Neuwahlen bei Ortsversammlung:Zahl der Tafel-Besucher steigt stark an

Lesezeit: 2 min

Erste Ausgabe der Freisinger Tafel in der Nebenstelle Allershausen. Von links: Daniel Schermelleh (EDEKA liefert Obst und Gemüse), die Helfer Manfred Haage, Johanna und Gerhard van Amsterdam, Rosemarie Sixt und Dorothea Naumann. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Einrichtung hat zwar viele Lebensmittelspender, aber dass es immer mehr Bedürftige in Freising gibt, darunter viele Familien mit Kindern, gibt Anlass zur Sorge.

Von Gudrun Regelein

Der "Freisinger Tafel" gehe es - insgesamt gesehen - gut, stellte Eberhard Graßmann, der erste Vorsitzende, bei der Mitgliederversammlung zufrieden fest. Allerdings sei die Zahl der Kunden seit dem vergangenen Herbst deutlich nach oben geschnellt: Habe die Tafel bislang im Durchschnitt zwischen 160 und 190 Bedarfsgemeinschaften - das sind Erwachsene sowie unter 14-Jährige einer Familie - pro Woche versorgt, so seien es seit Dezember deutlich über 200 geworden. "Wir haben mittlerweile in jeder Woche 220, teilweise sogar über 240 Besucher", sagte Graßmann. Entsprechend stieg auch die Zahl der berechtigten Bedarfsgemeinschaften von noch 370 im Oktober auf bereits 480 im Dezember an. Zunehmend mehr Migranten - darunter viele Asylantragsteller - werden von der Tafel versorgt: In diesem Jahr habe man alleine bis Ende April 97 Asylantragssteller als neue Kunden - darunter 31 Kinder - dazubekommen. Aber auch zunehmend mehr Rentner und Familien zählen laut Graßmann zu dem Kundenkreis der Tafel: Weit über 200 Kinder unter 14 Jahren gehören mittlerweile zu den Empfängern. Bei den beiden Ausgabenstellen der "Freisinger Tafel" in Hallbergmoos und Allershausen ist die Zahl der Berechtigten ebenfalls kontinuierlich angestiegen.

Aufgabe der Tafeln, die es bundesweit gibt, ist es, bedürftige Menschen - Empfänger von Arbeitslosengeld I oder II, Bezieher von Sozialhilfe oder Grundsicherung oder Menschen mit einer kleinen Rente - mit überschüssigen Lebensmitteln oder anderen Dingen des täglichen Bedarfs, beispielsweise Seife oder Shampoo, zu versorgen. Im vergangenen Jahr zählte die "Freisinger Tafel" 19 000 Einzelkunden, über 9000 Besucher hatten die Möglichkeit, sich jeden Mittwochvormittag, gegen Bezahlung von einem Euro, Lebensmittel, die nicht mehr gebraucht werden, da ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, abzuholen. Für dieses Jahr rechne man bereits mit etwa 11 000 Besuchen mit über 25 000 Einzelpersonen - das würde im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von mehr als 25 Prozent bedeuten.

Organisatorisch laufe das Ganze perfekt, sagte Graßmann. Bis zu 27 Helfer würden bereits am Dienstag die Spenden abholen und vorbereiten - und auch am Mittwoch bei der Ausgabe seien immer gut 22 Helfer da. Derzeit zählt der Verein nur 65 Mitglieder, 46 davon sind aktiv. Die ehrenamtlichen Helfer konnten im vergangenen Jahr etwa 900 Tonnen Ware von ungefähr 50 Warenspendern, beispielsweise Discounter und Bäcker, abholen. Aber auch kommunale Einrichtungen, Firmen, die Kirchen, Kindergärten und Schulen sowie Vereine spendeten wieder so kräftig, dass sogar ein Vorrat angelegt werden konnte. Auch Privatspender habe man viele, "wir können sehr zufrieden sein".

Verwirrung habe es allerdings wegen eines Vorstandbeschlusses des Bundesverbandes "Deutsche Tafel" gegeben, nach dem der Zukauf von Lebensmitteln einen eklatanten Verstoß sowohl gegen die Tafel-Grundsätze als auch die Satzung darstelle. Durch Zukauf bestehe die Gefahr, dass durch das Finanzamt die Gemeinnützigkeit aberkannt werde. Eine Nachfrage beim Finanzamt in Freising habe aber ergeben, dass der Zukauf für soziale Zwecke kein Problem darstelle, sagte Graßmann. "Wir wollen die Leute versorgen. Das ist für uns wesentlich." Da die Versorgung mit gespendeten Waren - auch bedingt durch die Diskussion um das Mindesthaltbarkeitsdatum - nicht mehr optimal sei, kaufe der Verein notfalls weiterhin zu.

Finanziell geht es der "Freisinger Tafel" gut: Das Defizit, das durch den bereits 2012 in Gebrauch genommenen Kühlwagen entstanden war, konnte 2013 durch die Spende eines Discounters ausgeglichen werden. Im vergangenen Jahr konnte sogar ein Überschuss von 4 000 Euro erwirtschaftet werden.

Bei der Mitgliederversammlung der "Freisinger Tafel" standen auch Neuwahlen an. Eberhard Graßmann, erster Vorsitzende des Vereins, wollte aus Altersgründen eigentlich nicht mehr kandidieren. Er stellte sich - nachdem sich kein anderer Kandidat fand - dann aber noch einmal für ein weiteres Jahr zur Verfügung. Gundi Kürten wurde als zweite Vorsitzende wiedergewählt, als Kassier fungiert weiterhin Elmar Stangl.

© SZ vom 23.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: