Neues Gebäude mit altem Gesicht:Schöner Schein

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Nur die Fassade soll von dem ehemaligen Kolonialwarenladen, der jetzt ein Tattoo-Studio ist, bleiben. (Foto: Marco Einfeldt)

Geschäftsfassade in Neufahrn wird rekonstruiert

Das dürfte es in Neufahrn noch nie gegeben haben: Das gut 100 Jahre alte ehemalige Kolonialwarengeschäft und Salinenlager an der Dietersheimer Straße wird für ein Neubaugebiet abgerissen, aber die historische Fassade soll originalgetreu an gleicher Stelle rekonstruiert werden. "Hinterher soll es wieder genauso aussehen", versicherte Bauamtsleiter Michael Schöfer in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses.

Das Gebäude, in dem derzeit ein Tattoo-Laden untergebracht ist, ist eng mit der Neufahrner Ortsgeschichte verbunden und gewissermaßen ein Denkmal für den früheren Kramer Martin Bichlmeier. Er war auch Gemeindeschreiber, bis er von den Nazis 1933 abgesetzt wurde, wie Ernest Lang vom Heimat- und Geschichtsverein berichtet. Die amerikanischen Besatzer machten Bichlmeier 1945 zum Bürgermeister, dieses Amt hatte er bis zu den ersten Wahlen 1946 inne. Er war zudem Gründungsmitglied der CSU-Fraktion im Kreistag und gehörte der Spruchkammer zur Entnazifizierung an.

Noch heute erinnert ein altes Schild an der Fassade an die frühere Nutzung des Gebäudes. Die benachbarte Scheune wird ebenfalls dem Neubaugebiet weichen, das die Grundstücksbesitzerin plant. Insgesamt entstehen zwischen Dietersheimer Straße und Kornblumenweg beziehungsweise Am Anger fünf neue Baukörper mit rund 40 Wohnungen und Reihenhäusern. Derzeit läuft das Bebauungsplanverfahren. Während es zunächst hieß, dass das alte Bichlmeier-Gebäude teilweise erhalten werden soll, wird nun ein anderer Weg beschritten. Aus Sicht das Heimatvereins ist aber auch das eine akzeptable Lösung, sofern das Ensemble dadurch "nicht massiv verändert" wird, wie Lang sagt. Zu besagtem Ensemble gehören neben dem Kolonialwarengeschäft auch das denkmalgeschützte Mesnerhaus, die alte Kirche und das frühere Schulhaus - das heutige Kinder- und Jugendzentrum JUZ. Diese Gebäude bildeten den alten Ortskern, der nicht zuletzt durch die Sanierung des alten Mesnerhauses und mithilfe eines Förderprogramms wieder stärker in den Fokus gerückt werden soll.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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