Großbäckerei hat weiter Hygieneprobleme:Müller-Brot bleibt stillgelegt

Rückschlag für Müller-Brot: Die Großbäckerei in Neufahrn bei München ist bei der Hygieneprüfung durchgefallen. Erneut haben die Kontrolleure Mäusekot und tote Schaben gefunden, obwohl das Unternehmen mehrere Wochen lang das Gebäude gereinigt hat. Für weitere Reinigungen fehlt offenbar das Geld.

Katja Riedel

Die Produktion von Müller-Brot in Neufahrn wird aller Wahrscheinlichkeit nach für immer stillstehen. Mehr als sechs Wochen lang ist in der Großbäckerei Müller-Brot gereinigt und geputzt worden. Auch bauliche Veränderungen hat es in dem Gebäude in Neufahrn bei München gegeben, um dem Schädlingsbefall Herr zu werden. Vergebens. Das Backverbot für Müller-Brot bleibt in Kraft. Das Landratsamt Freising teilte am Dienstag mit, der Schädlingsbefall in der Backfabrik habe nicht ganz beseitigt werden können. Die Kontrolleure hätten am Montag erneut "an einigen Stellen Mäusekot und tote Schaben" entdeckt. Wegen "erheblicher Zweifel an der Nachhaltigkeit der Maßnahmen" könne die Produktion nicht wieder freigegeben werden, sagte Landrat Michael Schwaiger (Freie Wähler).

Mueller-Brot wieder bei Hygienepruefung durchgefallen

Müller-Brot darf die Produktion nicht wieder aufnehmen.

(Foto: dapd)

Wegen schwerer Hygieneprobleme hatten die Behörden die Backfabrik Ende Januar stillgelegt. Der Produktionsstopp trieb das Unternehmen in die Pleite. Laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Hubert Ampferl wurden die Hallen in den vergangenen Wochen gründlich geputzt.

Am gestrigen Montag hatten dann mehr als 20 Lebensmittelkontrolleure des Landratsamtes Freising, der Regierung von Oberbayern und des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit die Großbäckerei überprüft. Seit 30. Januar ruht die Produktion, nachdem mehrfach gravierende hygienische Missstände, unter anderem Schimmel- und Schädlingsbefall, festgestellt worden waren. Inzwischen hat ein etwa 350 Personen starkes Team aus Hygieneexperten und Mitarbeitern alle Maschinen in der 54.000 Quadratmeter großen Produktionshalle gereinigt, auch baulich wurde vieles verändert, um Schädlingen die Lebensgrundlage zu entziehen.

Ob es aus Sicht der Gläubiger noch Sinn mache, weiter in eine Reinigung der Fabrik zu investieren, will Ampferl am Nachmittag mit dem Gläubigerausschuss beraten. Einen weiteren Kontrolltermin werde es nicht geben, für die Fortsetzung der Reinigungsarbeiten habe er kein Geld mehr, sagte er. Das Budget, das Ampferl nach dem Insolvenzantrag am 16. Februar bei den Gläubigern für die Reinigung freigemacht hat, habe er zum jetzigen Zeitpunkt bereits überschritten. Momentan sei kein Geld mehr da, um in den nächsten Tagen weiter zu reinigen

Von der Pleite sind neben etlichen Pächtern von Müller-Brot-Filialen rund 1250 Mitarbeiter in der Fabrik betroffen. Ihre Gehälter sind derzeit nur noch bis Ende März über das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur gesichert.

Jetzt sucht der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl nicht mehr für das Gesamtpaket, sondern nur noch für das Filialnetz einen Investor. Bislang hatte Insolvenzverwalter Ampferl einen Investor für das Unternehmen gesucht. Der bisherige Mehrheitseigner Klaus Ostendorf hatte nach SZ-Informationen zu Beginn des Insolvenzverfahrens Interesse geäußert, das Unternehmen weiterzuführen. Seither ist Ostendorf aber offenbar nicht mehr in Erscheinung getreten. Minderheitseigner Michael Phillips hat vor etwa zwei Wochen die Produktion besucht, um sich ein persönliches Bild zu machen, wie sein Sprecher bestätigte. Phillips plane aber nicht, weiter in Müller-Brot zu investieren.

Ostendorf und Phillips hatten Müller-Brot 2003 übernommen, zu 60 und 40 Prozent über drei Beteiligungsgesellschaften. Ostendorf hatte die Anteile nicht direkt von Gründer Hans Müller, sondern von einer Deutsche-Bank-Tochter übernommen. Die Verbindlichkeiten beliefen sich damals nach SZ-Informationen auf mehr als 50 Millionen Euro. Finanziell steckte Müller-Brot also offenbar schon vor Bekanntwerden des Hygiene-Skandals in Schwierigkeiten. Die bisherigen Hausbanken sollen im Sommer bei einer Umschuldung bereits auf 25 Millionen Euro verzichtet haben. Dennoch hatte die Commerzbank als neue Hausbank im Oktober über eine eigens gegründete und inzwischen wieder liquidierte Zwischengesellschaft namens Mondstein 283. GmbH ein neues Darlehen in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro gewährt.

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