine Notbremse habe, da der Ausbau in verschiedenen Abschnitten ausgeschrieben werde und daher stets nach Abschluss eines Abschnitts gestoppt werden könne.

Nicht nur die zehn Einzelhöfe, auch der gesamte Sport - und Freizeitpark wird auf Wunsch des Gemeinderates mit Glasfaserkabel versorgt. Die Bewohner der zehn Höfe sparen sich dank des gemeindlichen Engagements immerhin bis zu 30 000 Euro je Anschluss. Mit dabei ist auch ein Aussiedlerhof, der noch gar nicht gebaut, aber schon genehmigt ist. Er entsteht rund 500 Meter hinter dem letzten Anwesen am Bach 100. Der künftige Bewohner hatte schon früh darum gebeten. Allerdings mahnte Michael Räbiger zur Eile. Denn die Fördergelder gibt es nur noch bis Ende 2018. Danach dürfen Kommunen aus Wettbewerbs-Gründen den Breitbandausbau nicht mehr fördern.

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