Gedenkfeier für Sternenkinder:Heilsames Ritual

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Die Gedenkstätte für Föten auf dem Freisinger Waldfriedhof ist für betroffene Eltern ein Ort, an dem sie sich verabschieden können. (Foto: Marco Einfeldt)

Kinder, die mit einem Gewicht von unter 500 Gramm nach der Geburt sterben, werden seit 2005 in einem Grabfeld auf dem Waldfriedhof zur Ruhe gebettet. Das Klinikum Freising bietet betroffenen Eltern jetzt auch eine Gedenkfeier

Von Gudrun Regelein, Freising

Sie heißen "Sternenkinder": Kinder, die mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm vor, während oder nach der Geburt sterben. Nicht jede Schwangerschaft ende für die Frau mit einem gesunden Baby im Arm, sagt Doris Hofmann, Leiterin von Donum Vitae Freising. "Jede zweite bis dritte Frau ist von einer Fehlgeburt betroffen." Seit Kurzem bietet das Klinikum Freising in Kooperation mit Donum Vitae, Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, den betroffenen Eltern eine Gedenkfeier, bei der auch ihre verstorbenen Kinder zur Ruhe gebettet werden.

Früher, berichtet Hofmann, seien die winzigkleinen tot geborenen Kinder als "Klinikabfall" entsorgt worden. Das war noch bis zu dem Jahr 2006 so, damals trat eine Änderung des Bayerischen Bestattungsgesetzes in Kraft. Seitdem müssen auch Föten und Embryonen bei einem Gewicht von unter 500 Gramm auf einem Grabfeld zur letzen Ruhe gebettet werden - wenn von ihren Eltern keine Einzelbestattung gewünscht wird. Auf Initiative von Donum Vitae ist das in Freising schon seit 2005 auf einem etwa 50 Quadratmeter großen Grabfeld auf dem Waldfriedhof möglich. Die damalige Bevollmächtigte von Donum Vitae hatte bei der Stadt schon einige Jahre zuvor beantragt, eine solche Begräbnisstätte einzurichten. Zunächst aber wollte sich die Stadt nicht darauf einlassen, erzählt Hofmann. "Wir blieben hartnäckig und einige Jahre später stimmte die Stadt dann doch zu und das Grabfeld mit einer kleinen Stele wurde eingerichtet."

Für die betroffenen Eltern sei es wichtig, Abschied nehmen zu können, sagt der katholische Pastoralreferent Heinrich Schmid. Er veranstaltet gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Eva Stegschuster die ökumenische Gedenkfeiern für die Eltern ungeborener oder früh verstorbener Babys. Eltern wüssten dann, wo ihr Kind ist, sagt Schmid. "Es ist keine anonyme zur Ruhebettung mehr wie früher, sie sehen, da ist jetzt mein Kind. Sie haben einen Ort, wo sie trauern können", berichtet Schmid.

Bei Donum Vitae werden jedes Jahr etwa 25 Frauen betreut, deren Kind zu klein oder zu krank war, um leben zu können - oder die aus verschiedenen Gründen einen Abbruch wünschten. "Meistens ist bei diesen Frauen eine längere Begleitung notwendig", sagt Hofmann. Eltern, die lernen müssen, mit dem Verlust umzugehen, durchlebten eine unglaublich schwere Zeit. "Die große Freude am Anfang einer Schwangerschaft endet jäh in einer tiefen Trauer", schildert Hofmann. Gerade Frauen machten sich häufig Vorwürfe, stellten sich die Frage, ob sie schuld seien. Träume und Hoffnungen endeten abrupt. "Die Frauen freuen sich so sehr und stehen dann mit leeren Händen da. Die Trauer ist sehr groß", sagt Hofmann. Ganz wichtig sei, sich in Ruhe und mit viel Zeit von seinem Kind verabschieden zu können.

Eine gemeinsame Zur-Ruhe-Bettung habe schon einmal im März stattgefunden, berichtet der Pastoralreferent. Etwa 25 Eltern waren dabei. "Es war sehr berührend." Rituale seien heilsam, sagt Schmid. Danach könne man auch besser abschließen. Die Zeremonie sei sehr wertvoll und wichtig für die Eltern, sagt auch Hofmann. Die Trauerfeier bedeute für viele zwar eine große Hürde. "Sie müssen sich emotional noch einmal ausliefern, sich endgültig verabschieden", erklärt Hofmann. Danach aber können viele wieder den Blick nach vorne richten.

Die nächste Gedenkfeier findet am Mittwoch, 4. Juli, statt. Treffpunkt ist um 16.30 Uhr bei der Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof in Freising.

© SZ vom 04.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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