Neufahrn:"Die Mieten werden weiter rasant steigen"

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Die Pläne des Flughafens für einen "Lab-Campus" mit Unternehmen, Start-ups und Universitäten sowie einem "Isar-Boulevard" mit Restaurants und Läden stoßen auf heftige Kritik.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Pläne für den "Lab-Campus" am Flughafen München stoßen auch im Neufahrner Rathaus auf heftige Kritik. "Der Flughafen schickt sich an, eine Stadt mit Gewerbestandorten und integriertem Flugbetrieb zu werden", ärgert sich Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). Die Lasten müsse das Umland tragen. In einer öffentlichen Stellungnahme äußert die Gemeinde auch erhebliche rechtliche Bedenken gegen das geplante Ideenzentrum im Erdinger Moos, in dem Unternehmen, Start-ups, Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammengebracht werden sollen. Dort sollen bis zum Jahr 2025 in einem ersten Bauabschnitt 120 000 Quadratmeter Büroflächen und 5000 Arbeitsplätze entstehen.

Im Endausbau sollen es 500 000 Quadratmeter gewerbliche Flächen und 20 000 Arbeitsplätze werden. Auch an einen "Isar-Boulevard" mit Restaurants und Läden ist gedacht. Die Flughafenbetreiber erhoffen sich damit nicht zuletzt neue Einnahmequellen. Sie träten damit aber auch "in massive Konkurrenz zu den Kommunen im Umfeld des Flughafens", heißt es in der Neufahrner Stellungnahme: "Es wird ihnen deutlich erschwert, eine erfolgreiche Ansiedlungspolitik attraktiver Gewerbebetriebe durchführen zu können."

Flughafengesellschaft sieht sich gut im Zeitplan
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Namhafte Firmen und Forschungszentren interessieren sich für den geplanten Lab Campus am Flughafen, die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Im Umland befürchtet man zusätzlichen Druck am Wohnungsmarkt

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Gleichzeitig würden den Umlandgemeinden alle städtebaulichen Folgelasten aufgebürdet. 20 000 Arbeitsplätze würden schließlich bedeuten, dass 20 000 Menschen zusätzlich täglich durch das Umland zum Flughafen fahren. Sollten die betreffenden Arbeitnehmer nach und nach in die Nähe des Flughafens ziehen, führe das wiederum einer stark starken zusätzlichen Nachfrage nach Wohnraum: "Die Mieten und Kosten für Wohneigentum werden weiter rasant steigen und für wachsende Anteile der Bevölkerung nicht mehr erschwinglich sein." Außerdem, so die Gemeinde weiter, werde die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kleinkinder und Schüler steigen, und die angespannte Lage werde sich weiter verschärfen.

Die bereits angespannte Situation bezogen auf Wohnraum und Kinderbetreuung werde sich weiter verschärfen, heißt es

In der Stellungnahme wird aber auch bezweifelt, dass das Luftverkehrsgesetz eine ausreichende Rechtsgrundlage für eine solche Gewerbegebietsentwicklung am Flughafen darstelle. Denn demnach dürften eigentlich nur Einrichtungen und Firmen "mit unmittelbarem Bezug zum Flughafen und seiner Verkehrsfunktion" angesiedelt werden, was aber bei einem "derartigen Technologiezentrum offensichtlich nicht gegeben" sei.

Der Landes- und Regionalplanung zufolge soll der Flughafen einen "belebenden Impuls für die gewerbliche Entwicklung" des Umlands darstellen, doch mit dem Lab-Campus geschehe das Gegenteil, weil attraktive Einrichtungen und Gewerbebetriebe aus dem Umland an den Flughafen gezogen würden. Verärgert zeigt man sich im Neufahrner Rathaus auch darüber, dass "bei einer derart raumbedeutsamen Planung mit einer völlig neuartigen Qualität des gewerblichen Profils des Flughafens keinerlei Beteiligung der betroffenen Umlandgemeinden im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erfolgte".

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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