Neufahrn:Kinderbetreuung im Wandel

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Da es im Herbst 2016 erstmals Ganztagsklassen an den Grundschulen gibt, wird voraussichtlich die Nachfrage nach Hort- und Mittagsbetreuungsplätzen zurück gehen. Deshalb startet die Gemeinde eine neue Bedarfsermittlung

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das Neufahrner System zur Kinderbetreuung steht vor dem Umbruch. Denn im kommenden Herbst soll es erstmals Ganztagsklassen in den Grundschulen geben, von Jahr zu Jahr werden es dann mehr werden. Bis zu 50 Prozent der Eltern werden sich letztlich für dieses Angebot entscheiden, prognostiziert Hauptamtsleiter Wilfried Gast: "Das wird die ganze Betreuungslandschaft verändern". Denn die Nachfrage nach Hort- und Mittagsbetreuungsplätzen werde dann sicher spürbar zurückgehen. Deshalb will die Gemeinde 2016 eine neue Bedarfsermittlung starten.

So eine Erhebung sieht das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, kurz BayKiBiG genannt, in regelmäßigen Abständen vor. Die Gemeinde Neufahrn hat sie zuletzt 2013 durchgeführt, und jetzt werde man sie "auf aktuelle Füße stellen", kündigt Gast an. Dabei sollen auch ganz konkret die Ganztagsklassen angesprochen werden. Diese werden mit Eröffnung der neuen Grundschule am Fürholzer Weg eingeführt werden - zu dem Komplex gehört ein eigenes Gebäude für die Ganztagsbetreuung, die im Gegensatz zu Hort und Mittagsbetreuung auch kostenlos sein wird. Gestartet wird sowohl in der Grundschule am Fürholzer Weg als auch in der benachbarten Grundschule am Jahnweg mit jeweils einem Ganztags-Jahrgang. Die Ganztagsklassen werden dann immer weiter ausgebaut.

Entsprechend reduziert wird dafür das Angebot von derzeit mehr als 300 Hort- und Mittagsbetreuungsplätzen. Der Hauptamtsleiter ist aber überzeugt, dass "immer einen Restbetreuungsbedarf" bleiben wird. So werde es sicher Kinder geben, die nach dem Besuch der Ganztagsklasse am Spätnachmittag noch anderweitig untergebracht werden müssen, bis die Eltern nach Hause kommen. Hinzu kämen Kinder, die nicht in einer Ganztagsklasse sind und trotzdem am Nachmittag noch Betreuung brauchen. Und in den Ferien seien ebenfalls Familien auf Betreuungsangebote angewiesen.

Abklopfen will die Gemeinde auch den künftigen Bedarf bei der Betreuung kleinerer Kinder. Aktuell stehen in Neufahrn 106 Krippenplätze in drei Einrichtungen zur Verfügung. Eine Warteliste gibt es laut Gast derzeit nicht, man könnte "eventuell sogar noch mehr Kinder aufnehmen". Das liegt nicht zuletzt daran, dass auch "unter dem Jahr" immer wieder Plätze frei werden. Zum Beispiel weil viele Eltern ihre Kinder, sobald sie drei Jahre alt sind, aus der Krippe nehmen und in den Kindergarten geben - nicht zuletzt wegen der niedrigeren Gebühren, vermutet Gast. Denn bleiben dürften die Kleinen durchaus auch nach dem dritten Geburtstag, bis zum Ende des laufenden Krippenjahres.

Im Kindergartenbereich gibt es 660 Plätze, die Warteliste ist laut Gast weitgehend abgebaut, wegen der vielen Zu- und Wegzüge ändere sich die Situation allerdings ständig. Auch durch Flüchtlingsfamilien könnte sich die Situation verändern. Die Kinder von Asylbewerbern bekämen zwar keine "Sonderkonditionen", betont Gast. Andererseits hätten sie aber wie alle anderen ebenfalls Anspruch auf Kindergartenplätze. Was die Gemeinde unternimmt, falls die Nachfrage plötzlich das Angebot weit übersteigen wollte, kann der Hauptamtsleiter nicht konkret sagen: "Dann müssen wir improvisieren." Denn vorbereiten könne man sich nicht wirklich, "wir wissen ja nicht, wann jemand kommt und wer dann kommt." Sollten freilich "massenhaft" Flüchtlingsfamilien mit Kindergarten-Kindern kommen, "wird´s eng".

Die Einrichtung am Keltenweg hätte aktuell auch noch Kapazitäten frei. Allerdings fehlt es an Personal, so dass nicht alle Plätze tatsächlich vergeben werden können. Gedanken machen muss sich die Gemeinde auch über die Container, die am Keltenweg zur Erweiterung des Kindergartens aufgestellt wurden. Eigentlich hat das Landratsamt sie nur als Provisorium und befristet bis 2016 genehmigt. Allerdings rechnet Gast noch mal mit einer Verlängerung der Genehmigung, denn "wir sind auf dem Weg". Will heißen: Demnächst sollen ohnehin die Planungen für einen neuen Kindergarten am Auweg in Angriff genommen werden ( wir berichteten).

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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