Neuer Beziehungsratgeber:Hilfe für Glückssucher

Neuer Beziehungsratgeber: Hilft dabei, den "emotionalen Analphabetismus" zu überwinden: Autorin Christina Candel.

Hilft dabei, den "emotionalen Analphabetismus" zu überwinden: Autorin Christina Candel.

(Foto: privat)

Die Freisinger Therapeutin Christina Candel gibt in ihrem ersten Buch anhand vieler Beispiele Tipps, wie ein gutes Miteinander gelingen kann

Von Sophie Vondung, Freising

Buchautoren stellt man sich gern als ganz eigene Spezies vor, die in ihren Kämmerchen auf der Suche nach Ideen vor sich hin brüten - weit weg vom Alltag der Mitmenschen. Doch oft ist die Welt kleiner, als man denkt. Denn wer in diesem Jahr in Buchhandlungen einen Blick ins Regal für Beziehungsratgeber wirft, wird dort entdecken, dass eine der Autorinnen aus Freising kommt: Christina Candel ist Diplom-Sozialpädagogin und Lehrtherapeutin im Zentrum für Halt und Bindung.

In ihrer Praxis unterstützt sie seit 13 Jahren Paare, Familien und Einzelpersonen, die ihre soziale Kompetenz steigern und ihre Beziehung verbessern wollen. Dieses Jahr ist ihr erstes Buch "Dem Glück ein Stück entgegen gehen" erschienen. Der Ratgeber will Möglichkeiten aufzeigen, wie man dies angehen kann. Anhand vieler Beispiele aus dem Leben ihrer Patienten will die Autorin dabei die Angst vor Veränderungen nehmen. Die Schilderung ihrer praktischen Arbeit sei ein wesentlicher Unterschied zu den zahlreichen anderen Beziehungsratgebern, erklärt Christina Candel. Als Ziel nennt die Autorin die Überwindung des "emotionalen Analphabetismus": "Man darf nicht vor seinen Gefühlen wegrennen, man muss sich ihnen stellen, sie auch anderen zeigen dürfen", sagt sie. Grundgedanke des Buches ist, dass der Schlüssel zum individuellen Glück in jedem Menschen selbst liegt. Die These "Beziehungen sind die Voraussetzung für Glück", scheint diesem Gedanken zunächst zu widersprechen. Doch "Glück ist kein Dauerzustand. Es muss Schritt für Schritt angestrebt werden", wendet die Autorin ein. Das eigene Glück sei nicht zwangsläufig von der Laune anderer abhängig. Wenn ein Mensch sich öffne, indem er dem anderen seine Gefühle zeigt, auch die negativen, bedeute dies Glück, denn dadurch werde die Bindung zum Gegenüber gestärkt, erklärt sie. Stückweise erinnern Candels Ausführungen an Freuds Psychoanalyse. Auch die Autorin sieht den Grund für viele psychische Probleme in der frühen Kindheit. Sie hält es für wichtig, die eigenen Ursprünge aufzudecken und die Schwierigkeiten, die sich dabei zeigen, anzugehen. "Wenn man weiß, wo der eigene emotionale Schmerz herkommt, kann man auch besser mit ihm umgehen", sagt sie.

Ein Unterschied zur Psychoanalyse sei jedoch, betont die Autorin, dass sie selbst viel Wert auf Körperwahrnehmung lege: "Wenn ein Patient beispielsweise einen Druck auf der Brust verspürt, kann dieser Schmerz auf eine psychische Ursache zurückgeführt werden, wie zum Beispiel eine in der Kindheit empfundene Trauer".

In ihrem Buch beschreibt Christina Candel anschaulich viele Therapiemethoden, beispielsweise die Haltetechnik, bei der Eltern ihr Kind einige Zeit einfach nur in den Armen halten. Dem Einwand, diese Art der Therapie könnte besonders Jugendlichen peinlich sein, hält Candel entgegen, in ihren Workshops brächten die Teilnehmer sich untereinander, aber auch ihr als Therapeutin großes Vertrauen entgegen. Außerdem nehme sie die Jugendlichen sehr erst: "Mit individuellen Methoden und Übungen versuche ich, den Eltern die Erfahrung mitzugeben, welcher Abstand ihnen und ihren Kindern gut tut. Manchmal müssen sie eben auch akzeptieren, dass sie den Nachwuchs gehen lassen müssen", erklärt sie. Einige Übungen aus Candels Therapie werden gegen Ende des Ratgebers genau erklärt, sodass man sie zu Hause nachmachen kann. Die Übung Körperspaziergang zum Beispiel machten viele Eltern gerne mit ihren Kindern vor dem Einschlafen, erklärt Cristina Candel. Bei dem schrittweisen Abtasten des Körpers von den Zehen bis zum Kopf könnten sie lernen, welcher Körperkontakt dem Kind gut tue. Aber auch für Paare lohne es sich, Übungen zu Hause nachzumachen: "Partner, die ja oft nur über die sprachliche oder die sexuelle Kommunikation in Kontakt sind, können die Erfahrung machen, dass es da noch weitere Möglichkeiten gibt, die Bindung zu stärken.", sagt sie. Candel betont, man stelle schnell fest, dass der Zeitaufwand sich lohne, wenn man den Mut hat, den Partner einfach kurz im Arm zu halten.

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