Neues Baugebiet:Zu hoch, zu nah, zu dicht

Neues Baugebiet: Auch in Neufahrn fehlt es an Wohnraum. Diese blühende Wiese soll darum bebaut werden. Die Pläne gefallen nicht allen Anwohnern.

Auch in Neufahrn fehlt es an Wohnraum. Diese blühende Wiese soll darum bebaut werden. Die Pläne gefallen nicht allen Anwohnern.

(Foto: Marco Einfeldt)

Anwohner des alten Sportplatzes in der Gemeinde Neufahrn hadern nach wie vor mit den Plänen für die Reihenhäuser und Wohnungen in ihrer direkten Nachbarschaft. 150 Menschen sollen dort einmal leben, einigen ist das zu viel

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Häuser zu hoch, die künftigen Nachbarn zu nah, die gesamte Bebauung zu dicht - Anwohner des alten Sportplatzes hadern nach wie vor mit den Plänen für die Reihenhäuser und Wohnungen auf der seit vielen Jahren brachliegenden kircheneigenen Fläche im Neufahrner Süden. Knapp 20 von ihnen kamen am Mittwochabend zu einer Informationsveranstaltung der Gemeinde, die offenbar mit größerem Andrang gerechnet und deutlich mehr Stühle im Sitzungssaal aufgestellt hatte. Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) appellierte dabei einmal mehr an die Kritiker, ihre Einwände im laufenden Bebauungsplanverfahren zu formulieren. Das sei bis 21. Juni möglich. Dann werde sich der Bauausschuss damit befassen.

Thomas Kollmann, beim Ordinariat zuständig für Grundstücksmanagement, versuchte die Zuhörern auch die unterschwellig spürbare Angst vor Geschosswohnungsbau und öffentlich geförderten Wohnungen zu nehmen: "Da ziehen keine Drogendealer per se ein." Kollmann betonte, dass die Kirche die städtebauliche Idee der Kommune mittrage und die Ziele der Gemeinde sich mit denen der Kirche vertragen: Man wolle eine "marktnahe Bebauung" mit familiengerechten Häusern und Wohnungen sowie Wohnungen "für Leute, die sich verkleinern wollen", anbieten. "Ich bin überzeugt, Sie kriegen nette Nachbarn", sagte Kollmann. Weil die Flächen über Erbabbaurecht vergeben werde und somit hohe Ausgaben für den Grundstückserwerb wegfallen, kämen auch Interessenten zum Zug, "die keine volle Kriegskasse haben".

Sicher nicht mittragen würde die Kirche laut Kollmann dagegen "sechs Parzellen mit sechs Einfamilienhäusern für Großverdiener", denn "da stehen wir doch sofort in der Kritik." Er spielte damit auf Äußerungen von Anwohnern an, die in der aktuellen Planung die früher neben Reihenhäusern vorgesehenen Gartenhofhäuser vermissen. Geplant sind jetzt im nördlichen Teil Vier- und Fünfspänner, im südlichen Teil vier Gebäude mit bis zu drei Vollgeschossen für Wohnungen. Das südöstlichste Gebäude soll als öffentlich geförderter Wohnungsbau realisiert werden - für einen "Kundenkreis, der sich auf dem Wohnungsmarkt in der Regel nicht zurechtfindet", wie Architekt Rudi Sodomann es ausdrückte. In Neufahrn würden aber gerade Einfamilienhäuser von vielen jungen Familien gebraucht, erklärte ein Anwohner. "Blöcke" würden dagegen "Leute von außen anziehen", so die Befürchtung. Wohnungen würden aber auch dringend benötigt, hielt Bauamtsleiter Michael Schöfer dagegen, und er betonte grundsätzlich: "Der hohe Bedarf an Wohnraum ist Grund für diesen Bebauungsplan."

Zurückgewiesen haben Bauamtsleiter und Bürgermeister auch Kritik, wonach in diesem Fall besonders dicht bebaut werden soll. "Das Gegenteil ist der Fall", versicherte der Bürgermeister. Während Anwohnerin Renate Batshoun von einem "Ausnahmemodell" sprach, bezeichnete Heilmeier es als "Modell der Zukunft", und er ist sicher: "Künftig werden wir mindestens so dicht bauen, wie wir es hier haben." Konkret sind auf dem alten Sportplatz 22 Reihenhäuser und bis zu 45 Wohnungen vorgesehen. 150 Menschen werden nach Schätzung Schöfers einziehen. In Freisinger Neubaugebieten würden doppelt so viele Einwohner auf einen Hektar kommen: "Wir gehen da einen moderaten Gang."

Breiten Raum nahm auch die Frage ein, inwieweit frühere Planungen schon als verbindlich zu betrachten waren. Nach Auffassung vieler Anwohner war es bereits ein Bebauungsplan, auf den sie sich verlassen hätten. "Dann kann man doch nicht auf einmal sagen, das war nicht so gemeint", empörte sich Reiner Pohl. Die Gemeindevertreter erklärten, es habe sich nur um städtebauliche Entwürfe gehandelt. Was jetzt ausliege, sei tatsächlich ein Bebauungsplan.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: