Neufahrn:Eine Wohnung für Ermelinda

Portugiesin und ihre drei Kinder können nach Bericht in der SZ den Notcontainer am Bahnhof verlassen

Birgit Grundner

Noch vor einer Woche wären Ermelinda, 31, wohl schon 40 Quadratmeter fast wie Luxus erschienen. Nun bekommt sie aber fast doppelt so viel Platz für sich und ihre drei kleinen Kinder und kann endlich aus der Containerunterkunft am Bahnhof ausziehen: Im neuen Jahr vermietet ihr die Gemeinde eine richtige Wohnung am Marktplatz. Damit erfüllt sich für die Familie ihr größter Weihnachtswunsch, und dazu wird auch der SZ-Adventskalender beitragen: Er wird bei der Einrichtung helfen.

Die Geschichte von Ermelinda und ihren Kindern - am vergangenen Wochenende in der "Freisinger SZ" - hat viele Menschen bewegt. Einige wollten spontan helfen und Möbel für den Container zur Verfügung stellen. Dort ist freilich kaum Platz dafür: Die beiden Matratzen, die sich die vier Personen teilen, müssen tagsüber an der Wand aufgestellt werden. Ein Kühlschrank passt ebenso wenig in den Raum wie ein Tisch zum Hausaufgaben-Machen für den Ältesten und Ermelinda selbst: Sie besucht einen Integrationskurs und muss dafür lernen. Vor einem Jahr ist die Familie aus Portugal gekommen. Ermelindas Mann war nach einem Unfall teilweise erblindet und hatte seine Arbeit verloren, wenigstens die Kinder sollten aber eine Zukunftsperspektive haben. Zunächst sah alles gut aus: Ermelinda und die Kinder - heute zwei, vier und zwölf Jahre alt - kamen fürs erste bei Bekannten in Neufahrn unter, die Mutter fand Arbeit als Zimmermädchen in einem Freisinger Hotel. Auf das jüngste Kind passte eine Freundin auf, die dann aber verzog. Eine andere Betreuungsmöglichkeit fand sich nicht, Ermelinda verlor ihren Job.

Nun bekommt sie Arbeitslosengeld 2. Doch vier Wochen lang war die Familie völlig mittellos. Die aus Angola stammende Ermelinda ist zwar portugiesische, also EU-Staatsbürgerin, hatte aber noch nicht lange genug in Deutschland gelebt, um Hartz IV in Anspruch nehmen zu können. Auch konnte sie nicht bei den Bekannten bleiben und musste in die Notunterkunft neben dem P+R-Platz ziehen. Und die Gemeinde hatte nur noch einen einzigen Container für alle zusammen zur Verfügung. Man war sich im Rathaus durchaus bewusst, dass das "für eine junge Familie nicht optimal" ist, betont Nicole Dobner vom Büro des Bürgermeisters. Leider habe man keine andere Möglichkeit gehabt.

Mit Unterstützung von Streetworkerin Miriam Rasp versuchte Ermelinda, eine andere Wohnung zu finden. Doch obwohl die Maklergebühr beglichen werden könnte und laut Gemeinde eine Mietkostenübernahme durch die ARGE Freising vorliegt, wurde die Familie nicht fündig. Beate Frommhold-Buhl (SPD), die mit Ermelindas ältestem Sohn Deutsch lernte, hatte im Gemeinderat von den "ganz, ganz schlimmen" Zuständen berichtet: "Das ist menschenunwürdig." Die jetzige Lösung fand sich, weil der bisherige Mieter einer gemeindeeigenen Wohnung am Marktplatz gekündigt hat. Dass diese nun an Ermelindas Familie vermietet wird, hat der Bauausschuss am Montag einstimmig beschlossen.

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