Neue Wohnung im Dachgeschoss:Eine Frage der Gerechtigkeit

Neue Wohnung im Dachgeschoss: Die Gauben werden den massiven Eindruck des Bankhauses noch verstärken, doch weil andere auch schon bauen durften, darf es auch Sperrer.

Die Gauben werden den massiven Eindruck des Bankhauses noch verstärken, doch weil andere auch schon bauen durften, darf es auch Sperrer.

(Foto: Marco Einfeldt)

Freisinger Stadtrat genehmigt schweren Herzens drei Gauben für das Bankhaus Sperrer am Marienplatz

Von Kerstin Vogel, Freising

Es ist schon eine Zwickmühle, in der sich die Freisinger Stadträte da in schöner Regelmäßigkeit befinden: Natürlich wissen sie um die Wohnungsnot in Freising und wollen ihre Innenstadt erklärtermaßen mit Leben erfüllen, weshalb sie eine Nachverdichtung in der Altstadt befürworten müssten. Doch nicht alles, was da zur Schaffung von Wohnraum geplant wird, passt auch in das ehrwürdige Altstadtensemble. Manch eine künftige Bausünde musste in der Vergangenheit schon verhindert werden - und immer wieder geht es dabei vor allem auch um die Freisinger Dachlandschaft.

Der jüngste Fall betrifft mit dem erst in den 70er Jahren errichteten Sperrer-Gebäude am Freisinger Marienplatz dabei nicht einmal ein Baudenkmal. Trotzdem stießen die Pläne der Bankhaus Sperrer AG, ein Büro im Dachgeschoss in eine 123 Quadratmeter große Wohnung umzubauen, nicht auf reine Gegenliebe. Denn eingebaut werden sollen dafür auf der dem Marienplatz zugewandten Seite des Hauses drei Dachgauben - und die finden zumindest beim Landesamt für Denkmalschutz keinen Gefallen.

Das Bankhaus Sperrer sei mit seinen vier Geschossen und dem Dach ohnehin schon zu groß und "um ein Geschoss zu hoch", schreibt Oberkonservatorin Hildegard Sahler in ihrer Stellungnahme. Ihre Befürchtung: Die Gauben würden den massiven Eindruck des Gebäudes noch verstärken, das Haus werde durch die Betonung des Daches gewissermaßen um ein weiteres Geschoss erhöht. "Das führt zu einer massiven Beeinträchtigung der denkmalgeschützten Umgebung", so Saller.

Ähnlich sah es am Mittwoch bei der Beratung im Bauausschuss Grünen-Stadträtin Charlotte Reitsam: Das Haus sei ohnehin schon überdimensioniert. Die an der Vorderfront genehmigten Dachgauben seien noch okay gewesen, aber zum Marienplatz hin gefalle ihr das überhaupt nicht. "Kein schönes Gegenüber für unser Asamgebäude", kritisierte auch ÖDP-Kollegin Monika Hobmeier: "Ich werde das auch ablehnen."

Die Mehrheit im Bauausschuss bewertete das am Ende allerdings anders und folgte der Empfehlung der Verwaltung, die Dachgauben zuzulassen - und zwar schon deshalb, weil man es in vergleichbaren Fällen zuletzt bereits getan hat. "Das ist jetzt die Konsequenz", sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Man habe bei einem Gebäude zwei Häuser weiter Dachgauben zur Schaffung von Wohnraum zugelassen, da könne man hier jetzt nicht ablehnen. Die Abstimmung sei ja auch keine "Geschmacksfrage", mahnte CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger. "Wenn es beispielsweise nach meinem Geschmack ginge, würde ich fünf Gauben schöner finden als die geplanten drei." Entscheiden müsse man aber aus rechtlicher Sicht und da bleibe nur die Zustimmung.

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