Neufahrn:Glückliche Bio-Hühner im mobilen Hightech-Stall

Lesezeit: 3 min

220 Hühner hat sich Christian Meidinger zugelegt - dazu aus gutem Grund auch fünf Gockel: Diese warnen die Hühner ua., wenn sich ein Habicht nähert. (Foto: Marco Einfeldt)

Die 220 Hühner von Bioland-Bauer Christian Meidinger haben stets frisches Grün vor dem Schnabel. Aber auch Spaziergänger zu Besuch, die sie mit Spaghetti Bolognese füttern.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Von den Feiertagen haben die Hühner nicht viel mitbekommen. Sie haben sich wie immer bei Einbruch der Dunkelheit von ganz allein in ihren Stall zurückgezogen, und als es wieder hell wurde, ging es wieder hinaus an die frische Luft. Dort war an diesen Tagen vermutlich ein bisschen mehr los sein als sonst: Noch mehr Spaziergänger werden wohl bei ihnen stehen geblieben sein, dabei waren die mehr als 200 Tiere schon in den vergangenen Wochen eine echte Attraktion.

Ihr mobiler Stall steht schließlich momentan direkt neben dem Geh- und Radlweg zwischen Neufahrn und Mintraching. Aufgestellt hat ihn der Mintrachinger Bioland-Landwirt und Grünen-Gemeinderat Christian Meidinger, der damit nun auch in die Tierhaltung eingestiegen ist. Von Januar an wird er die Eier auch auf dem Neufahrner Wochenmarkt verkaufen, ebenso Kartoffeln. "Damit hat man dann schon eine Mahlzeit beinand", sagt er.

Für Rinder fehlten die Fachkenntnisse

Der Einstieg in die Tierhaltung hat freilich einen anderen Hintergrund: Als Biolandwirt ist es Meidinger wichtig, den Nährstoffkreislauf zu schließen, wie er erklärt, und dazu gehört eben auch, "dass man halt Mist hat". Für Rinder hatte er nach seiner eigenen Einschätzung nicht genug Fachkenntnisse, Schweine erschienen ihm zu aufwendig, also entschied er sich für die Hühner - und den mobilen Stall, der aus den Tieren wirklich glückliche Hühner machen soll, die richtig grasen können.

SZ-Serie: Das liebe Vieh
:Irrglaube beim Eierkauf

Braune Eier sind natürlich, weiße dagegen ein "Industrieprodukt"? Viele Verbraucher glauben das. Dabei hängt die Farbe eines Hühnereis von ganz anderen Faktoren ab.

Von Tanja Warter

Denn der Stall kann zum Beispiel immer wieder verlegt werden, so dass die frei herumlaufenden Hühner stets frisches Grün haben und auch seltener krank werden, weil sich um den Stall herum weniger Viren ansammeln können. Einmal hat Meidinger den Standort inzwischen auch schon um gut 20 Meter verschoben, und weil sein Grundstück 1000 Quadratmeter groß ist, ist das noch weitere Male möglich. Etwa alle drei Wochen wird der Stall ein Stück verschoben, im Februar wird er dann auf ein anderes Feld verlegt.

Ein paar Nachzügler finden es draußen interessanter

Übrigens handelt es sich auch um einen richtigen Hightech-Stall: Er ist computergesteuert. In den PC werden die Koordinaten eingegeben, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang werden automatisch berechnet, und entsprechend öffnen oder schließen sich die Türen. Die Tiere wissen das und richten sich danach. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang zum Beispiel sollten alle Hühner im fuchs- und mardergeschützten Stall sein. Das klappt auch ganz gut, kontrollieren muss Meidinger trotzdem: "Es gibt immer ein paar Nachzügler, die es draußen interessanter als drinnen finden."

Dass die Biohühner momentan direkt neben der stark befahrenen Staatsstraße leben, ist für Meidinger kein Problem. Schwierig ist die Lage seiner Meinung nach aber aus einem anderen Grund: "Die Leute meinen es gut und füttern die Hühner", hat er festgestellt. Salatabfälle geben sie den Tieren, und sogar Spaghetti Bolognese, "das ist halt schlecht - also bitte nix reinschmeißen." Schließlich möchte der Landwirt die Tiere gemäß den Bioland-Vorschriften ernähren. Sie bekommen "perfekt abgestimmtes Futter in Bioqualität und Körner zum Picken".

Fünf Gockel übernehmen die Beschützerrolle

220 Hühner hat sich Meidinger zugelegt - dazu aus gutem Grund auch fünf Gockel: Diese übernehmen eine wichtige Beschützerrolle und warnen die Hühner, wenn sich zum Beispiel ein Habicht nähert. Außerdem bilden sich bei so vielen Hühnern Untergruppen und Familien, und die Rangkämpfe würden die Hühner viel zu stark beschäftigen, wenn keine Hähne da sind, weiß Meidinger, "dann vergessen sie das Legen". Anfangs haben die noch sehr jungen Hühner insgesamt gerade einmal zehn Eier pro Tag gelegt, "in der Spitze" sollen es etwa 200 sein, später wird die Legeleistung wieder schlechter. Nach etwa einem Jahr werden aus den freilaufenden Hühnern deshalb Suppenhühner - und diese wird es dann auch beim Wochenmarkt geben.

Mit seinen Kartoffeln, die sein berufliches Hauptstandbein sind, hat Meidinger unterdessen schon einen größeren Markt erobert: Fünf der 14 Sorten, die er anbaut gibt es bei Rewe in Neufahrn, Freising, Zolling, Langenbach und Garching, und sie "gehen überraschend gut", freut sich Meidinger. Allein in Neufahrn finden sich jede Woche Abnehmer für mehr als 120 Kilogramm Biokartoffeln.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ MagazinDas Beste aus aller Welt
:Achtung, Knutschhühner!

Die meisten Hühner fristen ihr Dasein in düsteren Legefabriken, doch einige wenige werden von exzentrischen Millionären als Haustiere gehalten. Dabei lauert aber, wie unser Autor weiß, eine ganz neue Gefahr.

Von Axel Hacke

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: